13. Er geht als Lehrer der Beredsamkeit nach Mailand und kommt mit Ambrosius in Berührung.
Als man daher von Mailand nach Rom an den Stadtpräfekten schrieb, er möge für jene Stadt einen Lehrer der Rhetorik besorgen, wobei zugleich kostenfreie Reise zugesichert wurde, da bewarb ich mich darum mit Hilfe meiner von manichäischem Wahne trunkenen Freunde: ich ging, um von ihnen loszukommen, aber wir wußten es beide nicht. Ich hielt also einen Probevortrag, der Billigung fand, so daß der Präfekt Symmachus mich hinschickte. Ich kam nach Mailand zum Bischof Ambrosius, weit und breit als der Besten einer bekannt, zu deinem frommen Diener, der in seinen S. 102 Predigten damals unermüdlich deinem Volke das „Mark deines Weizens“1 und erfreuendes Öl und die nüchterne Trunkenheit deines Weines spendete. Zu ihm wurde ich ohne mein Wissen von dir geführt, damit ich mit meinem Wissen von ihm zu dir geführt würde. Väterlich empfing mich jener Mann Gottes und freute sich wirklich bischöflich über meine Übersiedelung. Ich faßte Liebe zu ihm, doch liebte ich an ihm anfangs nicht den Lehrer der Wahrheit, weil ich an deiner Kirche gänzlich verzweifelte, sondern den mir gütig gesinnten Mann. Fleißig hörte ich ihm zu, wenn er zum Volke sprach, freilich nicht in der richtigen Gesinnung, sondern um seine Beredsamkeit zu prüfen, ob sie seinem Rufe entspreche oder ob sie in stärkerem oder schwächerem Strome sich ergieße, als man von ihm rühmte. Aufmerksam hing ich an seinen Worten, doch unbekümmert um deren Inhalt, ja voll Verachtung dafür stand ich da; nur der Süßigkeit seiner Rede erfreute ich mich, die zwar gelehrter, jedoch, was die Darstellung selbst anbetrifft, nicht so heiter und einschmeichelnd wie die des Faustus war. Der Inhalt selbst ließ gar keinen Vergleich zu: jener bewegte sich in den Irrgängen manichäischer Fabeln, dieser aber predigte das Heil in heilsamster Weise. Doch „das Heil ist fern von den Sündern“2, und als solcher fand ich mich damals bei seinen Vorträgen ein. Dennoch aber näherte ich mich ihm allmählich, ohne es zu ahnen.