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S. 398 Soldaten, seid mit eurem Lohne zufrieden und stellet nicht unmäßige Forderungen! So will es von euch auch Johannes1, der große Herold der Wahrheit, die dem Worte vorauseilende Stimme. Was für einen Lohn meint er? Natürlich die vom König verliehene Verköstigung und die vom Gesetz für die Würden bestimmten Geschenke. Von wem kommt das, was zu viel ist2? Ich zögere, das beleidigende Wort zu sprechen. Ihr wißt es übrigens, wenn ich auch zurückhalte. Ihr Politiker, „gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist3!“ Gebet dem einen die Steuer, dem anderen Ehrfurcht! Wenn ich von Ehrfurcht rede, warne ich vor Habsucht. Welchen Vorteil ― so werdet ihr wohl fragen ― werden wir nun davon haben? Den allergrößten! Ihr werdet ― wenn ihr wollt, durch meine Vermittlung ― das Herrliche, was wir hoffen, und die höchsten Stellen im Himmelreiche gewinnen, nicht Ämter in dieser kleinen, unbedeutendsten Stadt, über die zu regieren keineswegs erhebend und ruhmvoll ist, um mich gegenüber meiner Vaterstadt maßvoll auszudrücken. Unser Wunsch soll sein, daß wir im Himmel die Ersten werden. Nach himmlischem Glanze sollen wir streben. Zum Lohn für unser Wohltun im Diesseits wollen wir im Schoße Abrahams ausruhen. Gerechte Gerichte wollen wir halten, der Armen und Dürftigen uns annehmen, der Witwen und Waisen uns erbarmen, die zum Tode Verurteilten loskaufen, bzw. ― um mich vorsichtig auszudrücken ― an ihrer Hinrichtung nicht teilhaben. Den, der uns sogar um die Brosamen des Tisches anbettelt, können wir nicht verachten, an dem, der mit Wunden bedeckt vor unseren Türen sitzt, nicht vorübergehen; wir können nicht, während andere leiden, den Vergnügungen nacheilen, von unserem Mitarbeiter uns nicht mit Ekel abwenden. Meine Freunde und Brüder, wir wollen es nicht mit dem Reichen halten, um nicht in den S. 399 Flammen zu leiden, von den Heiligen durch einen Abgrund getrennt zu werden und den armen Lazarus umsonst zu bitten, unsere glühende Zunge mit den Fingerspitzen zu kühlen. Befleißigen wir uns der Güte, der Barmherzigkeit, des Mitleids! Ahmen wir die Güte dessen nach, der seine Sonne über Gute und Böse aufgehen und über alle in gleicher Weise regnen läßt4! Bereichern wir uns nicht durch die Not anderer! Entfernen wir uns nicht so weit von der göttlichen Gerechtigkeit! An unserem Reichtum sollen nicht anderer Tränen haften, welche gleich Rost und Motte ihn verzehren oder ― um mit der Schrift zu sprechen5 ― „ausspeien“ würden. Haben wir mehr, als wir brauchen: auch Überfluß hat sein Gutes. Schenken wir davon in diesem Leben etwas her, damit wir im anderen Leben reich werden!
