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Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
98.
Wer wollte darum so gottlos und so albern sein und behaupten, Gott habe nicht die Macht, den bösen S. 480 Willen des Menschen soweit er wolle, wann er wolle und wo er wolle zum Guten zu wenden? Tut er es aber, so tut er es aus Barmherzigkeit, tut er es aber nicht, so tut er es aus Gerechtigkeit nicht; denn „er begnadigt, wen er will, und er verhärtet auch, wen er will1“. Wo der Apostel dies ausspricht, da preist er die Gnade, zu deren Preis er schon in bezug auf jene Zwillinge im Mutterleib der Rebekka gesprochen hatte: „Noch bevor sie geboren waren und noch bevor sie irgend etwas Gutes oder Böses vollbringen konnten, ward, auf daß der freie Ratschluß Gottes bestehen bleibe, der Mutter nicht um der Werke der Kinder willen, sondern kraft des berufenden (Gottes) gesagt: „Der Ältere wird dem Jüngeren dienen2.“ Zur Erklärung fügt der Apostel noch eine andere Schriftstelle aus dem Propheten (Malachias) hinzu: „Den Jakob habe ich geliebt, den Esau aber gehaßt3.“ Dabei fühlt aber Paulus, wie sehr seine Worte denen zum Anstoß sein könnten, die mit ihrer Erkenntnis nicht zu einer solchen Höhe der Gnade vorzudringen vermögen; darum fährt er fort: „Was werden wir demnach sagen? Ist darum etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Das sei ferne4“ Es scheint nämlich ungerecht zu sein, daß Gott ohne Rücksichtnahme auf gute oder schlechte Werke den einen liebt, den andern aber haßt. Hätte Paulus hiebei an die zukünftigen Werke beider, an die guten des einen und an die bösen des anderen denken wollen, die doch Gott gewiß vorauswußte, dann hätte er doch keinesfalls gesagt: „Nicht um der Werke willen“, dann hätte er vielmehr gesagt: „Um der zukünftigen Werke willen“ und er hätte so die Frage gelöst, nicht aber erst eine Frage zum Lösen gestellt. Nun aber, nachdem Paulus die Antwort gegeben hat: „Das sei ferne!“, d. h. es sei ferne, daß bei Gott Ungerechtigkeit sei, fährt er, um zu zeigen, daß von seiten Gottes keinerlei Ungerechtigkeit geschieht, alsbald mit den Worten fort: „Zu Moses sagt er nämlich: Ich will mich erbarmen, wessen ich mich erbarmen will S. 481 und ich will Barmherzigkeit erzeigen, wem ich Barmherzigkeit erzeigen will5.“ Denn wer anders als nur ein alberner Mensch möchte Gott für ungerecht halten, wenn er einen, der es verdient, bestraft, aber wenn er dem Barmherzigkeit erweist, der ihrer unwürdig ist? Den Beschluß seines Gedankenganges aber macht der Apostel mit den Worten: „Demnach kommt es nicht auf jemandens Wollen oder Laufen an, sondern auf Gottes Erbarmen6.“ Beide Zwillinge wurden nämlich von Natur aus als Kinder des Zornes geboren7, und nicht wegen ihrer eigenen Werke, sondern infolge ihrer Abstammung von Adam waren sie in die Fessel der Verdammnis geschlagen. Allein derjenige, der gesagt hat: „Ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarmen will8“, hat den Jakob geliebt aus unverdienter Barmherzigkeit, den Esau aber gehaßt nach einem verschuldeten Gericht9. Da jedoch dieses letztere beiden geschuldet wurde, so konnte der eine an des anderen Schicksal erkennen, daß er sich nicht eigener (von denen seines Bruders) verschiedener Verdienste rühmen dürfe, weil er trotz der gleichen Schuldverhältnisse doch nicht die gleiche Verurteilung erfuhr, sondern daß er sich nur des Reichtums der göttlichen Gnade rühmen dürfe. Denn „nicht auf jemandens Wollen oder Laufen kommt es an, sondern auf Gottes Erbarmen10.“ ― Der ganze Anblick, ja ich möchte sagen, das ganze Angesicht der Heiligen Schriften zeigt demnach denen, die sie genau betrachten, im erhabensten und heilsamsten Geheimnis stets die eine Lehre: „Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn11!“
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The Enchiridion
Chapter 98.--Predestination to Eternal Life is Wholly of God's Free Grace.
And, moreover, who will be so foolish and blasphemous as to say that God cannot change the evil wills of men, whichever, whenever, and wheresoever He chooses, and direct them to what is good? But when He does this He does it of mercy; when He does it not, it is of justice that He does it not for "He hath mercy on whom He will have mercy, and whom He will He hardeneth." 1 And when the apostle said this, he was illustrating the grace of God, in connection with which he had just spoken of the twins in the womb of Rebecca, "who being not yet born, neither having done any good or evil that the purpose of God according to election might stand, not of works, but of Him that calleth, it was said unto her, The elder shall serve the younger." 2 And in reference to this matter he quotes another prophetic testimony: "Jacob have I loved, but Esau have I hated." 3 But perceiving how what he had said might affect those who could not penetrate by their understanding the depth of this grace: "What shall we say then?" he says: "Is there unrighteousness with God? God forbid." 4 For it seems unjust that, in the absence of any merit or demerit, from good or evil works, God should love the one and hate the other. Now, if the apostle had wished us to understand that there were future good works of the one, and evil works of the other, which of course God foreknew, he would never have said, "not of works," but, "of future works," and in that way would have solved the difficulty, or rather there would then have been no difficulty to solve. As it is, however, after answering, "God forbid;" that is, God forbid that there should be unrighteousness with God; he goes on to prove that there is no unrighteousness in God's doing this, and says: "For He saith to Moses, I will have mercy on whom I will have mercy, and I will have compassion on whom I will have compassion." 5 Now, who but a fool would think that God was unrighteous, either in inflicting penal justice on those who had earned it, or in extending mercy to the unworthy? Then he draws his conclusion: "So then it is not of him that willeth, nor of him that runneth, but of God that showeth mercy." 6 Thus both the twins were born children of wrath, not on account of any works of their own, but because they were bound in the fetters of that original condemnation which came through Adam. But He who said, "I will have mercy on whom I will have mercy," loved Jacob of His undeserved grace, and hated Esau of His deserved judgment. And as this judgment was due to both, the former learnt from the case of the latter that the fact of the same punishment not falling upon himself gave him no room to glory in any merit of his own, but only in the riches of the divine grace; because "it is not of him that willeth, nor of him that runneth, but of God that showeth mercy." And indeed the whole face, and, if I may use the expression, every lineament of the countenance of Scripture conveys by a very profound analogy this wholesome warning to every one who looks carefully into it, that he who glories should glory in the Lord. 7