4. Gott muß über jedes Verderben erhaben sein.
Wie ich bereits gefunden hatte, daß das Unvergängliche besser sei als das Vergängliche, und demgemäß dich, was du auch seist, für unvergänglich bekannte, so strebte ich auch danach, andere Erkenntnisse zu finden. Denn niemals konnte noch kann eine Seele etwas denken was besser ist denn du, der du das höchste und beste Gut bist. Da man aber das Unvergängliche dem Vergänglichen mit voller Wahrheit und Sicherheit vorzieht, wie ich es bereits tat, so hätte ich, wärest du nicht S. 135 unvergänglich, in meinen Gedanken etwas erreichen können, was besser wäre als du, mein Gott. Sobald ich also einsah, daß das Unvergängliche dem Vergänglichen vorzuziehen sei, da mußte ich dich dort suchen und von dort mein Augenmerk darauf richten, wo das Böse ist, mit anderen Worten, woher eben die Verderbnis stammt, die dein Wesen in keiner Weise antasten kann. Denn keine Vergänglichkeit vermag irgendwie unseren Gott zu versehren, weder mit Willen noch aus Notwendigkeit noch durch einen unvorhergesehenen Zufall. Denn er ist ja Gott, und was er will, ist gut, und er selbst ist eben dieses Gut aber sich verderben lassen, ist nicht gut. Du läßt dich auch nicht wider Willen zu etwas zwingen, weil dein Wille nicht größer ist als deine Macht. Er wäre aber größer, wenn du selbst größer wärest als du selbst; denn der Wille Gottes und die Macht Gottes ist Gott selbst. Und gibt es für dich Überraschungen, der du alles kennst? Und alle Wesen existieren nur deshalb, weil du sie erkannt hast. Doch warum so viele Worte, weshalb das Wesen Gottes keinem Verderben unterliegen könne, da Gott in diesem Falle aufhörte, Gott zu sein?