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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief
DRITTE PREDIGT

Das Kennzeichen des Antichristen

„Ich schreibe euch, nicht weil ihr die Wahrheit nicht kennt, sondern weil ihr sie kennt, und weil jedwede Lüge nicht aus der Wahrheit ist“ (2, 21). Siehe, wir sind S. 42ermahnt, wie wir den Antichrist erkennen. Was ist Christus? Die Wahrheit. Er selbst sagte: „Ich bin die Wahrheit“ (Joh. 14, 6). „Jegliche Lüge aber ist nicht aus der Wahrheit.“ Alle also, die lügen, sind nicht aus Christus. Er sagte nicht, daß manche Lüge aus der Wahrheit, manche nicht aus der Wahrheit sei. Hört seine Meinung, damit ihr euch nicht schmeichelt, euch nicht etwas vormacht und euch keiner Täuschung hingebt: „Jedwede Lüge ist nicht aus der Wahrheit.“ Sehen wir also, wie die Antichristen lügen; denn es gibt nicht bloß eine Art Lüge. „Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist?“ (2, 22.) Ein anderes bedeutet Jesus, ein anderes Christus; obwohl der eine Jesus Christus unser Erlöser ist, ist doch sein Eigenname nur Jesus. Wie Moses, wie Elias, wie Abraham ihren Eigennamen hatten, so heißt auch unser Herr nach seinem Eigennamen Jesus. Christus aber ist der Geheimnisname. Wie einer Prophet oder Priester genannt wird, so stellt Christus sich als den „Gesalbten“ vor, weil in ihm das ganze Volk Israel erlöst werden sollte. Auf die Ankunft des Christus hoffte das Volk der Juden; und weil er in Niedrigkeit kam, erkannte es ihn nicht; weil er ein kleiner Stein war, stießen sie sich an ihm und zerbrachen. Aber der Stein wuchs und wurde ein großer Berg (vgl. Dan. 2, 35). Und was sagt die Schrift? „Wer an diesen Stein stößt, der wird zerschmettert werden, und auf wen er fällt, den wird er vernichten“ (Luk. 20, 18). Allen Bösen ist Christus ein Stein des Anstoßes. Alles, was Christus sagt, schmeckt ihnen bitter (Tr. 3,6). 

S. 43Hört und seht also! Sicherlich sind alle, die aus der Kirche hinausgehen und von der Einheit der Kirche sich loslösen, Antichristen; daran zweifle keiner! Johannes selbst hat es ja bedeutet: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie gehörten nicht zu uns; denn wenn sie zu uns gehört hätten, wären sie bei uns geblieben.“ Alle also, die nicht bei uns bleiben, sondern von uns hinausgehen, sind offenkundig Antichristen. Und wie erweisen sie sich als Antichristen? Durch die Lüge: „Und wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist?“ (Tr. 3, 7.)

Fragen wir also, wer das leugnet; aber achten wir nicht auf die Zunge, sondern auf die Taten! Denn du magst alle fragen, sie bekennen alle mit einem Munde, daß Jesus der Christus ist. Laß die Zunge etwas ruhen, das Leben befrage! Wenn die Schrift selbst uns sagt, daß die Leugnung nicht nur mit der Zunge, sondern auch durch die Tat geschieht, so finden wir gewiß viele Antichristen, die mit dem Munde Christus bekennen und in ihrem Verhalten zu Christus im Gegensatz stehen. Wo finden wir das in der Schrift? Höre den Apostel Paulus! Da er von solchen sprach, sagte er: „Sie behaupten Gott zu kennen, verleugnen ihn aber durch ihre Werke“ (Tit. 1, 16). Da finden wir die Antichristen: Jeder, der durch seine Werke Christus leugnet, ist ein Antichrist. Ich höre nicht auf das, was er sagt, sondern schaue auf das, was er lebt. Die Werke reden, und wir heischen Worte? Welcher Böse will nicht gute Worte im Munde führen? Aber was sagt der Herr von solchen? „Ihr Heuchler, wie könnt ihr Gutes reden, da ihr doch Böse seid?“ (Matth. 12, 34.) Euere S. 44Stimme bringt ihr vor meine Ohren. Ich aber schaue auf eure Gedanken: Da sehe ich einen bösen Willen und zeigt ihr schlechte Früchte. Ich weiß, was und woher ich ernte: ich sammle nicht Feigen vom Unkraut, ich sammle nicht Trauben von den Dornen; denn „jeden Baum erkennt man an seiner Frucht“ (Matth. 7, 16). Der ärgste Lügner ist der Antichrist, der mit dem Munde bekennt, daß Jesus der Christus ist, und es im Werke leugnet. Darum ist er ein Lügner, weil er anders redet und anders handelt (Tr. 3, 8).

Wenn wir also, Brüder, die Werke befragen müssen, finden wir nicht nur viele Antichristen, die hinausgegangen sind, sondern auch viele noch nicht offenbare, die die Kirche keineswegs verlassen haben. Wie viele Meineidige, Betrüger, Übeltäter, Abergläubische, Ehebrecher, Trunkenbolde, Wucherer, Sklavenhändler und was wir nicht alles aufzählen können, gibt es in der Kirche; im Gegensatz steht das zur Lehre Christi, im Gegensatz steht es zum Worte Gottes; das Wort Gottes aber ist Christus; alles, was dem Worte Gottes entgegen ist, gehört zum Antichrist. Denn der Antichrist steht gegen Christus. Und wollt ihr wissen, wie offen solche Christus widerstehen? Es kommt zuweilen vor, daß sie etwas Schlechtes tun und dafür eine Zurechtweisung erhalten. Weil sie es nicht wagen, Christus zu schmähen, schmähen sie seine Diener, von denen sie zurechtgewiesen werden; wenn du ihnen aber zeigst, daß du Christi Worte sprichst und nicht deine eigenen, dann suchen sie dich nach Möglichkeit zu überführen, daß du doch deine Worte sprichst und nicht die Christi. Ist es aber handgreiflich, daß du Christi S. 45Worte sprichst, dann gehen sie auch gegen Christus an, setzen den Hebel der Kritik auch bei Christus selber an (Tr. 3, 9).

Das ist nunmehr klar, Brüder. Damit nicht einer sage: Ich bete nicht Christus, sondern Gott, seinen Vater, an, fährt Johannes fort: „Wer den Sohn leugnet, hat weder den Sohn noch den Vater; und wer den Sohn bekennt, hat den Sohn wie den Vater“ (2, 23). Euch, den Weizen, spricht er an; und die Spreu waren, sollen es hören und Weizen werden! Jeder, der sein Gewissen erforscht, möge sich ändern, wenn er die Welt liebt; er liebe Christus, auf daß er nicht ein Antichrist sei! Wenn ihm einer ins Gesicht sagt, daß er ein Antichrist ist, erzürnt er sich und glaubt, daß ihm Unrecht geschehen sei. Vielleicht droht er sogar mit dem Gericht, wenn er im Streit zu hören bekommt, er sei ein Antichrist. Christus sagt ihm: Sei geduldig! Hast du Falsches gehört, so freue dich mit mir, weil auch mir von den Antichristen Falsches nachgesagt wird; hast du aber die Wahrheit gehört, so geh ins Gewissen! Und wenn du es zu hören fürchtest, fürchte noch mehr es zu sein (Tr. 3, 10).

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Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief
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Einleitung: Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief

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