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S. 216Da also die apostolische Tradition, wie gesagt in der Kirche ist und bleibt, so wollen wir zurückkehren zu dem Beweise aus den Schriften der Apostel, die das Evangelium verfaßt haben, indem wir aus dem, was sie als Lehre über Gott geschrieben haben, den Nachweis führen, daß unser Herr Jesus Christus die Wahrheit, und daß keine Lüge in ihm ist. So hat auch David seine Geburt aus der Jungfrau und seine Auferstehung von den Toten verkündet, indem er sagte: „Die Wahrheit ist aus der Erde hervorgegangen“1 . Aber auch die Apostel sind als Schüler der Wahrheit außerhalb aller Lüge, denn die Lüge hat ebensowenig Anteil an der Wahrheit wie die Finsternis an dem Licht, denn die Gegenwart des einen schließt die des andern aus. Da also unser Herr die Wahrheit war, konnte er nicht lügen, und den er als Frucht des Fehltritts kannte, den würde er nicht als Gott und Gott von allem, als höchsten König und seinen Vater bekennen, der Vollkommene den Unvollkommenen, der Geistige den Seelischen, der im Pleroma Befindliche den nicht zum Pleroma Gehörigen. Auch würden seine Schüler keinen andern Gott oder Herrn nennen außer dem, der in Wahrheit Gott und aller Herr ist. Falsch also ist die Behauptung jener eitlen Sophisten, die da sagen, die Apostel hätten nach Art von Schauspielern ihre Lehre nach der Fassungskraft ihrer Zuhörer eingerichtet und ihre Antworten nach den Vorurteilen der Frager. Den Blinden hätten sie ihrer Blindheit entsprechend Blindes vorgefabelt, den Schwachen aber gemäß ihrer Schwachheit, den Irrenden gemäß ihres Irrtums und denen, die da glaubten, daß Gott allein der Demiurg sei, dieses verkündet, denen aber, die den unnennbaren Vater fassen konnten, hätten sie durch Beispiele und Rätsel dies unaussprechliche Geheimnis kundgetan. Also nicht nach der Wahrheit, sondern wie Schauspieler und nach der Auffassung eines jeden hätten der Herr und die Apostel ihr Lehramt ausgeübt.
Ps. 84,12 ↩
