2.
Was ohne großen Aufwand das Bedürfniß hebt, Das ist anzuwenden. Dieses lehrt selbst der Herr, als er das ermüdete Volk bewirthete, damit es nicht auf dem Wege verschmachten möchte, wie geschrieben steht. Denn obwohl er durch Ersinnung eines reichlichen Mahles das Wunder in der Wüste hätte vergrößern können, bereitete er ihnen doch eine so geringe und einfache Speise, als da Gerstenbrode und ein Stück Fisch zum Brode sind. An Getränk dachte er nicht, denn das Wasser quillt für Alle und beseitigt derartige Bedürfnisse, nur in Krankheitsfällen könnte ein solches Getränk schädlich sein und müßte nach dem Rathe des Paulus an Timotheus verworfen werden.1 Überhaupt muß Alles, was offenbar schädlich ist, verworfen S. 98 werden. Denn es ist unstatthaft, zur Erhaltung des Leibes Speisen zu genießen und anderseits ihn durch eben diese Speisen zu bekämpfen und an der Erfüllung des Gebots hindern. Dieses beweist uns aber auch, daß wir uns gewöhnen müssen, das Schädliche, selbst wenn es angenehm ist, zu fliehen. Daher ist Das vorzuziehen, was leichter beschafft werden kann, und müssen wir nicht unter dem Vorwande der Enthaltsamkeit Theures und Kostspieliges aufsuchen und mit allerlei theueren Gewürzen die Speisen bereiten, sondern Das wählen, was man in jedem Lande leicht haben kann, wohlfeil ist und für die Menge bereit daliegt, von den eingeführten Gegenständen nur die gebrauchen, die zum Lebensunterhalte unentbehrlich sind, wie Öl und dergleichen, sowie was zur nothwendigen Erquickung der Kranken dient, wenn es ohne viele Sorge, Geräusch und Mühe beschafft werden kann.
I. Timoth. 5, 23. ↩
