77.
Es sollen sich also diejenigen nicht täuschen, die meinen, sie könnten sich durch ein noch so reichliches Almosen an Früchten oder Geld Straflosigkeit für ihr Verharren im Greuel ihrer Sünden und in ihren Schandtaten erkaufen. Dergleichen böse Taten vollbringen sie wirklich; und dazu lieben sie ihre Sünden auch noch so sehr, daß sie immerdar darin zu verharren wünschten, wenn es nur ohne Strafe geschehen könnte. „Wer aber Unrecht liebt, der haßt seine Seele1“, und wer seine Seele haßt, der ist nicht barmherzig gegen sie, sondern grausam; denn die Seele lieben nach dem Geiste der Welt, heißt sie hassen nach dem Geiste Gottes. Wollte einer seiner Seele Almosen geben, so daß ihr alles rein wäre, der müßte sie hassen nach dem Geiste der Welt, sie aber lieben nach dem Geiste Gottes. Es gibt aber keiner auch nur das kleinste Almosen, es sei denn, daß er die Mittel hiezu von dem empfängt, der an nichts Mangel hat. In diesem Sinne steht geschrieben: „Seine Barmherzigkeit wird mir zuvorkommen2.“