69. Brief — An Anton Gaytán in Alba
Valladolid, im Dezember 1574
Ratschläge, das innerliche Gebet betreffend.
Jesus sei mit Ihnen!
Gott vergelte Ihnen das Almosen, das Sie mit dem Buche mir gespendet, das ganz passend für mich ist! Um auf das zu antworten, was Sie mich in betreff des Gebetes fragten, hätte ich mehr Zeit notwendig, als mir zu Gebote steht. Das Wesentliche ist die ganz gewöhnliche Verfahrungsweise, die jene zu beobachten haben, die zur Beschauung gelangt sind; ich habe es Ihnen schon oft dargelegt, wenn Sie es noch nicht vergessen haben. Sie müssen wissen, daß es, wie in der äußeren Welt, so auch in der inneren verschiedene Witterungen gibt, und es kann dies auch nicht anders sein. Deshalb seien Sie ohne Sorge; denn es ist nicht Ihre Schuld.
Im übrigen habe ich keine Stimme, weil ich Richter und Partei bin. Auch mich drängt meine natürliche Neigung immer zur Einsamkeit, obgleich ich nie gewürdigt wurde, ein einsames Leben zu führen. Und weil dieses Leben unserem Orden ganz eigen ist, so könnte ich wohl einen Rat geben, der passend wäre für mich, aber nicht für Sie. Reden Sie hierüber recht offen mit dem Pater Rektor. Er wird Ihnen zu erkennen geben, was für Sie das beste ist. Sie selbst aber müssen achthaben, wozu Ihr Geist mehr hinneigt. Behüte Sie Gott! Ich habe so viele Briefe zu schreiben, daß ich nicht weiß, wie ich nur dies Wenige noch schreiben konnte. Der Bote wartet schon.
Von meiner Reise kann ich jetzt nichts Neues sagen. Ich weiß auch nicht, wie sie in diesem Jahre noch möglich sein sollte. Indessen bei Gott ist alles möglich. Empfehlen Sie mich recht angelegentlich Seiner Majestät, wie ich ihr auch Sie empfehle, und lassen Sie immer etwas von sich hören.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
Anschrift: An den sehr erlauchten Herrn Anton Gaytán, meinen Gebieter.
