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Vom ersten katechetischen Unterricht (BKV)
19. Kapitel: Es gibt seit der Erschaffung der Menschheit, also auch im Schoße der Kirche, Gute und Schlechte nebeneinander. Schon die Gerechten des Alten Bundes gehörten dank der kommenden Erlösungsgnade Christi zur Kirche
31. Aber auch das darf uns nicht anfechten, daß sich so viele dem Teufel ergeben und nur so wenige zu Gott halten: ist ja doch auch das Getreide im Vergleich zur Spreu viel weniger. Wie aber der Bauer recht wohl weiß, was er mit dem großen Spreuhaufen tun soll, so hat auch bei Gott die große Menge der Sünder nichts zu bedeuten: er weiß ja, was er mit ihnen tun soll, damit die Ordnung in seinem Reiche in keiner Weise störend beeinflußt werde. Man darf nicht glauben, deshalb, weil der Teufel die Mehrzahl auf seine Seite gezogen hat, deshalb sei er nun auch Sieger; denn samt dieser Mehrzahl wird er von den wenigen überwunden. So gibt es von Anfang der Menschheit an zwei Reiche, das der Bösen und das der Heiligen; und S. 281sie dauern bis zum Ende der Welt. Körperlich sind sie jetzt noch miteinander vermischt, der Gesinnung nach aber sind sie [jetzt schon] getrennt, am Gerichtstage müssen sie sich auch äußerlich voneinander trennen. Denn alle Menschen, die an Hoffart und zeitlicher Gewalt, an eitlem Stolz und anmaßendem Gepränge ihre Freude haben, sowie alle Geister, welche die gleiche Liebe hegen und ihren Ruhm darin suchen, sich die Menschen Untertan zu machen, sind gleichsam zu einer Familie verbunden; und wenn sie auch häufig untereinander um den Besitz solcher irdischer Güter streiten, so lassen sie sich doch alle von der auf ihnen lastenden Begierlichkeit dem gleichen Abgrunde zutreiben und bilden eine Gemeinschaft in bezug auf die gleiche Beschaffenheit ihrer Sitten und Verdienste. Anderseits gehören zu einer Gemeinschaft alle diejenigen Menschen und Geister, die in demütiger Unterwerfung die Ehre Gottes und nicht ihre eigene suchen und mit frommem Sinn Gottes Wege wandeln. Trotzdem ist dabei aber Gott überaus erbarmungsreich und langmütig auch gegen die Gottlosen und läßt ihnen Gelegenheit zur Buße und Besserung.
32. Denn wenn er auch in der Sintflut mit Ausnahme des einen Gerechten und seiner Familie, die er in der Arche retten wollte, alle Menschen vernichtet hat1 , weil er wußte, daß sie sich nicht bessern würden, so wurde jenen doch wahrlich durch den hundert Jahre dauernden Bau der Arche das ihnen bevorstehende Strafgericht Gottes laut genug angekündigt2 . Gott hätte sie auch geschont, wenn sie sich zu ihm bekehrt hätten, so wie er später die Stadt Ninive wirklich verschont hat, als sie Buße tat, sobald er ihr durch den Propheten ihren bevorstehenden Untergang androhen ließ3 . Geradeso macht es aber Gott auch mit denen, von denen er weiß, daß sie in ihrer Bosheit verharren werden: er gibt ihnen Zeit zur Buße, um uns in der Geduld zu üben und an seinem Beispiel zu lernen, mit S. 282welch großer Langmut auch wir die Bösen ertragen müssen; wissen wir ja doch nicht, was in Zukunft aus ihnen werden wird, indem sie selbst derjenige schonend am Leben läßt, dem doch auch das Zukünftige nicht verborgen ist. — Durch das Geheimnis der Sintflut, in der die Gerechten durch das Holz [der Arche] gerettet wurden, wurde aber auch die zukünftige Kirche vorgebildet, die Christus, ihr König und Gott, durch das Geheimnis seines Kreuzes über den Fluten dieser Welt aufgerichtet hat. Denn auch das wußte Gott gar wohl, daß auch von den in der Arche geretteten Menschen wieder Böse geboren würden, die das Antlitz der Erde abermals mit ihren Sünden erfüllen würden: er gab jedoch [mit der Sintflut] zugleich auch ein Vorbild des künftigen Gerichtes und deutete damit zugleich die Befreiung der Heiligen durch das Geheimnis des Holzes vorher an. Denn auch nachher hörte die Bosheit nicht auf, stets von neuem ins Unkraut des Hochmutes, der Begierlichkeit und der unerlaubten Lüste zu schießen. Nachdem nämlich die Menschen einmal ihren Schöpfer verlassen hatten, sanken sie nicht bloß zu der von Gott erschaffenen Kreatur herab, so daß sie nicht Gott selbst, sondern nur die Werke Gottes verehrten4 . Sie erniedrigten sich sogar bis zu Werken aus Menschenhand und zu Gebilden von Handwerkern, so daß der Teufel und seine Geister um so schmählicher über die Menschen triumphieren konnten; denn deren Freude ist es ja, sich unter solchen Trugbildern anbeten und verehren zu lassen und die menschlichen Verirrungen sind sozusagen die Weide für die Ihrigen.
33. Aber auch da fehlte es fürwahr nicht an gerechten Menschen, die frommen Sinnes Gott suchten und die Hoffart des Teufels überwanden; diese waren Bürger jener heiligen Stadt, die ihr Heil fanden in der künftigen Niedrigkeit Christi, ihres Königs, die ihnen durch den [Heiligen] Geist geoffenbart wurde. Unter ihnen war Abraham5 , der fromme und getreue Knecht S. 283Gottes, dazu auserwählt, daß ihm das Geheimnis des Sohnes Gottes6 kundgetan werde, auf daß die Gläubigen aller Völker in der Nachahmung seines Glaubens seine künftigen Söhne heißen sollten7 . Von ihm stammte jenes Volk, von dem der eine wahre Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat8 , verehrt werden sollte, während die übrigen Völker den Götzenbildern und den Teufeln dienten. In diesem Volke war die Kirche Gottes schon viel deutlicher vorgebildet. Die große Masse desselben war nämlich allerdings fleischlich gesinnt und verehrte Gott nur um seiner sichtbaren Wohltaten willen; einzelne indessen gedachten doch der zukünftigen Ruhe und trachteten nach dem himmlischen Vaterlande und diesen wurde in Prophezeiungen die künftige Erniedrigung Gottes, unseres Königs und Herrn Jesus Christus, geoffenbart, damit sie durch diesen Glauben von jeglicher Hoffart und Überhebung geheilt würden. Bei diesen Heiligen, die der Zeit nach der Geburt des Herrn vorangingen, war nicht nur ihr Wort, sondern auch ihr Leben, ihre Eheschließung, ihre Kinder und ihre Taten eine Prophetie der Jetztzeit, in der sich die Kirche aus den Heiden zusammenschart durch den Glauben an das Leiden Christi. Durch jene heiligen Patriarchen und Propheten wurden dem so fleischlich gesinnten Volke Israel, das später auch „die Juden“ geheißen wurde, sowohl die irdischen Wohltaten zuteil, die sie in ihrer fleischlichen Gesinnung vom Herrn erbaten, wie auch die körperlichen Züchtigungen, wodurch sie zur rechten Zeit erschreckt werden sollten, so wie es ihre Herzenshärtigkeit verdiente. Aber in all diesen Dingen lag schon die Andeutung von geistigen, auf Christus und seine Kirche bezüglichen Geheimnissen und schon jene Heiligen selbst waren Glieder eben dieser Kirche, wenngleich sie schon lebten, bevor noch Christus der Herr dem Fleische nach geboren wurde. Denn er, der eingeborene Sohn Gottes9 , das Wort des Vaters10 , S. 284gleichen Wesens und gleich ewig mit dem Vater, durch das alles gemacht worden ist11 , ist unsertwegen Mensch geworden, um das Haupt der ganzen Kirche als des ganzen Leibes zu sein12 . Wie aber bei der Geburt des ganzen Menschen recht wohl zuerst eine Hand erscheinen mag und wie diese dann doch in ihrer engen Verbindung mit dem ganzen Leibe13 dem Haupte untersteht — wie ja auch zum Vorbild hievon einige Patriarchen wirklich bei der Geburt zuerst eine Hand hervorstreckten14 —, so standen alle Heiligen, die vor der Geburt unseres Herrn Jesus Christus auf der Erde lebten, dennoch mit dem gesamten Körper, dessen Haupt Christus ist, in Unterordnung unter dem Haupte miteinander in Verbindung.
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Vom ersten katechetischen Unterricht (SKV 7)
19. Kapitel
31. Es darf uns aber nicht verunsichern, daß viele mit dem Teufel gemeinsame Sache machen, wenige aber Gott folgen. Auch die Getreidekömer sind ja im Vergleich zur Spreu viel geringer an Zahl. Doch wie der Bauer weiß, was er mit dem riesigen Haufen Spreu anfangen soll, so macht auch Gott die große Zahl der Sünder nichts aus; er weiß, wie er gegen sie vorgehen muß, damit die Führung seines Reiches in keiner Weise Schaden oder Schande erleidet. Und man darf nicht etwa den Teufel als Sieger vermuten, weil er die Mehrheit auf seine Seite gezogen hat, wird er doch mit ihnen zusammen der kleinen Minderheit unterliegen.
Zwei Bürgerschaften bestehen also von Anfang des Menschengeschlechtes bis hin zum Ende der Zeit, einerseits die Bürgerschaft der Ungerechten, anderseits die der Heiligen; gegenwärtig sind die beiden körperlich noch miteinander vermischt, in ihrer Willensrichtung aber voneinander geschieden, am Tag des Gerichts aber wird dann auch eine körperliche Trennung nötig sein. Denn alle Menschen, die den Hochmut und die irdische Herrschaft mit ihrem eitlen Stolz und ihrem anmaßenden Prunk lieben, auch alle Geister, die solches lieben und ihre eigene Ehre in der Unterwerfung der Menschen suchen, sie alle sind in der einen Gemeinschaft zusammengeschlossen; wenn sie sich auch immer wieder untereinander um den Besitz dieser Dinge streiten, stürzen sie doch unter demselben Gewicht ihrer Begehrlichkeit auf den gleichen Abgrund zu, und sie sind miteinander verbunden S. 64 durch die Ähnlichkeit ihrer Gesinnung und ihres Verschuldens.
Auf der andern Seite sind in gleicher Weise alle Menschen und alle Geister, die demütig die Ehre Gottes, nicht ihre eigene suchen1 und ihm in Frömmigkeit nachfolgen, in einer Gemeinschaft zusammengeschlossen. Und dennoch hat Gott in seiner übergroßen Barmherzigkeit auch Geduld mit den Gottlosen und läßt ihnen Gelegenheit zu Buße und Besserung.
32. Auch damals, als er alle Menschen durch die Sintflut vernichtete, ausgenommen den einen Gerechten und seine Familie, die nach seinem Willen in der Arche Rettung finden sollten, wußte er zwar, daß die Menschen sich nicht bessern würden; und dennoch ließ er ihnen unmißverständlich ankündigen, daß der Zorn Gottes über ihnen im Anzug war, indem er während hundert Jahren an der Arche bauen ließ.2 Und wenn sie sich zu Gott bekehrt hätten, hätte er sie verschont, so wie er später die Stadt Ninive tatsächlich verschonte, weil sie Buße tat, als er ihr durch den Propheten den kommenden Untergang ankündigte.3 Ebenso handelt Gott auch an jenen, von denen er weiß, daß sie in der Bosheit verharren werden, indem er ihnen Zeit zur Buße gibt, um so unsere Geduld einzuüben und durch sein Beispiel zu formen:
Wir sollten daraus erkennen, mit wieviel Nachsicht wir Menschen die Bösen ertragen müssen, da wir ja nicht wissen, was aus ihnen später wird, wenn sogar er selbst, dem nichts Zukünftiges verborgen ist, sie verschont und am Leben läßt.
Unter der Symbolgestalt der Sintflut, bei der die Gerechten durch das Holz gerettet wurden, wurde aber auch die S. 65 zukünftige Kirche angekündigt, welche von Christus, ihrem König und Gott, durch das Geheimnis seines Kreuzes emporgehoben und vor dem Versinken in dieser Welt gerettet wurde. Gott wußte nämlich sehr wohl, daß auch aus denen, die in der Arche gerettet worden waren, wieder Böse hervorgehen würden, die das Antlitz der Erde von neuem mit Ungerechtigkeiten erfüllen würden. Dennoch gab er gleichzeitig ein Beispiel seines zukünftigen Gerichts und kündigte durch das Symbol des Holzes die Befreiung der Heiligen an.
Denn auch nach der Sintflut hörte die Bosheit nicht auf, als Hochmut, Ausschweifung und sträfliche Gottlosigkeit weiterzuwuchern; die Menschen verließen ihren Schöpfer und sanken nicht nur zu den Geschöpfen, die Gott erschaffen hat, herab, um anstelle Gottes das zu verehren, was er schuf,4 sondern machten gar Bücklinge vor den Werken aus Menschenhand, vor den Kunstgebilden der Handwerker,5 so daß der Teufel und seine bösen Geister noch hämischer über sie triumphieren konnten; diese freuen sich nämlich, wenn sie in solchen Trugbildern angebetet und verehrt werden, weil sie ihre eigenen Verirrungen mit den Verirrungen der Menschen nähren.
33. Gewiß fehlte es auch damals nicht an Gerechten, die mit frommem Herzen Gott suchten und den Hochmut des Teufels bezwangen: Sie waren Mitglieder jener heiligen Bürgerschaft, denen die zukünftige Erniedrigung Christi, ihres Königs, die ihnen durch den Geist offenbart war, das Heil brachte. Zu ihnen gehörte Abraham, der fromme und treue Knecht Gottes, der dazu auserwählt war,6 daß ihm das Geheimnis des Gottessohnes offenbart werde, so daß künftig alle Gläubigen aller Völker durch ihre Nachfolge im Glauben S. 66 Söhne Abrahams genannt wurden.7 Von ihm stammte das Volk ab, welches einmal den einen, wahren Gott,8 der Himmel und Erde schuf,9 verehren sollte, während die übrigen Völker Götzenbildern und Dämonen untertan waren. In diesem Volk nun ist schon viel deutlicher die zukünftige Kirche modellhaft vorgebildet. Es gab da nämlich die große Masse der fleischlich Gesinnten, die Gott der sichtbaren Vorteile wegen verehrten; es gab da ebenso die wenigen, die an die zukünftige Ruhe dachten und das himmlische Vaterland suchten;10 ihnen wurde durch Prophezeiung die künftige Erniedrigung Gottes, unseres Herrn und Königs Jesus Christus enthüllt, auf daß sie durch diesen Glauben von jeglichem Stolz und Dünkel geheilt würden. Diese Heiligen, die zeitlich der Geburt des Herrn vorangehen, sind nicht nur in ihrem Reden, sondern auch in ihrer Lebensführung, ihrer Ehe, ihren Kindern und ihren Taten eine Ankündigung der gegenwärtigen Zeit,11 in der die Kirche im Glauben an das Leiden Christi sich aus den Heidenvölkern zusammenfindet. Durch jene heiligen Patriarchen und Propheten wurden dem fleischlich gesinnten Volk Israel, das man später auch das Volk der Juden nannte, sowohl die sichtbaren Wohltaten vermittelt, die es in seiner fleischlichen Gesinnung vom Herrn begehrte, als auch als Strafe die körperlichen Züchtigungen verabreicht, durch die es der Zeit entsprechend erschreckt werden sollte, so wie es seiner Herzenshärte angemessen war. Doch gleichzeitig besaßen all diese Vorgänge Symbolcharakter, der auf Geistiges hinwies, nämlich auf Christus und seine Kirche, auf jene Kirche, der auch jene Heiligen schon angehörten, obwohl sie, noch bevor Christus der Herr dem Fleische nach geboren wurde, hier auf Erden S. 67 lebten. Er, der eingeborene Sohn Gottes,12 das Wort des Vaters, das gleichen Wesens und gleich ewig wie der Vater ist und durch das alles geworden ist,13 er ist nämlich unseretwegen Mensch geworden, um das Haupt der ganzen Kirche zu sein, die gleichsam sein ganzer Leib ist.14 Doch wie ein Mensch, der als ganzes und unversehrt zur Welt kommt, sehr wohl eine Hand vorausstrecken kann, ohne daß diese ihre feste Verbindung zum Gesamtkörper unter der Führung des Hauptes aufgibt 15 – bezeichnenderweise sind ja einige unter den Patriarchen selber mit vorgestreckter Hand geboren worden –, ebenso sind alle vor der Geburt unseres Herrn Jesus Christus auf der Erde lebenden Heiligen, obwohl früher geboren, mit dem Gesamtkörper der Kirche, dessen Haupt Christus ist,16 unter der Führung dieses Hauptes verbunden geblieben.
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Vgl. Ps 113,9; Joh 7,18. ↩
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Vgl. Gen 6,13-7,16. ↩
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Vgl. Jona 3. ↩
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Vgl. Röm 1,23. ↩
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Vgl. Apg 17,29. ↩
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Vgl. Gen 12,1 ff. ↩
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Vgl. Gal 3,6-8. ↩
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Vgl. Joh 17,3. ↩
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Vgl. Ps 123,8. ↩
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Vgl. Hebr 11,14–16. ↩
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Vgl. Hos 1,2 ff. ↩
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Vgl. Joh 3,16. ↩
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Vgl. Joh 1,3; Kol 1,16. ↩
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Vgl. Kol 1,18. ↩
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Vgl. 1 Kor 12,12. ↩
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Vgl. Kol 1,18. ↩