39.
Demnach darf man nicht so weit gehen zu sagen „alles, was von irgend jemand geboren worden ist, dürfe darum auch schon immer dessen Sohn genannt werden. Davon will ich nun nicht reden, daß ein Sohn in ganz anderer Weise von einem Menschen herstammt, als vielleicht ein Haar oder eine Laus oder ein Eingeweidewurm, Dinge, die man doch alle nicht als Söhne betrachten kann. Dergleichen will ich also, wie gesagt, übergehen, weil es unschicklich wäre, es mit etwas so Erhabenem zu vergleichen. Aber es wird gewiß auch niemand solche, die aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste wiedergeboren werden1, nun mit Recht Söhne des Wassers nennen; vollkommen richtig heißen sie dagegen Söhne des göttlichen Vaters und der Mutter Kirche. Geradeso ist auch der vom Heiligen Geiste geborene Christus zwar der Sohn Gottes des Vaters, aber nicht des Heiligen Geistes. Denn selbst das, was wir über das Haar und die anderen Dinge gesagt haben, besitzt doch wenigstens soviel Wert, daß wir uns dadurch vor Augen halten, es dürfe nicht alles, was von S. 432 irgend jemandem her seinen Ursprung nimmt, nun auch der Sohn dessen genannt werden, von dem er stammt. Aus diesem Satz geht (umgekehrt) auch hervor, daß man nicht sagen kann, einer der jemandes Sohn heißt, sei nun auch wirklich von diesem geboren: so ist es z. B. bei Adoptivsöhnen. So redet man auch von Söhnen der Hölle: das sind aber keine solchen Menschen, die aus ihr geboren, sondern solche, die für sie bestimmt sind; geradeso heißt man auch Söhne des (Himmel)reiches solche, die für dieses Reich bestimmt sind2.