Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput IX: An illam pacem, quae sub Numae regno fuit, deos praestitisse credendum sit.
Hi etiam Numam Pompilium successorem Romuli adiuuisse creduntur, ut toto regni sui tempore pacem haberet et Iani portas, quae bellis patere adsolent, clauderet, eo merito scilicet, quia Romanis multa sacra constituit. illi uero homini pro tanto otio gratulandum fuit, si modo id rebus salubribus scisset inpendere et perniciosissima curiositate neglecta deum uerum uera pietate perquirere. nunc autem non ei di contulerunt illud otium, sed eum minus fortasse decepissent, si otiosum minime repperissent. quanto enim minus eum occupatum inuenerunt, tanto magis ipsi occupauerunt. nam quid ille molitus sit et quibus artibus deos tales sibi uel illi ciuitati consociare potuerit, Varro prodit, quod, si domino placuerit, suo diligentius disseretur loco. modo autem quia de beneficiis eorum quaestio est: magnum beneficium est pax, sed dei ueri beneficium est, plerumque etiam, sicut sol, sicut pluuia uitaeque alia subsidia super ingratos et nequam. sed si hoc tam magnum bonum di illi Romae uel Pompilio contulerunt, cur imperio Romano per ipsa tempora laudabilia id numquam postea praestiterunt? an utiliora erant sacra, cum instituerentur, quam cum instituta celebrarentur? atqui tunc nondum erant, sed ut essent addebantur; postea uero iam erant, quae ut prodessent custodiebantur. quid ergo est, quod illi quadraginta tres uel, ut alii uolunt, triginta et nouem anni in tam longa pace transacti sunt regnante Numa, et postea sacris institutis disque ipsis, qui eisdem sacris fuerant inuitati, iam praesidibus atque tutoribus uix post tam multos annos ab urbe condita usque ad Augustum pro magno miraculo unus commemoratur annus post primum bellum Punicum, quo belli portas Romani claudere potuerunt?
Traduction
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
9. Ist der Friede während der Herrschaft des Numa als ein Geschenk der Götter zu erachten?
Man glaubt ferner, die Götter seien dem Nachfolger des Romulus, Numa Pompilius, zur Seite gestanden, daß er während seiner ganzen Regierungszeit Frieden hatte und die Tore des Janustempels, die in Kriegszeiten offen zu stehen pflegen, schließen konnte; und das sei geschehen, zum Lohne dafür, daß er bei den Römern Band 1, S. 140viele Götterfeiern einführte. In der Tat müßte man diesem Manne zu der langjährigen Ruhe Glück wünschen, wenn er sie nur auch heilsam zu benützen und, statt verderblichen Grübeleien nachzuhängen, den wahren Gott mit wahrer Frömmigkeit zu suchen verstanden hätte. So jedoch haben zwar nicht die Götter ihm diese Ruhe gewährt, aber sie würden ihn vielleicht nicht so sehr in ihren Trug verstrickt haben, hätten sie ihn voll Unmuße antroffen. Je weniger sie ihn nämlich beschäftigt fanden, umso mehr haben sie ihn beschäftigt. Aus Varro erfahren wir ja, wie Numa sich bemühte und durch welche Künste es ihm möglich wurde, solche Götter an sich und seine Stadt zu ketten; doch davon, so Gott will, an anderer Stelle ausführlicher1. Hier aber, wo von den Wohltaten der Götter die Rede ist, sei gerne zugegeben, daß der Friede eine große Wohltat ist, aber er ist eine Wohltat des wahren Gottes, die er zumeist, wie Sonne, Regen2 und andere Lebenshilfen, auch Undankbaren und Nichtswürdigen zuteil werden läßt. Wenn jedoch die Götter dieses herrliche Gut der Stadt oder dem Numa verliehen, warum haben sie es dem römischen Reich nachmals nie mehr gewährt, auch nicht in seinen preiswürdigen Zeiten? Waren etwa die Götterfeiern zur Zeit ihrer Einführung wirksamer als bei den späteren Begehungen? Aber damals bestanden sie ja noch gar nicht und wurden erst aufgebracht, damit sie vorhanden wären; später dagegen bestanden sie und wurden durchgemacht, damit sie Vorteile verschafften. Woran liegt es also, daß jene dreiundvierzig oder nach anderen neununddreißig Jahre der Regierung Numas in ununterbrochenem Frieden dahingingen, während später, als die Götterfeiern eingeführt waren und die Götter selbst, die durch diese religiösen Feiern eingeladen worden waren, den Schutz und Schirm übernommen hatten, in der langen Reihe der Jahre bis auf Augustus herab als äußerst seltener Fall kaum ein einziges Jahr — nach dem ersten punischen Krieg — erwähnt wird, in welchem die Römer die Kriegspforten schließen konnten?