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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierte Homilie. Kap.1, V.17-22.

8.

Woran also, sag mir, soll ich dich als Christ zu erkennen vermögen, da doch alles, was ich da aufgezählt habe, auf das Gegenteil hinweist? Was rede ich aber von Christ? Man kann ja nicht einmal recht sehen, ob du überhaupt ein Mensch bist? Denn wenn du ausschlägst wie ein Esel, Sprünge machst wie ein Stier, S. 74nach Weibern gierst wie ein Hengst, so gierig frissest wie ein Bär, dich mästest wie ein Maulesel, rachsüchtig bist wie ein Kamel, räuberisch wie ein Wolf, zornmütig wie eine Schlange, wenn du stichst wie ein Skorpion, verschmitzt bist wie ein Fuchs, giftgeschwollen wie eine Natter und eine Viper, gehässig bist gegen deine Brüder wie der böse Dämon, wie soll ich dich da noch für einen Menschen halten, da ich in dir die Merkmale der Menschennatur nicht mehr sehe? Während ich den Unterschied zwischen Katechumenen und Getauften suche, bin ich in Gefahr, nicht einmal den zwischen einem Menschen und einem, wilden Tiere zu finden. Oder wie soll ich dich nennen? ein wildes Tier? Aber jedes wilde Tier hat doch nur eine dieser schlechten Eigenschaften, du aber vereinigst sie alle zugleich und übertriffst sie durch deine Schlechtigkeit noch bedeutend. Oder soll ich dich einen Dämon heißen? Aber der Teufel dient wenigstens nicht der Lust des Fleisches und ist nicht lüstern nach Reichtum. Wenn du also noch schlechter bist als wilde Tiere und Dämonen, sag' mir, wie soll ich dich da einen Menschen nennen? Wenn du aber den Namen Mensch nicht verdienst, wie soll ich dir den eines Christen geben?

Was aber noch viel schlimmer ist: obwohl wir so schlecht sind, wir beachten gar nicht, wie missgestaltet unsere Seele ist, kennen nicht einmal ihre Hässlichkeit. Wenn du aber in der Barbierstube sitzest, um deine Frisur ordnen zu lassen, da nimmst du den Spiegel und siehst genau wie die Haare liegen, ja fragst auch noch die Umstehenden und den Barbier selbst, ob auch die Frisur um die Stirne herum recht schön gelungen sei. Ja sogar Greise schämen sich oft nicht, noch jünger erscheinen zu wollen, als sie sind. Wenn aber unsere Seele missgestaltet, ja tierisch geworden ist wie die einer Szilla oder einer Chimäre, wie die heidnischen Fabeln lehren, so geht uns das nicht im geringsten zu Herzen. Und doch gibt es auch hierfür einen geistigen Spiegel, der noch viel besser und brauchbarer ist als jener; denn er zeigt uns nicht nur unsere Hässlichkeit, sondern er verwandelt sie auch in unvergleichliche Schönheit, wenn wir es nur wollen. S. 75Dieser Spiegel aber ist das Andenken an edle Männer, die Geschichte ihres Lebens ist die Lesung der Hl. Schrift, sind die Gesetze, die uns Gott gegeben. Ja, wenn du nur ein einziges Mal die Bilder jener Heiligen sehen wolltest, und deine eigene hässliche Seele daneben schautest, du brauchtest nichts anderes mehr, um dich von solcher Makel zu befreien. Gerade dafür dient uns dieser Spiegel, dass er uns die Bekehrung erleichtert. Keiner mache es also fernerhin noch den unvernünftigen Tieren gleich.

Wenn schon der Knecht1 das Haus seines Vaters nicht betrat, wie willst du die Schwelle überschreiten, der du einem wilden Tiere gleichgeworden bist? Und was sag' ich: einem wilden Tiere? Wer so geworden, ist ja noch viel schlimmer als ein wildes Tier; denn diese sind von Natur aus wild und doch werden sie oft durch die Kunst der Menschen gezähmt; du aber, der du jene natürliche Wildheit in unnatürliche Zahmheit verwandelst, was hast du noch für eine Entschuldigung, wenn du deine eigene natürliche Zahmheit in unnatürliche Wildheit verkehrst? Das Tier, das von Natur aus wild ist, lässest du sehen, nachdem du es gezähmt hast, dich selbst aber, der du von Natur aus zahm sein solltest, zeigst du in unnatürlichem Zorne. Den Löwen bändigst du und machst ihn zahm, deinen eigenen Zorn aber lässest du wilder werden, als je dein Löwe war. Und doch erschwerten dir zwei Umstände die Sache: erstens, dass dieses Tier keine Vernunft besitzt, und zweitens, dass es von allen das wildeste ist. Und doch hast du mit dem von Gott dir verliehenen Verstande auch seine Natur besiegt. Nachdem du also sogar die Natur wilder Tiere bezwungen, warum gibst du bei dir selbst nicht bloß die Natur, sondern sogar das Vorrecht freier Selbstbestimmung preis? Ja, hieße ich dich einen anderen Menschen zähmen, du würdest nicht glauben, ich hätte dir etwas Unmögliches aufgetragen; und doch könntest du mir einwenden, du seiest nicht der Herr über den Willen eines anderen. Hier aber handelt es sich um das wilde Tier, das in dir selber steckt, über das du vollkommene Macht besitzest.


  1. der ungeratene Sohn im Evangelium ↩

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Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

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