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Œuvres Fulgence de Ruspe (467-533) Vom Glauben an Petrus (BKV)
2. Kapitel (7—24). Die Menschheit Christi.

20.

Denn nicht ein Raub war jene göttliche Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater, sondern ein Recht seiner Natur. Halte ferner für wahr, was der Apostel im folgenden hinzufügt: „Er hat sich selbst erniedrigt, indem er Knechtsgestalt annahm, den Menschen gleich und im Äußeren als ein Mensch erfunden wurde“ und ferner: „Er hat sich selbst erniedrigt, S. 141 indem er gehorsam ward bis zum Tode, ja bis zum Tod am Kreuze.“ All dies gilt von dem eingeborenen Sohn Gottes, von dem göttlichen Logos, von dem der Evangelist sagt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“, von jener Kraft und Weisheit Gottes, in bezug auf welche zu Gott gesagt wird: „Alles hast du in Weisheit gebildet“;1 von jenem Anfang, mit dem zusammen der Vater selbst der einzige Anfang ist, in dem als ihm gleich ewigen er Himmel und Erde, also jede körperliche und geistige Natur, gebildet hat. Glaube all dies von der Person des eingeborenen Gottes, der, wie ich gezeigt habe, im Schöße des Vaters ist, jedoch ohne Beeinträchtigung der Ewigkeit, Unermeßlichkeit, Unsterblichkeit, Unver-änderlichkeit und Unsichtbarkeit seiner Gottheit! Diese Eigenschaften besitzt der Sohn Gottes so wesenhaft und in so gleichem Maß gemeinsam mit Gott Vater, daß er, obwohl er in Wahrheit für uns Mensch geworden ist, dennoch dem Vater wesensgleich geblieben ist, von dem er als wahrer Gott und göttliche Wahrheit gezeugt ist. Sich selbst hat er erniedrigt, aber wir alle haben von seiner Fülle empfangen;2 wenn er diese Fülle durch seine Erniedrigung verloren hätte, könnte er uns nichts aus ihr schenken. Wenn er aber nichts zu schenken hätte, könnten wir ohne Zweifel nichts empfangen. Nun aber haben wir alle von seiner Fülle empfangen. Dadurch nun, daß er uns von seiner Fülle gegeben hat, hat er gezeigt, daß er auch bei seiner Erniedrigung die Fülle, die er besaß, nicht verloren hat; denn wenn er die Fülle verloren hätte, könnte er nicht aus ihr uns geben. Er hat also Knechtsgestalt angenommen; denn nichts anderes ist jene Erniedrigung des höchsten Gottes gewesen S. 142 als die Annahme der Knechtsgestalt, d.h. der menschlichen Natur.


  1. Ps. 103, 24. ↩

  2. Joh. 1, 16. Die Kenose des Gottessohnes ist also für Fulgentius nur identisch mit der Annahme der menschlichen Natur. ↩

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