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Gegen Faustus
4.
Wenn es allerdings einer der Nazaräer – von andern Symmachianer genannt (cf. C.Cresc. 1,31,36) – wäre, der mir dies entgegenhielte, nämlich dass Jesus gesagt habe, er sei nicht gekommen, das Gesetz aufzuheben, sondern es zu vollenden, wäre ich für einen Augenblick unfähig, ihm zu antworten. Und dies nicht ohne Grund; wäre er doch, wenn er käme, an Körper wie Geist gleichermassen vom Gesetz und den Propheten in Beschlag genommen. Denn die Vertreter der genannten Gruppe tragen das Zeichen der Beschneidung, sie beobachten die Sabbatruhe, sie meiden Schweinefleisch und Weiteres von der Art, so wie es das Gesetz vorschreibt; allerdings tun sie das, obwohl sie sich zum Christentum bekennen. Getäuscht wurden sie, wie man leicht erkennen kann, durch dieselbe Schriftstelle wie ihr, in der Christus gesagt haben soll, dass er gekommen sei, nicht um das Gesetz aufzuheben, sondern es zu vollenden (Mt. 5,17). Mit solchen Menschen hätte ich, wie bereits gesagt (500,5) keinen geringen Kampf auszufechten, bis ich die schwere Last dieser Schriftstelle von mir abgewälzt hätte. Mich mit dir ins Gefecht einzulassen habe ich dagegen überhaupt keine Bedenken, da du auf keinerlei schlagende Argumente bauen kannst, und mich vor allem durch dein unverschämtes Auftreten herausforderst, sodass ich den Eindruck gewinne, du wollest mich eher auf die Probe stellen, als mich zum Glauben zu nötigen, dass Jesus diese Worte (Mt. 5,17) ausgesprochen habe, an die du, wie ich sehe, selber nicht glaubst. Denn obwohl an dir selber kein Anzeichen zu erkennen ist, was auf Vollendung, nicht auf Auflösung des Gesetzes und der Propheten hindeuten könnte, beschimpfst du mich wegen meiner Vorbehalte gegen diese Schriftstelle als abgestumpft und pflichtvergessen. Prahlst du etwa auch schon wie ein Jude oder Nazaräer mit jenem widerlichen Kennmal verstümmelter Geschlechtsteile? Zeigst du etwa ein stolzes Gesicht, weil du die Sabbatruhe einhältst? Sonnst du dich im Bewusstsein, kein Schweinefleisch zu geniessen? Jubelst du schliesslich vor Freude, weil du den Gott der Juden mit Opferblut und Brandopferqualm befriedigt hast? Wenn du aber nichts von all dem getan hast, was behauptest du dann so hartnäckig, dass Christus nicht gekommen ist, das Gesetz aufzuheben, sondern es zu vollenden (Mt. 5,17)?
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Reply to Faustus the Manichaean
4.
If one of the Nazareans, or Symmachians, as they are sometimes called, were arguing with me from these words of Jesus that he came not to destroy the law, I should find some difficulty in answering him. For it is undeniable that, at his coming, Jesus was both in body and mind subject to the influence of the law and the prophets. Those people, moreover, whom I allude to, practise circumcision, and keep the Sabbath, and abstain from swine's flesh and such like things, according to the law, although they profess to be Christians. They are evidently misled as well as you, by this verse in which Christ says that he came not to destroy the law, but to fulfill it. It would not be easy to reply to such opponents without first getting rid of this troublesome verse. But with you I have no difficulty, for you have nothing to go upon; and instead of using arguments, you seem disposed, in mere mischief, to induce me to believe that Christ said what you evidently do not yourself believe him to have said. On the strength of this verse you accuse me of dullness and evasiveness, without yourself giving any indication of keeping the law instead of destroying it. Do you too, like a Jew or a Nazarean, glory in the obscene distinction of being circumcised? Do you pride yourself in the observance of the Sabbath? Can you congratulate yourself on being innocent of swine's flesh? Or can you boast of having gratified the appetite of the Deity by the blood of sacrifices and the incense of Jewish offerings? If not, why do you contend that Christ came not to destroy the law, but to fulfill it?