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Œuvres Denys l'Aréopagite, ps. (520) Himmlische Hierarchie (Edith Stein)
VIII. Von den Herrschaften, Kräften und Mächten und ihrer mittleren Hierarchie

§ 2.

Die besagte Erkenntnis nun, die von einem Engel auf den anderen überfließt, wollen wir zum Zeichen jener Vollkommenheit machen, die, von weither gebracht, durch das Fortschreiten und die Ausbreitung etwas verdunkelt zu den niederen gelangt. Wie nämlich die in unsern Geheimnissen Erfahrenen die ihnen selbst aufgehenden göttlichen Erleuchtungen, an denen andere durch ihre Vermittlung Teil erhalten, für höher erachten, so denke ich, daß auch die unmittelbare Erleuchtung der Engelschöre, die sich als Erste nach Gott ausstrecken, von höherer Klarheit ist als der Anteil jener, die durch ihre Vermittlung zur Vollendung geführt werden. Deshalb werden auch in unserer priesterlichen Überlieferung die ersten Geistwesen vollendende, lichtbringende und reinigende genannt im Verhältnis zu denen der niederen Ordnung, die durch jene zum überwesentlichen Anfang aller Dinge geführt werden und Anteil gewinnen an der mystischen Reinigung, Erleuchtung und Vollendung, soweit es für sie möglich ist. Denn das ist allgemeine göttliche Anordnung, daß das Zweite durch das Erste an den göttlichen Erleuchtungen Anteil gewinnt.

Man wird finden, daß dies vielfach von den Theologen ausgesprochen worden ist: Als nämlich die Vatergüte Gottes das Volk Israel, um es zu bekehren und zu retten, züchtigte und es zu seiner Besserung der Strafgewalt grausamer Völker überlieferte, wollte Er die, die Seine Vorsehung leitete, zu besseren Früchten führen und berief sie, von der Gefangenschaft befreit, zu ihrem früheren Glück zurück. Ein Theologe namens Zacharias sah in einem Gesicht, wie einer der obersten Engel, glaube ich, die Gott am nächsten stehen, … von Gott selbst … darüber tröstliche Worte empfing. Ein anderer Engel, von niederer Ordnung, ging dem ersten entgegen, um an dem Licht Anteil zu gewinnen, und als er von ihm, wie von einem Hohenpriester, den göttlichen Ratschluß erfahren hatte, belehrte er den Theologen, Jerusalem werde fruchtbar von einer großen Menschenmenge bewohnt werden.

Ein anderer Theologe, Ezechiel, berichtet, daß von der überherrlichen Gottheit, die über den Cherubim thront, heilig verkündet wurde: Gott werde (bei der erwähnten Züchtigung) die Schuldigen von den Unschuldigen trennen. Davon wird als erster nächst den Cherubim jener belehrt, der mit Saphir gegürtet und zum Zeichen des Priestertums mit wallendem Gewand bekleidet war. Die übrigen Engel, die mit Beilen bewaffnet waren, ließ die göttliche Anordnung von jenem ersten über den göttlichen Urteilsspruch belehren: Diesem befahl er, mitten durch Jerusalem zu gehen und das Zeichen der Unschuldigen auf die Stirn der Männer zu prägen; den andern aber sagte er: Geht nach ihm hinan in die Stadt und schlagt zu und eure Augen sollen nicht schauen; denen aber, die das Zeichen tragen, nahet nicht.

Was soll ich aber von jenem sagen, der zu Daniel sprach: Ein Wort ist ausgegangen? Oder von jenem ersten, der Feuer mitten aus den Cherubim empfing? Oder, was die Scheidung unter den Engeln klarer bestätigt, von dem Cherub, der Feuer in die Hand dessen legte, der mit heiligem Gewand bekleidet war? Oder von jenem, der den göttlichen Gabriel herbeiholte und sagte: Laß ihn ein Gesicht sehen? Oder von allem andern, was die heiligen Theologen von der völlig gottähnlichen Ordnung der himmlischen Hierarchien erzählen? Nach ihrem heiligen Vorbild soll sich unser heiliger Stand hienieden ordnen, sich ihm, soweit möglich, gleich gestalten, soll jene himmlische Schönheit in Wahrheit wie im Gestalten zum Ausdruck bringen und daher seine Form nehmen und durch sie zum überwesentlichen Ursprung aller heiligen Ordnung erhoben werden.

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