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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Confessiones Bekenntnisse
Fünftes Buch

10. Seine Irrtümer vor Annahme des Evangeliums.

So hast du mich denn von jener Krankheit wiederhergestellt und den „Sohn deiner Magd“1 vorläufig leiblich gesund gemacht, um ihm später ein besseres und sichereres Heil zu verleihen. Auch in Rom knüpfte ich Verbindungen mit jenen betrogenen und betrügerischen Heiligen an, nicht nur mit den sogenannten Hörern, zu denen auch der gehörte, in dessen Haus ich krank und wieder gesund geworden war, sondern auch mit den sogenannten Auserwählten, Denn noch war ich der Meinung, nicht wir sündigten, sondern es sündige in uns eine andere Natur; es schmeichelte meinem Hochmute, ohne Schuld zu sein und, wenn ich etwas Böses begangen, nicht bekennen zu müssen, daß ich es getan, auf daß „du meine Seele heiltest, da sie ja dir sündigte“2. Lieber entschuldigte ich mich und klagte dafür irgend etwas anderes an, das in dir wäre und das doch nicht ich wäre. In Wahrheit war ich es ganz, und nur meine Gottlosigkeit hatte mein Wesen gespalten; diese Sünde war umso unheilbarer, je weniger ich mich für den Sünder hielt. Und meine fluchwürdige Ungerechtigkeit litt es eher, daß du, mein Gott, in mir zu meinem Verderben überwunden wurdest als ich von dir zu meinem Heile. Noch „hattest du nicht eine Wache an meinen Mund und S. 98 eine Tür der Schweigsamkeit an meine Lippen gelegt“3, auf daß sich nicht neige "mein Herz zu boshaften Worten, zu entschuldigen die sündhaften Entschuldigungen durch die Menschen, welche unrecht tun"; deshalb verkehrte ich noch "mit denen, die sie auserwählt hatten". Doch hatte ich schon die Hoffnung aufgegeben, in jener falschen Lehre Fortschritte machen zu können; und wenn ich nun auch beschlossen hatte, mich mit ihr zufrieden zu geben, wenn ich nichts Besseres fände, so hielt ich doch nur noch lose und nachlässig an ihr fest.

Es kam mir nämlich auch allmählich der Gedanke, jene alten Philosophen, die sogenannten Akademiker4, seien klüger als alle anderen gewesen, weil sie der Ansicht gewesen, man müsse an allem zweifeln, und den Satz aufgestellt hatten, der Mensch sei gar nicht fähig, die Wahrheit zu erkennen. Das schien mir nämlich nach allgemeiner Auffassung der Sinn ihrer Lehre zu sein, wenngleich ich noch nicht einsah, was sie damit wollten. Auch suchte ich das allzu große Vertrauen, das, wie ich sah, eben mein Gastfreund zu den Fabeleien hegte, von denen die Bücher der Manichäer voll sind, zu erschüttern. Dennoch verkehrte ich mit ihnen weit freundschaftlicher als mit den anderen Menschen, die dieser Sekte nicht angehörten. Zwar verteidigte ich sie nicht mehr mit derselben Erregtheit wie früher, doch ließen mich diese meine freundschaftlichen Beziehungen - und Rom barg deren viele! - weniger eifrig nach anderen Wahrheiten trachten, zumal ich, o Herr des Himmels und der Erde, Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren, daran verzweifelte, in deiner Kirche die Wahrheit zu finden, der jene mich abwendig gemacht hatten. Höchst schimpflich erschien mir die Vorstellung, du habest einen menschlichen Leib und seiest eingeschlossen durch die körperlichen Umrisse unserer Glieder. S. 99 Denn wollte ich Betrachtungen über meinen Gott anstellen, so konnte ich mir ihn nur als körperliche Masse vorstellen, da mir unkörperliche Dinge überhaupt keine Existenz zu haben schienen; das war die größte und fast einzige Ursache, daß ich immer wieder in Irrtum verfiel.

Deshalb glaubte ich, daß es auch eine derartige Substanz des Bösen gebe, die eine häßliche und ungestalte Masse habe, entweder eine dichte, die man Erde nannte, oder eine feine und dünne, wie der Luftkörper ist, der, wie sie meinen, als böser Geist durch die Erde sich ausbreite. Und da das bißchen Frömmigkeit mir zu glauben verbot, ein gütiger Gott habe ein böses Wesen geschaffen, so nahm ich zwei sich bekämpfende Mächte an, beide unendlich, doch die böse in engerem, die gute in höherem Maße; aus dieser verderblichen Grundlage ergaben sich die übrigen Gotteslästerungen. Denn als mein Geist zum katholischen Glauben seine Zuflucht nehmen wollte, da wurde er zurückgestoßen, weil das nicht katholischer Glaube war, was ich dafür hielt. Und für frommer hielt ich mich, wenn ich dich, mein Gott, dessen Erbarmungen gegen mich ich jetzt bekenne, nach allen Richtungen hin unbegrenzt glaubte, ausgenommen die eine, wo dir die Masse des Bösen entgegenstehe, als wenn ich dich nach allen Seiten in die Gestalt eines menschlichen Körpers eingeschränkt dächte, Und besser schien es mir zu glauben, du habest nichts Böses erschaffen, als zu glauben, die Natur des Bösen, so wie ich sie mir dachte, stamme von dir; denn in meiner Unwissenheit hielt ich das Böse nicht nur für eine Substanz schlechthin, sondern für eine körperliche Substanz, weil ich mir ja auch selbst den Geist nur als einen luftartigen Körper, der jedoch durch den Raum sich verbreite, vorstellen konnte. Ja, auch unser Erlöser selbst, dein eingeborener Sohn, sei, so wähnte ich, als eine Art Ausstrahlung von deiner Lichtmasse zu unserem Heile hervorgegangen, so daß ich auch von ihm nichts anderes glaubte, als was ich mir in meiner Eitelkeit einbilden konnte. Eine solche Natur, glaubte ich ferner, habe auch von der Jungfrau Maria ohne Vermählung mit dein Fleische nicht geboren werden können; wie aber bei einem solchen Wesen Vermischung ohne Befleckung möglich sei, war S. 100 mir nicht ersichtlich. Daher wollte ich nicht an seine Geburt aus dem Fleische glauben, um nicht an seine Befleckung durch das Fleisch glauben zu müssen. Deine Gläubigen im Geiste werden milde und liebevoll über mich lächeln, wenn sie von diesen Irrfahrten meiner Seele lesen; allein ich war so.


  1. Ps. 115,16. ↩

  2. Ps. 40,5. ↩

  3. Ps. 140,3 f. ↩

  4. Gemeint sind die Vertreter der mittleren Akademie, Arkesilaus (315-241) und Karneades (314-320). Der akademische Skeptizismus ist nicht so radikal wie der Skeptizismus des Pyrrhon aus Elis (zur Zeit Alexanders des Großen) und hebt nicht schlechthin jede Erkenntnis auf, sondern erkennt wenigstens Wahrscheinlichkeit und verschiedene Grade von ihr an. ↩

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The Opinion of St. Augustin Concerning His Confessions, as Embodied in His Retractations, II. 6
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