Kap. 18. Auch die nächste Bitte läßt eine zwiefache Erklärung zu. In übertragenem Sinn kann unter dem täglichen Brot der Leib des Herrn verstanden werden, um dessen täglichen Genuß wir bitten.
Im weiteren Verlauf des Gebetes bitten und sagen wir: „Unser tägliches Brot gib uns heute!" Dies kann sowohl in geistlichem als auch in wörtlichem Sinne verstanden werden; denn beide Arten der Auffassung bergen einen göttlichen Nutzen und dienen zum Heile. Das Brot des Lebens nämlich ist Christus, und dieses Brot gehört nicht allen, sondern nur uns. Und wie wir beten: „Vater unser", weil er der Vater der Erkennenden und Gläubigen ist, so sagen wir auch: „unser Brot", weil Christus das Brot derer ist, die wie wir seinen Leib berühren dürfen. Daß aber dieses Brot uns täglich zuteil werden möge, darum bitten wir S. 181 deshalb, damit wir, die wir in Christus sind und seine Eucharistie jeden Tag als Speise des Heils empfangen1 , vom Leibe Christi nicht getrennt werden, indem irgendein schwereres Vergehen dazwischentritt, das uns aus jeder Gemeinschaft ausscheidet und uns den Genuß des himmlischen Brotes verschließt. Verkündet und sagt er doch selbst: „Ich bin das Brot des Lebens, der ich vom Himmel herabgestiegen bin. Wenn jemand ißt von meinem Brote, so wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich gebe, ist mein Fleisch für das Leben der Welt"2 . Wenn er also sagt: wer von seinem Brote esse, der lebe in Ewigkeit, so ist es zwar offenbar, daß alle die leben, die seinen Leib berühren und die Eucharistie nach dem Rechte der Gemeinschaft empfangen, andererseits aber muß es unsere Sorge und unser Gebet sein, daß keiner von der Gemeinschaft ausgeschlossen und vom Leibe Christi getrennt werde und so des Heiles verlustig gehe. Damit droht er selbst in den Worten: „Wenn ihr nicht esset das Fleisch des Menschensohnes und trinket sein Blut, so werdet ihr nicht das Leben in euch haben"3 . Und deshalb bitten wir darum, daß unser Brot, das heißt: Christus, täglich uns gegeben werde, damit wir, die wir in Christus bleiben und leben, von seiner Heiligung und seinem Leibe uns nicht entfernen.
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Die Sitte der täglichen Kommunion ist auch durch andern Schriftsteller [Tertullian, Eusebius. Basilius, Chrysostomus] bezeugt und scheint sich in den Kirchen von Rom, Afrika und Spanien ziemlich lange erhalten zu haben. In Mailand war der tägliche Empfang der Eucharistie [nach Ambrosius] selbst im 4. Jahrhundert noch üblich. Im Osten kam er im gleichen Jahrhundert allmählich ab. ↩
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Joh. 6, 51. ↩
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Joh. 6, 58. ↩