II.
Erwähnenswert ist auch, was am gleichen Tage mit Romanus in Antiochien geschah. Er stammte aus Palästina und war Diakon und Exorzist in der Kirche von Cäsarea. Er kam gerade zur Zeit der Zerstörung der Kirchen nach Antiochien. Als er dort im dichten Gedränge mehrere Männer zugleich mit Frauen und Kindern zu den Götterbildern treten und Opfer darbringen sah, meinte er diesen Anblick nicht ertragen zu können und im Eifer für den Glauben näherte er sich ihnen und wies sie mit lauter Stimme zurecht. Ob seiner Kühnheit gefangengesetzt, zeigte er sich als ein Zeuge der S. 278Wahrheit, so edel, wie nur überhaupt einer. Als der Richter über ihn den Tod durch das Feuer verhängte, nahm er das Urteil mit heiterem Angesicht und größter Fassung freudig auf und ließ sich abführen. Er wurde an den Pfahl gebunden. Um ihn war bereits das Holz aufgeschichtet, und diejenigen, welche den Scheiterhaufen in Brand stecken sollten, warteten nur noch auf die Weisung des anwesenden Kaisers, da rief er: „Wo bleibt das Feuer für mich?“ Auf diese Worte hin wurde er vor den Kaiser gerufen, um einer anderen neuen Bestrafung seiner Zunge unterworfen zu werden: er ertrug das Abschneiden derselben auf die mannhafteste Weise und ließ so alle durch die Tat erkennen, daß denjenigen, die irgend ein Ungemach für ihren Glauben ertragen müssen, eine göttliche Kraft zur Seite steht, die ihre Mühsale leichter macht und ihren Mut stärkt. Der Edle geriet nicht in Schrecken, als er von der neuen Art seiner Bestrafung gehört: er streckte ohne weiteres von selbst die Zunge heraus und bot sie bereitwilligst bequem zum Abschneiden dar. Nach dem Vollzug dieser Strafe1 wurde er in das Gefängnis geworfen und dort überaus lange gequält. Und als schließlich die Feier des zwanzigjährigen Regierungsjubiläums der Herrscher herannahte und infolge der dabei herkömmlichen Amnestie zu allen Gefangenen in den Kerkern weit und breit der Ruf der Freiheit drang, wurde Romanus allein, seine beiden Füße über fünf Löcher gespannt, auf dem Holze selbst noch liegend mit einem Stricke erdrosselt und so, wie er es ja ersehnt hatte, mit dem Martyrium geschmückt. Da Romanus aus Palästina stammte, ist er sicher den palästinensischen Märtyrern beizuzählen, obwohl er außerhalb des Landes litt. Das geschah in der geschilderten Weise im ersten Jahre, da die Verfolgung nur auf die Vorsteher der Kirche sich erstreckte.
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Nach der längeren Rezension [S], welche übrigens sonst manche hier gegebene Einzelheiten vermissen läßt, redete R. auch nach dieser Strafe wieder kraftvoll durch die Gabe Gottes. ↩