7.
So sprachen die Brüder zum Tyrannen. Was sie einander an Ermunterungen gaben, was sie dem Auge boten, war so herrlich und heilig! Es war für die Gottesfürchtigen lieblicher als alles, was sonst zu schauen und zu hören ist. Sooft ich daran denke, werde ich von Freude erfüllt; im Geiste nehme ich an ihren Kämpfen Anteil und es ist mir ein Genuß, davon zu erzählen. Sie umarmten sich und küßten sich; es war ein Fest, wie wenn der Kampf bereits beendet gewesen wäre. Sie riefen: „Lasset uns, Brüder, in die Leiden ziehen! Gehen wir, drängen wir, solange der Tyrann noch gegen uns S. 315 entbrannt ist! Nicht soll er sich erweichen lassen, nicht wollen wir des Heiles verlustig gehen! Das Mahl ist bereitet. Versäumen wir es nicht! Es ist zwar schön, wenn Brüder beisammen wohnen, beisammen essen und für sich sorgen. Noch schöner aber ist es, wenn sie gemeinsam für das Gute in den Kampf ziehen. Wäre es möglich gewesen, hätten wir mit der Waffe für die väterlichen Bräuche gekämpft; denn der Tod in solchem Kampfe wäre rühmlich. Da aber die Zeit solche Kämpfe nicht erlaubt, wollen wir unseren Leib auf den Opferaltar legen! Wenn wir jetzt nicht sterben, werden wir denn dann überhaupt nicht sterben? Müssen wir nicht der Geburt den schuldigen Sold zahlen? Was notwendig ist, wollen wir bereitwillig tun. Zeigen wir unsere Weisheit im Sterben! Was uns gemeinsam ist, wollen wir uns aneignen! Lasset uns das Leben durch den Tod erkaufen! Keiner von uns hänge sich an das Leben, keiner sei verzagt! Wie an uns möge sich der Tyrann auch an den anderen täuschen! Er mag die Reihenfolge der Martern bestimmen, wir wollen die Verfolgung beschließen. An Eifer und Bereitwilligkeit wollen wir einander nicht zurückstehen. Der Erste wird den anderen den Weg zeigen, der Letzte wird den Kampf besiegeln. Davon wollen wir alle in gleicher Weise überzeugt sein, daß wir gemeinsam gekrönt werden, und daß der Tyrann an uns keinen Anteil erhält, daß es seiner aufgeblasenen Bosheit also nicht vergönnt sein wird, nur einen zu gewinnen und sich dann zu freuen, als hätte er über alle gesiegt. Zeigen wir, daß wir Brüder sind, nicht nur infolge der Geburt, sondern auch im Sterben! Alle wollen wir wie ein Mann und jeder für alle anderen in den Tod gehen! Eleazar, nimm uns auf! Mutter, folge uns nach! Jerusalem, wenn noch Glieder zur Bestattung übriggelassen werden, dann begrabe feierlich deine Toten! Erzähle unsere Taten, zeige der Nachwelt und deinen Freunden die heilige Begräbnisstätte der Brüder!“
