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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief
ERSTE PREDIGT

Das neue Gebot

„Und darin erkennen wir ihn, daß wir seine Gebote halten“ (2,3). Welche Gebote? „Wer sagt, er habe ihn erkannt, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm“ (2,4). Immer noch fragst du: Welche Gebote? „Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaft die Liebe Gottes vollkommen“ (2,5). Achte auf das Evangelium, ob nicht dies das Gebot ist: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt!“ (Joh. 13,34.) „Daran erkennen wir, daß wir in ihm sind, wenn wir in ihm vollkommen geworden sind“ (2, 5).1 Von dem Vollkommenen in der Liebe spricht er; was ist die vollkommene Liebe? Die Feinde zu lieben und sie zu dem Ziele zu lieben, daß sie Brüder seien; denn S. 24unsere Liebe darf nicht fleischlich sein. Einem irdische Gesundheit wünschen, ist gut; wenn sie aber fehlt, kann doch die Seele in Sicherheit sein. Du wünschst einem deiner Freunde das Leben? Du tust gut daran. Du freust dich über den Tod deines Feindes? So handelst du schlecht. Aber vielleicht ist auch für deinen Freund das Leben, das du ihm wünschst, nicht von Nutzen und war deinem Feind der Tod, über den du dich freust, zum Segen. Ungewiß ist es, ob einem dieses irdische Leben zum Segen oder zum Verderben ist; das Leben bei Gott aber ist ohne Zweifel zum Heile. So liebe deine Feinde, daß du wünschst, sie seien Brüder; so liebe deine Feinde, daß du sie in die Gemeinschaft mit dir berufen sehen willst. Denn so liebte jener, der am Kreuze hängend sprach: „Vater, verzeihe ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Luk. 23, 34). Vor dem ewigen Tode errettete er sie durch seine barmherzige Bitte und seine überragende Macht. Viele aus ihrer Mitte glaubten, und sie erhielten Vergebung dafür, daß sie daß Blut Christi vergossen hatten. In Wut vergossen sie es erst, im Glauben tranken sie es jetzt.2 „Daran erkennen wir, daß wir in ihm sind, wenn wir in ihm vollkommen geworden sind.“ Zur vollkommenen Feindesliebe mahnte der Herr mit den Worten: „Seid also vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matth. 5, 48). „Wer sagt, er bleibe in ihm, der hat die Pflicht, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist“ (2, 6). Wozu, Brüder, ermahnt er S. 25uns? Fordert er uns damit etwa auf, auf dem Meere zu wandeln? Nein, sondern dazu, auf dem Wege der Gerechtigkeit zu wandeln. Angeheftet war er ans Kreuz und wandelte dabei gerade diesen Weg: es ist der Weg der Liebe. „Vater, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Dann also wandelst du auf dem Wege des Herrn, wenn du es lernst, für deinen Feind zu beten (Tr. i, 9).

„Wer sagt, er sei im Lichte und haßt seinen Bruder, der ist in der Finsternis bis jetzt“ (2,9). Ach, meine Brüder, wie oft werden wir’s euch noch sagen: „Liebet euere Feinde!“ (Matth. 5, 44.) Sehet, was noch schlimmer ist: wenn ihr sogar gegen die Brüder immer noch Haß im Herzen hättet. Wenn ihr einzig die Brüder lieben wolltet, wäret ihr noch nicht vollkommen; wenn ihr aber sogar die Brüder haßt, was seid ihr dann? Wo steht ihr? Schau ein jeder in sein Herz; keiner habe Haß wider seinen Bruder um irgend eines harten Wortes willen, im Streit um ein Stücklein Boden. Wer immer nämlich seinen Bruder haßt, sage nicht, daß er im Lichte wandelt, er sage nicht, daß er in Christus wandelt: „Wer sagt, er sei im Lichte, und haßt seinen Bruder, der ist in der Finsternis bis jetzt.“ Da ist einer, der aus einem Heiden Christ geworden ist. Er war in der Finsternis, solange er ein Heide war, nun ist er bereits Christ geworden; Gott sei Dank, sagen dankbar alle; in dankbarer Freude liest man das Apostelwort: „Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn.“ Einst betete er Götzenbilder an, jetzt Gott. Einst betete er an, was er gemacht hatte, jetzt den, der ihn gemacht hat; er hat sich gewandelt; Gott sei S. 26Dank! frohlocken alle Christen. Warum? Weil er bereits ein Anbeter des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes ist und den Dämonen und Götzen abgeschworen hat. Aber noch ist Johannes über einen solchen beunruhigt; indes die andern Glück wünschen, hegt er immer noch Argwohn. Brüder, umfassen wir diese mütterliche Sorge gerne! Denn nicht ohne Grund ist die Mutter um uns besorgt, indes andere sich freuen; mit der Mutter meine ich die Liebe; denn sie war lebendig im Herzen des Johannes, als er dies sagte. Warum sonst sagt er es, als weil er für etwas in uns fürchtet, auch wenn die Menschen uns bereits beglückwünschen? Und was ist es, worum er sich sorgt? ,,Wer sagt, er sei im Lichte — was heißt das? Wer sagt, daß er bereits Christ sei — und haßt seinen Bruder, der ist in der Finsternis bis jetzt.“ Das heißt nicht einen Tatbestand feststellen, sondern sich freuen, wenn es nicht zutrifft, oder trauern, wenn es zutrifft (Tr. I, II).

„Wer seinen Bruder liebt, der wandelt im Lichte, und kein Anstoß ist an ihm“ (2, 10). Wer sind die, die Anstoß erleiden oder geben? Es sind solche, die sich an Christus und an der Kirche stoßen. Wenn du die Liebe hast, wirst du weder an Christus noch an der Kirche Anstoß nehmen; du wirst weder Christus noch die Kirche verlassen; denn wenn einer die Kirche verläßt, wie ist der in Christus, der nicht unter den Gliedern Christi ist? wie ist der in Christus, der nicht am Leibe Christi ist? Jene also nehmen Anstoß, die Christus oder die Kirche verlassen. Inwiefern also ist an dem kein Anstoß, der den Bruder liebt? Insofern, als der, der den Bruder liebt, um der Einheit willen alles erträgt, als die Bruderliebe in der Einheit der Liebe besteht (Tr. 1,12).


  1. Der letzte Satz: „wenn wir in ihm vollkommen geworden sind“, steht in allen Augustinus-Handschriften, fehlt aber in der Bibel. ↩

  2. Anspielung auf den eucharistischen Genuß des Fleisches und Blutes Christi. ↩

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Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief
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