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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Synesius of Cyrene (370-413) De prouidentia Ägyptische Erzählungen über die Vorsehung
Erste Erzählung.

14.

Osiris wußte — denn man hatte ihn gelehrt, worin das Eigenthümliche, und worin das Fremdartige bestehe —, daß der Geist das Maaß der Glückseligkeit bestimme. Demnach brachte er es dahin, daß die Seinigen eben so dachten, wie er: daß Einzelne und Beamte unerschrocken vor äußeren Dingen blieben. Jene hingegen — denn sie lebten der Sinnlichkeit und es gebrach ihnen an Verstand —, sorglose Verehrer des Glücks, S. 94 das Fremdartige für Eigenthum haltend, waren voll Dünkels in Erwartung der Königsherrschaft, und, da sie nicht an sie gelangte, verzweifelten sie an sich und meinten, sie könnten nicht mehr leben. Wiederholt und öfter verdient es gesagt zu werden: "Die Richtschnur der Ungeschliffenheit ist, nicht abzuwarten das Loos des Lebens, wie bei Tische ein Gericht, das herumgeht und an uns kommen wird, damit wir es nehmen, sondern dasselbe zu entraffen, oder heimlich wegzunehmen. Ein Solcher wird, wenn er es erhält, als unordentlicher Gast verlacht und dem Anordner des Mahles verhaßt werden, da er durch Ungebühr, was wenigstens von ihm abhängt, die Ordnung stört; wenn er es aber nicht erhält, so widerfährt ihm nicht bloß dieses, sondern er wird außerdem noch weinen, wie ein Knäblein, auf das vorübergetragene und an den Nachbar gelangte Gericht selbst gespannt:“ Beinahe eben so ging es dem Typhos; denn er hatte sich den Göttern verhaßt gemacht und jammerte, und die Menge lachte des Vorfalls. Nicht einmal, daß er viele Monate von Gram gebeugt war und täglich den Tod erwartete, nicht einmal dieß erregte Mitleid, sondern Zorn bei den Mannhaften und Gelächter bei den Weichherzigern, so daß dieser Vorfall bereits zum Sprichworte ward, und man die, welche blassen Gesichtes waren, fragte: „Ist etwa deinem Bruder Heil widerfahren?“ Mit Recht wäre er durch sich selbst gefallen, dem Verderben preisgegeben; doch hielt jetzt das verruchte Weib, das auch im Unglücke zu sehr Weib war, sich und ihn zurück, stets willfährig ihn findend, und zog ihn vom Weinen ab, ihm Beschäftigung gebend, Leidenschaft durch Leidenschaft verdrängend, Schmerz durch Lust beseitigend. So kämpfte er dagegen, abwechselnd den entgegengesetztesten Uebeln erliegend. Bald wehklagte er, bald entbrannte er in Lust; zügellose Jünglinge drängten sich da und immer mehrere in sein Haus, und es gab Schmaus- S. 95 und Trinkgelage, um damit die Zeit zu tödten und den Geistesnebel zu mildern. Auch im Uebrigen sannen sie darauf, daß sie ganz und gar nicht Muße finden, an Osiris Glück zu denken. Sie legten Teiche an, und Inseln in den Teichen, und auf den Inseln künstliche warme Bäder, damit sie sich unter Weibern gemeinschaftlich enthüllen und ohne Scheu vereinen könnten.

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Ägyptische Erzählungen über die Vorsehung
L'Égyptien ou De la providence Compare

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