8.
Ich für meine Person glaube allerdings, dass Petrus hier den Fehler begangen hat, daß er also die Heiden zur Lebensweise der Juden zwang. Denn ich lese, daß Paulus es geschrieben, und glaube nicht, dass er gelogen hat. Also hat Petrus hier nicht recht gehandelt; denn die Behauptung, die an Christus Glaubenden könnten nicht ohne die Heilsmittel des Alten Bundes selig werden, vertrug sich nicht mit der Wahrheit des Evangeliums. Das ist ja die Behauptung, die zu Antiochia diejenigen aufstellten, die aus der Beschneidung gläubig geworden waren und gegen die Paulus dauernd und entschieden kämpfte. Wenn aber Paulus selbst den Timotheus beschneiden ließ1oder zu Kenchreä2 ein Gelübde vollzog3 oder zu Jerusalem auf den Rat des Jakobus4 mit Gesetzeskundigen die Feier gesetzlicher Gebräuche auf sich nahm, so hat er dies nicht getan, um den Glauben zu stärken, es werde durch diese Heilsmittel auch das christliche Heil verliehen, sondern nur, damit man nicht meine, er verwerfe neben dem Götzendienste der Heiden auch das, was Gott in früherer Zeit als einen Schatten zukünftiger Dinge5 angeordnet hatte. Denn dies ist es, was ihm Jakobus sagte: man habe von ihm gehört, daß er die Lostrennung von Moses lehre6. Es wäre aber gewiß Unrecht, wenn die an Christus S. 296 Glaubenden sich von dem Propheten Christi lossagten, als ob sie die Lehre dessen verabscheuten und verdammten, von dem Christus selbst sagt: „Wenn ihr dem Moses glaubtet, so würdet ihr auch mir glauben; denn von mir hat er geschrieben“7.