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Œuvres Synésios de Cyrène (370-413) De prouidentia Ägyptische Erzählungen über die Vorsehung
Zweite Erzählung.

3.

Nachdem nun die Aegyptier sich glorreich der Thore bemeistert und zwischen sich und den Feinden die Mauer hatten, wandten sie sich gegen die, welche in der Stadt zurückgeblieben, und schnellten; schossen, hieben, stachen jeden einzeln, viele auf einmal nieder. Diejenigen, welche sich irgend eines festen Platzes bemächtigt hatten, brannten sie, wie Wespen, zugleich mit ihren Tempeln, zugleich mit ihren Priestern aus, unter schrecklichem Geheul und Geschrei des Typhos; denn auch in Glaubenssachen hing er den Skythen an, wollte mit den Barbaren Friedensunterhandlungen anknüpfen, und betrieb es wieder, daß das feindliche Heer einzöge, als hätte es kein unheilbares Uebel angerichtet. Jene aber, das Volk, eilten alle aus freiem Antriebe, ohne Anführer; doch war durch Hülfe der Götter jeder selbst Heerführer und Krieger, Hauptmann und gemeiner Soldat. Was wäre unmöglich, wenn Gott will und den Menschen Gelegenheit verschafft, sich auf alle Weise zu retten? Daher übergaben sie dem Typhos nimmer die S. 112 Thore. Auch im Uebrigen war die Gewaltherrschaft erloschen, nachdem die Gründer derselben aus der Stadt vertrieben waren. Zuerst nun versammelte man sich bei dem Oberpriester, zündete heiliges Feuer an und erhob Dankgebete für das Vollbrachte und Flehgebete für das, was man vorhatte. Dann baten sie um Osiris, da sonst kein Heil für den Staat wäre. Und der Priester verhieß sowohl ihn, mit der Götter Beistand, als auch die, welche mit ihm verbannt worden waren, weil man sie beschuldigte, der nämlichen Gesinnung zu seyn. Den Typhos hielt man für gut eine Zeit lang zu täuschen. Er aber, weil er nicht sogleich die verdiente Strafe empfing — mit Recht wäre er als Vor- und Schlachtopfer für den Krieg gefallen; denn er hatte es hauptsächlich dahingebracht, daß die Aegyptier eine Zeit lang in der Sklaverei der Skythen standen —, und weil Dike, weise und kundig, die Zeit gehörig zu ermessen, ihn zu strafen säumte, glaubte, durchaus der Götter spotten zu dürfen. Da er noch dem Scheine nach die Gewaltherrschaft besaß, trieb er sorgfältiger und schamloser die Gelder ein, so daß er sie auch zum zweiten male von den Untergeordneten forderte, bald drohend, er werde ihnen, so lange er könnte, gewaltiges Unglück bereiten; bald wieder niedergeschlagen und jammernd, damit ich nicht, sagte er, die Herrschaft verliere. So sehr bethört und wahrhaft verblendetet an Geist war er, daß er durch Schmeichelei und Geld den Priester zu berücken hoffte — diesem aber war es ein Gräuel, mehr auf Geld, als auf Vätersitte zu halten —, ja er suchte auch die Fremdlinge, welche mit Macht aufgebrochen und sehr weit von Thebä entfernt waren, durch Abgeordnete, Bitten und Geschenke wieder zur Rückkehr zu bewegen; und alle seine Handlungen und Anschläge vgrriethen ganz deutlich, daß er Aegypten wieder den Barbaren verrathen wolle. Offenbar war er im Vertrauen auf seine theueren Skythen ohne alle S. 113 Furcht, wo nicht auch hoch erfreut, daß er nicht bei Lebzeiten den Osiris zurückkehren und im Besitze der Herrschaft sähe. Seitdem aber die Barbaren augenscheinlich, nicht, um Aegyptens Verfassung zu ändern, wie sie vorher gethan, sondern um sie von Grund aus zu stürzen und nach Skythischer Weise zu herrschen, das Land angriffen, und, um es kurz zu sagen, die Verwaltung an dem ärgsten der zwei Uebel, des Krieges und der Empörung, litt: in Hinsicht der Empörung an inneren Anregungen und Verräthereien, welche im Kriege am wenigsten stattfinden; in Hinsicht des Krieges aber daran, daß die Gefahr allen gemeinsam war — denn die Empörungen tragen, weil sie den Staat retten wollen, die höchste Leitung von denen, die sie besitzen, auf andere über; damals aber herrschte von beiden beides Schlechtere —; so konnte man keinen Aegyptier finden, dem nicht des Wütherichs Entwürfe und Handlungen verabscheuungswürdig däuchten, wenn auch einer ganz verworfen war und nur von der Furcht im Zaume gehalten wurde. Dieß war es, was die Götter abzuwar ten beschlossen hatten, damit kein Funke der Gegenpartei insgeheim im Staate genährt würde, der einige, wenn nicht gerechte, doch wenigstens scheinbare Entschuldigungen des Uebels hätte. Da hielten endlich einmal Götter und Greise eine Versammlung wegen Typhos, und offenbar ward alles, was schon lange alle einzeln äußerten: von Weibern, die beider Sprachen kundig, denen, welche sie nicht verstanden, gegenseitig ihre Anschläge dolmetschten, der Aegyptierin die der Ausländerin und umgekehrt der einen die der andern; von Verschnittenen und Angebern, welche alle zu denen gehörten, die von Typhos und seiner Frau gegen Osiris bestellt, und zwar vor Kurzem zu den ärgsten Beweisen gebraucht worden waren; von Besetzungen tauglicher Plätze auf Anstiften des Typhos, der fast eine Belagerung herbeiführte, damit die heilige Stadt von dem S. 114 Aergsten bedrängt würde; und daß man es mit allem Eifer betrieb, daß die Skythen auch auf das andere Ufer des Stromes übersetzten, damit Aegypten nicht zur Hälfte unglücklich wäre, sondern alles allenthalben vertilgt würde, und daß man nicht Zeit fände, Osiris aufzusuchen. Nachdem dieses dargethan war, verurtheilten ihn die Menschen einstimmig zum Gefängnisse und beschlossen über die Leibes- oder Geldstrafe, welche ihm aufgelegt werden sollte, ein zweites Gericht gegen ihn niederzusetzen; die Götter aber lobten die anwesenden Räthe, daß sie ihm, was sich gebührte, zuerkannt; sie selbst stimmten dafür; man solle, sobald Typhos gestorben, ihn den Pönen übergeben und in den Kokytos schleudern, endlich solle er verflucht und ein Höllendämon seyn, gleich den Titanen und Giganten, und das Elysion nicht einmal im Traume je sehen, geschweige je emportauchen und schauen das heilige Licht, den Anblick frommer Seelen und seliger Götter.

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Traductions de cette œuvre
Ägyptische Erzählungen über die Vorsehung
L'Égyptien ou De la providence Comparer

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