3.
Allem Geschaffenen kommt nämlich auf Grund der Tatsache, daß es in ganz gleicher Weise aus dem Nichtsein zum Sein gelangte, eine Verwandtschaft untereinander zu; denn gleichwie beim Baue unseres Körpers alle Glieder, mögen sie ihre Stelle mehr oben oder mehr unten haben, unter sich verwandt sind, so ist auch die geschaffene Natur eben auf Grund der gleichen Erschaffung in Verwandtschaft miteinander verbunden und der Unterschied zwischen größerer oder geringerer Vollkommenheit, den wir Menschen aufstellen, vermag nicht, dieses verwandtschaftliche Verhältnis zu zerstören. Denn an welchen Dingen sich vorher die gleiche Nichtexistenz feststellen läßt, an denen findet sich, so sehr sie auch in anderen Punkten eine Verschiedenheit aufweisen, doch in diesem Punkt keine Wesensverschiedenheit. Wenn nun der Mensch, der ein geschaffenes Wesen ist, auch den Heiligen Geist und ebenso den Eingebornen für ein Geschöpf halten wollte, so hätte er sich, indem er nur zu sich selbst zurückkehren würde, in seiner Hoffnung, in einen besseren Zustand versetzt zu werden, sicher getäuscht. Eine solche Auffassung würde der des Nikodemus ähnlich zu erachten sein, der da, als der Herr zu ihm von der Wiedergeburt sprach, in seinen Gedanken auf den Mutterschoß verfiel. Wer sich daher bei der Wiedergeburt nicht mit der unerschaffenen Natur verbinden will, sondern mit einem ihm verwandten und gleichfalls abhängigen Geschöpf, dessen Wiedergeburt kommt nicht von oben, sondern von unten. Das Evangelium aber lehrt, daß S. 82 diejenigen, welche selig werden wollen, von oben her wiedergeboren werden müssen (Joh. 3, 3).