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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiundsiebzigste Homilie. Kap. XXIII, V.13-28.

2.

Um nun hervorzuheben, dass es keinen besonderen Nachteil bringt, wenn man die leiblichen Reinigungen unterlässt, indes eine schwere Strafe verdient, wer die Reinheit der Seele - nämlich die Tugend - geringschätzt, so nennt er jene Handlungen eine Mücke, weil es etwas Geringfügiges und Nichtssagendes ist, und diese nennt er Kamel, weil es etwas Wichtiges ist. Daher seine Worte:

V. 24: "Die Mücke seihet ihr ab, das Kamel verschlucket ihr."

Erstere Vorschriften waren wegen der letzteren gegeben worden, wegen der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit; weshalb es denn auch nichts nützt, wenn man sie um ihrer selbst willen beobachtet. Wenn das Geringere wegen des Wichtigeren befohlen ist und man vernachlässigt letzteres, während man ersteres eifrig übt, so bringt einem auch das keinen Vorteil; denn das Wichtigere ist nicht wegen des Geringeren da, sondern umgekehrt. Der Herr will mit seinen Worten darlegen, dass auch zur Zeit vor dem Gesetze der Gnade das Hauptgewicht nicht auf diesen Vorschriften lag, dass der eigentliche Zweck vielmehr im anderen bestand. Wenn es nun schon vor der Gnade so bestellt war, so mussten diese Vorschriften um so wertloser sein, ja ganz außer Geltung treten, nachdem einmal so erhabene Gesetze gegeben wurden. Die Bosheit ist also allweg ein Unheil, vornehmlich aber dann, wenn man glaubt, man bedürfe keiner Besserung, am allermeisten jedoch, wenn man S. d1046 fähig zu sein vermeint, auch noch andere zu bessern. Der Herr gibt das zu erkennen, indem er die Pharisäer blinde Führer heißt. Ist es schon ein großes Unglück und Elend, wenn ein Blinder denkt, er brauche keinen Führer, so liegt es auf der Hand, wohin es kommen muss, wenn er auch noch andere führen will.

Der Herr wollte andeuten, dass der Ehrgeiz der Schriftgelehrten überspannt sei und an Wahnsinn grenze. Darin aber lag ja die Wurzel ihres Verderbens, dass sie alles nur des Scheines wegen taten. Deshalb gelangten sie nicht zum Glauben, deshalb vernachlässigten sie das wahre Tugendleben, deshalb waren sie nur auf die leiblichen Reinigungen bedacht, ohne sich um die Reinigung der Seele zu kümmern. Um sie also zur wahren Tugend und zur Reinigung der Seele hinzuführen, spricht Jesus von der Barmherzigkeit, der Gerechtigkeit und dem Glauben. Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Wahrhaftigkeit sind ja die Pfeiler unseres Lebens; in diesen Tugenden besteht die Reinheit der Seele; sie machen uns zum Verzeihen geneigt und halten uns ab, gegen die Fehlenden allzu erbittert und unversöhnlich zu werden. Daraus erwächst uns ein doppelter Vorteil: wir werden einerseits liebevoll und ziehen uns die Liebe Gottes, des Vaters aller, in reichem Maße zu; ferner werden wir zum Mitleid mit den Bedrängten und zur Hilfeleistung gestimmt; überdies vor Trug und Tücke bewahrt. Wenn aber Christus sagt: "Das eine sollt ihr tun, das andere nicht unterlassen", so will er uns damit nicht die Beobachtung des Gesetzes vorschreiben, durchaus nicht, wie wir schon früher dargelegt haben; und wenn er von der Schüssel und dem Becher spricht:

V.26: "Reinige zuerst das Inwendige des Bechers und der Schüssel, damit auch deren Außenseite rein werde",

so will er ebensowenig die kleinlichen Vorschriften des Alten Bundes auferlegen; vielmehr zeigt er bei jeder Gelegenheit das gerade Gegenteil, dass sie nämlich überflüssig sind. So sagte er nicht: reiniget die Außenseite, sondern: reiniget das Inwendige, denn das andere folgt von selbst aus diesem. Überhaupt meint er eigentlich gar nicht Becher und Schüssel, sondern Seele und Leib; mit S. d1047 der Außenseite bezeichnet er den Leib, mit dem Inwendigen die Seele. Mußt du nun schon bei einer Schüssel auf das Inwendige sehen, wieviel mehr bei dir selbst. Ihr aber, sagt er, tut das Gegenteil, ihr sehet auf das Geringfügige und Äußerliche, während ihr das Wichtige und Innerliche vernachlässigt. Hieraus erwächst euch der allergrößte Schaden, nämlich dass ihr glaubet, damit alles getan zu haben, und dass ihr das übrige geringschätzet, was dann zur Folge hat, dass ihr euch keine Mühe gebet und keinen Eifer entfaltet, es zu üben.

Sodann tadelt er sie wieder wegen ihrer Eitelkeit; er nennt sie übertünchte Gräber und sagt zu allen: „Heuchler!" Heuchelei war ja die Ursache all ihrer Schlechtigkeit und die Quelle ihres Verderbens. Er sagt aber nicht einfach, sie seien übertünchte Gräber, sondern setzt noch dazu, sie seien voll Unrat und Heuchelei. Damit wollte er auf den Grund ihres Unglaubens hinweisen, auf ihre große Heuchelei und Ungerechtigkeit. Aber nicht bloß Christus, sondern schon die Propheten machen ihnen immer wieder diesen Vorwurf, dass sie Räuber seien, dass ihre Obrigkeit nicht nach

Gerechtigkeit Recht spreche. Überhaupt findet man immer wieder die Tatsache, dass ihre Opfer zurückgewiesen werden und dafür Gerechtigkeit verlangt wird. Es liegt daher nichts Befremdliches, nichts Neues in dem Gesetze oder in den Vorwürfen Christi, ja selbst nicht in dem Bilde vom Grabe. Bereits der Prophet kennt es und nennt die Juden nicht bloß einfachhin ein Grab, sondern sagt sogar: "Ihr Rachen ist ein offenes Grab"1 . Solche Leute gibt es auch heutzutage in großer Zahl, die sich auswendig schmücken, im Innern aber voll Ungerechtigkeit sind. Auch jetzt gibt man sich viele Mühe und verwendet viel Sorge auf die Sauberkeit im Äußeres, auf die Reinheit der Seele aber nicht die geringste. Könnte man das Gewissen jedes einzelnen öffnen, wie viele Würmer, wieviel Eiter und unausstehlicher Gestank würden zutage treten, ich meine: sündhafte Begierden und andere Schlechtigkeiten, die noch ekliger sind als Leichenwürmer!


  1. Ps. 5,11 ↩

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