7.
Wollt ihr mir einen Gefallen erweisen, ihr, mein Ackerfeld, mein Weinberg, mein Herz, bzw. das Herz unseres gemeinsamen Vaters, ihr, welche der Vater in Christus durch das Evangelium erzeugt hat1, dann habet Ehrfurcht vor uns! Es ist dies billig, da wir euch allen vorgezogen haben, was ihr mit denjenigen bezeugen könnt, welche uns dieses Führeramt bzw. diesen Dienst übertragen haben. Wenn demjenigen, der mehr geliebt hat, mehr geschuldet wird2, dann sollte ich die Liebe nicht messen können, zu welcher euch meine Liebe verpflichtet hat. Habet vor allem Ehrfurcht vor euch selbst, vor dem anvertrauten Ebenbilde, vor dem, der es anvertraut hat, vor den Leiden Christi, vor der daraus fließenden Hoffnung! Haltet an dem Glauben fest, den ihr empfangen habt, in dem ihr erzogen worden seid, durch den ihr erlöst werdet und der euch anvertraut ist, S. 70 auch andere zu erlösen. Nicht vieler ― wohl gemerkt! ― könnt ihr euch nämlich rühmen3. Ihr müßt wissen, daß die Religion nicht darin besteht, daß man viel über Gott spricht, sondern daß sie eher sich im Schweigen zeigt. Wird die Zunge von der Vernunft nicht im Zaume gehalten, bringt sie die Menschen zum Falle. Glaubet, daß das Hören nie so gefährlich ist, wie das Reden, daß es daher besser ist, über Gott Unterricht zu empfangen, als zu geben! Lasset die eingehenden theologischen Untersuchungen den Predigern des Wortes! Eure Frömmigkeit soll sich weniger in Worten als in Taten äußern. Nicht so sehr durch Bewunderung des Gesetzes, als durch Beobachtung der Gesetze, sollt ihr eure Begeisterung für das Gesetz kundgeben. Fliehet die Sünde, strebet nach Tugend, lebet nach dem Geiste, wandelt im Geiste, um Erkenntnis zu gewinnen! Auf den Grund des Glaubens sollt ihr nicht Holz, Heu oder Stoppeln, nicht leichtes, am Tage, da wir durch Feuer gerichtet und gereinigt werden, rasch zerstörtes Material bauen, sondern, was bleibt und besteht, nämlich Gold, Silber, Edelsteine4.
