2.
S. 113 Überhaupt ist der mit sich selbst im Widerspruche, welcher die ihm von dem Vorgesetzten dargereichte Arznei nicht annimmt. Denn will er sich nicht unterwerfen und seinem eigenen Willen folgen, warum ist er dann bei ihm? Warum nimmt er ihn sogar zum Führer seines Lebens? Ist aber Jemand einmal in die Brüderschaft eingetreten und für ein taugliches Gefäß gehalten worden, so soll er, auch wenn er glaubt, das Gebot übersteige seine Kräfte, doch das Urtheil Dem anheim geben, der ihm über seine Kräfte aufgegeben hat, und sich folgsam und gehorsam bis zum Tode beweisen, des Herrn eingedenk, „der gehorsam war bis zum Tode, bis zum Tode am Kreuze.“1 Auflehnung und Widerspruch ist ein Zeichen vieler Übel: Krankheit am Glauben, Unsicherheit der Hoffnung, Stolz und Übermuth. Denn wie Derjenige, welcher ungehorsam ist, damit anfängt den Rathgeber zu verachten: so wird Derjenige, welcher den Verheissungen Gottes glaubt und auf sie seine feste Hoffnung setzt, auch wenn das Gebotene schwer ist, doch niemals säumig darin sein, wohl wissend, daß die Leiden dieser Zeit nicht zu vergleichen sind mit der künftigen Herrlichkeit, welche offenbar werden wird.2 Und wer überzeugt ist, daß, wer sich selbst erniedrigt, erhöht werden wird, zeigt mehr Bereitwilligkeit, als der Gebietende erwartet, wohl wissend, daß die augenblickliche leichte Trübsal eine überschwängliche ewige Herrlichkeit bewirkt.
