7. Kap. Vorbilder im Alten Bunde.
S. 86 1. Ihr merket also, Kinder der Freude, dass uns der gute Herr alles vorher geoffenbart hat, damit wir erkennen, wem wir in allem Dank und Lob schulden. 2. Wenn nun der Sohn Gottes, obwohl er der Herr ist und einmal richten wird Lebendige und Tote1, gelitten hat, damit seine Wunde uns Leben schenke, so sollen wir überzeugt sein, dass der Sohn Gottes nur unseretwegen leiden konnte. 3. Aber sogar noch am Kreuze wurde er getränkt mit Essig und Galle2. Höret, wie darüber die Priester des Tempels geweissagt haben. Es steht geschrieben das Gebot: „Wer das Fasten nicht hält, der soll durch Tod ausgerottet werden“3; so befahl der Herr, weil auch er selbst für unsere Sünden das Gefäß des Geistes (= seinen Leib) als Opfer darbringen sollte, damit auch das Vorbild in Erfüllung gehe, das geworden ist in Isaak, der auf den Opferaltar gelegt wurde. 4. Wie nun sagt er bei dem Propheten? „Und essen sollen sie von dem Bock, der am Fasttage dargebracht wird für alle Sünden“4. Merket genau auf: „Und essen sollen allein alle Priester das Eingeweide ungewaschen mit Essig“5. 5. Wozu? Weil ihr mir, da ich für die Sünden meines neuen Volkes mein Fleisch opfern werde, „Galle mit Essig zum Trinken geben werdet“6, esset ihr allein, während das Volk fastet und in Sack und Asche vor Trauer sich an die Brust schlägt, damit es zeige, dass er durch sie leiden müsse. 6. Höret seinen Befehl: „Nehmet zwei schöne, einander ähnliche Böcke und bringet sie dar, und der Priester soll den einen nehmen zum Brandopfer für die Sünden“7. 7. Was aber sollen sie mit dem anderen machen? „Verflucht sei“, spricht er, „der andere“8. Merket auf, wie sich das Vorbild Jesu offenbart. 8. „Und ihr alle sollet ihn anspucken und schlagen und um seinen Kopf die rote Wolle legen, und so soll er in die Wüste S. 87 hinausgestoßen werden“9. Und wenn es so geschehen ist, dann bringt der Träger den Bock in die Wüste und nimmt die Wolle weg und legt sie auf einen sogenannten Brombeerstrauch, dessen Früchte wir zu essen pflegen, wenn wir sie auf dem Felde finden; nur dieser Dornstrauch trägt süße Früchte. 9. Was nun bedeutet dies? Merket auf: „Den einen auf den Altar, den anderen als Verfluchten“10, und wozu den Verfluchten mit einem Kranze? Da sie ihn (= Christus) an jenem Tage sehen werden mit dem roten Talar auf dem Leibe und da sie sagen werden: ist das nicht der, den wir einst verachtet, geschlagen, angespieen und dann gekreuzigt haben? Wahrhaftig, der war es, der damals sagte, er sei der Sohn Gottes. 10. Wie ist er denn jenem ähnlich? Dazu hat er „ähnliche, schöne, gleichgewachsene Böcke“ verlangt, dass sie, wenn sie ihn (= Christus) einmal kommen sehen, erschrecken über die Ähnlichkeit, wie sie bei dem Bocke (vorgebildet) ist. Siehe also das Vorbild des kommenden leidenden Jesus. 11. Was aber bedeutet es, dass sie die Wolle mitten in die Dornen legen? Es ist als ein Vorbild Jesu, für die Gemeinde niedergelegt, dass nämlich, wer die scharlachrote Wolle holen will, viel leiden muss, weil der Dornbusch Schrecken einflößt, und er nur mit Schmerz in deren Besitz kommt. So, sagt er, so müssen die, die mich sehen und meines Reiches teilhaftig werden wollen, in Schmerz und Leiden mich in Besitz nehmen.