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Kirchengeschichte (BKV)
28. Die Schicksale der rechtgläubigen Bischöfe zu Konstantinopel
Hier weilte nämlich Konstantius, nachdem er aus dem Abendlande zurückgekehrt war. Acacius entflammte nun den Zorn des Kaisers durch viele Klagen über die zur Synode gekommenen Bischöfe, die er als einen Haufen gemeiner Menschen bezeichnete, die nur zum Verderben und zum Untergang der Kirchen versammelt seien. Nicht zum wenigsten aber erregte den Unwillen des Kaisers das, was er gegen Cyrillus vorzubringen wußte. Er erzählte nämlich, Cyrillus habe das S. 155 heilige Gewand, das der ruhmreiche Kaiser Konstantin in der Absicht, die Kirche von Jerusalem auszuzeichnen, dem Bischof dieser Stadt, Makarius, geschenkt hatte, damit er es bei der feierlichen Spendung der heiligen Taufe trage — dasselbe war aus Goldfäden gewirkt — verkauft, und zwar habe dieses ein Tänzer vom Theater gekauft, habe dasselbe angezogen und mit demselben getanzt, sei aber gestürzt und habe sich dabei so verletzt, daß er daran gestorben sei. „Und Leute,“ so fügte er hinzu, „die einen solchen Menschen zum Genossen haben, wollen über die anderen zu Gericht sitzen und urteilen!“
Hiervon nahmen nun die Höflinge Veranlassung, den Kaiser zu überreden, daß er nicht die gesamte Synode zu sich berufe, weil sie die Einmütigkeit einer so großen Anzahl fürchteten, sondern nur die zehn angesehensten Bischöfe. Unter diesen waren Eustathius aus Armenien, Basilius aus Galatien, Silvanus von Tarsus und Eleusius von Cycicus. Als diese angekommen waren, suchten sie den Kaiser zu bestimmen, daß er über das gotteslästerliche und gesetzwidrige Treiben des Eudoxius eine Untersuchung anstellen lasse. Allein derselbe, von der Gegenpartei beeinflußt, erwiderte, man müsse zuerst über die Glaubenssachen eine Entscheidung treffen, erst dann solle auch die Angelegenheit des Eudoxius in Untersuchung gezogen werden. Hierauf suchte Basilius im Vertrauen auf die frühere Freundschaft dem Kaiser in freimütiger Vorstellung klar zu machen, daß er gegen die apostolischen Lehren ankämpfe, aber Konstantius nahm das ungnädig auf und befahl dem Basilius als dem Urheber der Verwirrung in den Kirchen, zu schweigen. Als daraufhin Basilius seine Auseinandersetzung abbrach, nahm Eustathius das Wort: „Nachdem du, o Kaiser, willst, daß über den Glauben verhandelt werde, so sieh doch die Gotteslästerungen, welche Eudoxius gegen den Eingeborenen sich erlaubt hat!“ Mit diesen Worten überreichte er eine Glaubensformel, in der neben vielen anderen gottlosen Sätzen auch folgende enthalten waren: Was die Dinge auf verschiedene Weise hervorbringt, das ist auch seinem Wesen nach verschieden1. Nun gibt es S. 156 einen Gott Vater, aus dem alles ist, und einen Herrn Jesus Christus, durch den alles ist; es ist aber „ aus dem“ verschieden von „ durch den“. Also ist auch der Sohn verschieden von Gott dem Vater. Diese Formel ließ Konstantius vorlesen, geriet über die darin enthaltene Gottlosigkeit in heftigen Zorn und fragte den Eudoxius, ob er das geschrieben habe. Dieser erwiderte sofort verneinend und erklärte, Aëtius habe es geschrieben. Es war dieses jener Aëtius, den früher Leontius aus Furcht vor den Anklagen des Flavianus und Diodorus des Diakonates entsetzt hatte2; Georgius, der ränkevolle Bedrücker der alexandrinischen Kirche3, hatte ihn dann als Gehilfen benützt bei seinen gottlosen Reden und frevelhaften Unternehmungen; jetzt aber weilte er bei Eudoxius zugleich mit Eunomius. Als nämlich nach dem Tode des Leontius Eudoxius den bischöflichen Stuhl von Antiochien an sich gerissen hatte, war er mit Eunomius aus Ägypten zurückgekehrt und hatte in Eudoxius einen Gesinnungsgenossen gefunden, der neben der gottlosen Lehre einer sybaritischen Schwelgerei ergeben war. Er zog deshalb auch den Aufenthalt in Antiochien jedem anderen vor und beteiligte sich mit Eunomius fleißig an den Gelagen des Eudoxius. Er führte nämlich ein Schmarotzerleben und besuchte fortwährend bald diesen bald jenen, um sich den Bauch zu füllen. — Auf die oben erwähnte Äußerung des Eudoxius hin ließ nun der Kaiser den Aëtius hereinführen, zeigte ihm jene Glaubensformel und fragte ihn, ob er diese Sätze verfaßt habe. Da dieser von dem, was vorhergegangen war, nicht die mindeste Kenntnis hatte und den Zweck der Frage nicht ahnte, im Gegenteil von der bejahenden Antwort sogar Lob zu ernten hoffte, so bekannte er sich als Verfasser dieser Sätze. Der Kaiser jedoch, der auf solche Weise das Übermaß seiner Gottlosigkeit kennen lernte, verwies ihn sofort in die Verbannung und befahl, ihn nach einem kleinen Orte Phrygiens abzuführen.
Dieser erntete somit als Frucht seiner Gotteslästerung Schande und wurde vom kaiserlichen Hofe S. 157 verwiesen. Hierauf erklärte Eustathius, daß auch Eudoxius die gleiche Gesinnung hege; denn Aëtius sei sein Haus- und Tischgenosse und habe im Dienste seiner Bestrebungen die gotteslästerliche Stelle niedergeschrieben. Ein deutlicher Beweis dafür, so sagte er, daß jener um das Schriftstück gewußt habe, liege darin, daß kein anderer, sondern gerade er behaupten konnte, die Glaubensformel rühre von Aëtius her. „Aber“, so erwiderte der Kaiser, „die Richter dürfen nicht auf bloße Vermutungen hin urteilen, sondern müssen das Tatsächliche mit aller Sorgfalt untersuchen.“ „Wohlan denn,“ entgegnete Eustathius, „so möge Eudoxius uns alle überzeugen, daß er nicht so denke, indem er das Schriftstück des Aëtius verdammt.“ Diese Forderung griff der Kaiser mit Freuden auf und befahl, daß es so geschehen solle. Eudoxius aber suchte Ausflüchte und wandte viele Kunstgriffe an, um dem Auftrag auszuweichen. Als jedoch der Kaiser unwillig wurde und drohte, ihn mit Aëtius wegzuschicken als einen Genossen seiner gottlosen Gesinnung, da verleugnete er seine eigene Lehre, die er doch damals wie auch später noch fortwährend verkündigte. Nun aber ging auch er gegen die Anhänger des Eustathius zum Angriff über, indem er erklärte, auch diese müßten den Ausdruck „gleichwesentlich“ als nicht schriftgemäß verdammen. „Aber“, so entgegnete Silvanus, „auch die Ausdrücke 'aus nicht Seiendem' und 'Geschöpf' und 'wesensverschieden' sind nicht schriftgemäß, da sie weder in den Schriften der Propheten noch in denen der Apostel vorkommen, und darum müssen jene billigerweise auch diese Ausdrücke verwerfen und aus dem gottesdienstlichen Gebrauche entfernen.“ Dem stimmte auch der Kaiser bei und befahl jenen, die Verdammung auszusprechen. Dieselben verlegten sich zwar anfangs auf Einwendungen, später aber, als sie den Zorn des Kaisers sahen, verwarfen sie, allerdings mit innerem Widerstreben, aber sie verwarfen doch, was ihnen Silvanus zur Verdammung vorlegte4.
S. 158 Dann aber machten sie noch weiter große Anstrengungen, um die Verdammung des Ausdrucks „wesensgleich“ durchzusetzen. Jedoch Silvanus sprach ebenso folgerichtig wie wahr zu ihnen und zum Kaiser: „Wenn der Gott Logos nicht aus nicht Seiendem und nicht ein Geschöpf und nicht aus einer anderen Wesenheit ist, dann ist er eben dem erzeugenden Gott wesensgleich als Gott aus Gott und Licht aus Licht und hat dieselbe Natur wie der Erzeuger.“ Diese Worte waren beweiskräftig und wahr; und doch ließ sich von den Anwesenden keiner überzeugen; die Anhänger des Eudoxius und Acacius erhoben vielmehr einen gewaltigen Lärm. Der Kaiser geriet in Zorn und drohte, jene von ihren Kirchen zu vertreiben. Eleusius aber und Silvanus erwiderten mit den anderen, die Strafe stehe zwar in seiner, des Kaisers, Gewalt, in ihrer Gewalt aber stehe es, sich für die Gottseligkeit oder für die Gottlosigkeit zu entscheiden5; die Lehre der Väter würden sie für keinen Fall preisgeben. Konstantius konnte nun nicht umhin, die Weisheit, den Mannesmut und die freimütige Verteidigung der apostolischen Lehren zu bewundern, gleichwohl vertrieb er sie von ihren Kirchen und befahl, andere an deren Stelle zu setzen. Damals riß Eudoxius auf unrechtmäßige Weise den Stuhl der Kirche von Konstantinopel an sich, vertrieb den Eleusius aus Cycicus und setzte an seine Stelle den Eunomius6. Nachdem S. 159 dieses geschehen war, befahl der Kaiser die schriftliche Verurteilung des Aëtius, und die Genossen seiner Gottlosigkeit verurteilten gehorsam ihren gleichgesinnten Freund. Sie richteten auch ein Schreiben an den Bischof Georgius von Alexandrien, worin sie hiervon Mitteilung machten. Ich will diesen Brief in meine Darstellung aufnehmen, weil er ihre Schlechtigkeit deutlich ersehen läßt. Sie behandelten nämlich ihre Gesinnungsgenossen und ihre Widersacher fast auf gleiche Weise.
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Τὰ ἀνομοίως προφερόμενα ἀνόμοια κατὰ τὴν οὐσίαν ἑστίν [ta anomoiōs propheromena anomoia kata tēn ousian estin]. ↩
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Vgl. oben II, 24 S. 148 f. ↩
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Vgl. oben II, 14 S. 119 ff. ↩
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Theodoret läßt hier den Bischof Silvanus und seine Glaubensgenossen Eustathius, Basilius und Eleusius, die doch Semiarianer waren, das nizänische “ὁμοούσιος, [homoousios] gleichwesentlich” S. 158 verteidigen. Aber Hefele hat wohl recht, wenn er annimmt, daß statt des nizänischen Wortes der semiarianische Ausdruck “ὁμοiούσιος, [homoiousios] wesensähnlich” zu lesen sei. — Hefele CG I ², 720 A. 2. ↩
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Das ist: für die wahre oder falsche Lehre. ↩
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Dieses geschah auf einer neuen Synode zu Konstantinopel 360. Wenige Wochen, nachdem die Verhandlungen mit den Abgeordneten von Seleucia zu Konstantinopel beendet waren (31. Dez. 359), veranstalteten die Acacianer (360) eine neue Synode zu Konstantinopel, welche die Formel von Nice (s. oben S. 134 A. 1) von neuem bestätigte und damit indirekt das streng arianische “ἀνόμοιος” [anomoios] verwarf. Die Folge war, daß nun auch Aëtius, der Hauptvertreter der anhomöischen Lehre, seines Diakonates entsetzt und in die Verbannung geschickt wurde. Aber auch die Führer der Semiarianer (Homoiusianer) wurden von den Acacianern (Homöern) unter verschiedenen Anschuldigungen S. 159 abgesetzt und durch andere ersetzt. Indem aber die Acacianer an Stelle des abgesetzten semiarianischen Bischofs Eleusius von Cycicus den Eunomius erhoben, das zweite Haupt der Anhomöer, gaben sie deutlich zu erkennen, daß sie den Aëtius nicht aus innerer, gegensätzlicher Glaubensüberzeugung, sondern nur aus Rücksicht auf den Kaiser verurteilt und abgesetzt hatten. — Theodoret hält oben im Texte die beiden Synoden von Konstantinopel vom Jahre 359 und 360 nicht auseinander, sondern verbindet die rasch aufeinander folgenden zwei Synoden zu einer einzigen. Vgl. Hefele CG I ², 722 ff. ↩
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The Ecclesiastical History of Theodoret (CCEL)
Chapter I. Of the reign of Julianus; how from a child he was brought up in piety and lapsed into impiety; and in what manner, though at first he kept his impiety secret, he afterwards laid it bare.
Constantius , as has been narrated, departed this life groaning and grieving that he had been turned away from the faith of his father. Julian heard the news of his end as he was crossing from Europe into Asia and assumed the sovereignty with delight at having now no rival.
In his earlier days, while yet a lad, Julian had, as well as Gallus1 his brother, imbibed pure and pious teaching.
In his youth and earlier manhood he continued to take in the same doctrine. Constantius, dreading lest his kinsfolk should aspire to imperial power, slew them; 2 and Julian, through fear of his cousin, was enrolled in the order of Readers,3 and used to read aloud the sacred books to the people in the assemblies of the church.
He also built a martyr’s shrine; but the martyrs, when they beheld his apostasy, refused to accept the offering; for in consequence of the foundations being, like their founder’s mind, unstable, the edifice fell down4 before it was consecrated. Such were the boyhood and youth of Julian. At the period, however, when Constantius was setting out for the West, drawn thither by the war against Magnentius, he made Gallus, who was gifted with piety which he retained to the end, 5 Cæsar of the East. Now Julian flung away the apprehensions which had previously stood him in good stead, and, moved by unrighteous confidence, set his heart on seizing the sceptre of empire. Accordingly, on his way through Greece, he sought out seers and soothsayers, with a desire of learning if he should get what his soul longed for. He met with a man who promised to predict these things, conducted him into one of the idol temples, introduced him within the shrine, and called upon the demons of deceit. On their appearing in their wonted aspect terror compelled Julian to make the sign of the cross upon his brow. They no sooner saw the sign of the Lord’s victory than they were reminded of their P. 95 own rout, and forthwith fled away. On the magician becoming acquainted with the cause of their flight he blamed him; but Julian confessed his terror, and said that he wondered at the power of the cross, for that the demons could not endure to see its sign and ran away. “Think not anything of the sort, good sir;” said the magician, “they were not afraid as you make out, but they went away because they abominated what you did.” So he tricked the wretched man, initiated him in the mysteries, and filled him with their abominations.
So lust of empire stripped the wretch of all true religion. Nevertheless after attaining the supreme power he concealed his impiety for a considerable time; for he was specially apprehensive about the troops who had been instructed in the principles of true religion, first by the illustrious Constantine who freed them from their former error and trained them in the ways of truth, and afterwards by his sons, who confirmed the instruction given by their father. For if Constantius, led astray by those under whose influence he lived, did not admit the term ὁμοούσιον , at all events he sincerely accepted the meaning underlying it, for God the Word he styled true Son, begotten of his Father before the ages, and those who dared to call Him a creature he openly renounced, absolutely prohibiting the worship of idols.
I will relate also another of his noble deeds, as satisfactory proof of his zeal for divine things. In his campaign against Magnentius he once mustered the whole of his army, and counselled them to take part all together in the divine mysteries, “for,” said he, “the end of life is always uncertain, and that not least in war, when innumerable missiles are hurled from either side, and swords and battle axes and other weapons are assailing men, whereby a violent death is brought about. Wherefore it behoves each man to wear that precious robe which most of all we need in yonder life hereafter: if there be one here who would not now put on this garb let him depart hence and go home. I shall not brook to fight with men in my army who have no part nor lot in our holy rites.” [^6]
[^6] ἀμυήτοις
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On the murder of the Princes of the blood Gallus was first sent alone to Tralles or Ephesus, (Soc. iii. 1,) and afterwards spent some time with his brother Julian in Cappadocia in retirement, but with a suitable establishment. On their relationship to Constantius vide Pedigree in the prolegomena. ↩
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The massacre “involved the two uncles of Constantius, seven of his cousins, of whom Dalmatius and Hannibalianus were the most illustrious, the patrician Optatus, who had married a sister of the late Emperor, and the præfect Abcavius.” “If it were necessary to aggravate the horrors of this bloody scene we might add that Constantius himself had espoused the daughter of his uncle Julius, and that he had bestowed his sister in marriage on his cousin Hannibalianus.” “Of so numerous a family Gallus and Julian alone, the two youngest children of Julius Constantius, were saved from the hands of the assassins, till their rage, satiated with slaughter, had in some measure subsided.” Gibbon, Chap. xviii. Theodoretus follows the opinion of Athanasius and Julian in ascribing the main guilt to Constantius, but, as Gibbon points out, Eutropius and the Victors “use the very qualifying expressions;” “sinente potius quam jubente;” “incertum quo suasore;” and “vi militum.” Gregory of Nazianzus (Or. iv. 21) ascribes the preservation of both Julian and his brother Gallus to the clemency and protection of Constantius. ↩
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Tertullian (De Præsc. 41) is the earliest authority for the office of Anagnostes, Lector, or Reader, as a distinct order in the Church. Henceforward it appears as one of the minor orders, and is frequently referred to by Cyprian (Epp. 29. 38, etc.). By one of Justinian’s novels it was directed that no one should be ordained Reader before the age of eighteen, but previously young boys were admitted to the office, at the instance of their parents, as introductory to the higher functions of the sacred ministry. *Dict. Christ. Ant. 1. 80. ↩
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Sozomen (v. 2) tells us that when the princes were building a chapel for the martyr Mamas, the work of Gallus stood, but that of Julian tumbled down. A more famous instance of the care of Gallus for the christian dead is the story of the translation of the remains of the martyr Babylas from Antioch to Daphne, referred to by our author (iii. 6) as well as by Sozomen v. 19, and by Rufinus x. 35. cf. Bishop Lightfoot, Ap. Fathers II. i. 42. ↩
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Gallus was made Cæsar by the childless Constantius in 350, in about his 25th year. “Fuit” says Am. Marcellinus (xiv. 11. 28) “forma conspicuus bona, decente filo corporis, membrorumque recta compage, flavo capillo et molli, barba licet recens emergente lanugine tenera.” His government at Antioch was not successful, and at the instigation of the Eunuch Eusebius he was executed in 354 at Pola, a town already infamous for the murder of Crispus. ↩