Häresien des zweiten Abschnittes vom zweiten Buche.
Im zweiten Abschnitte des zweiten Buches, welcher im ganzen der fünfte ist, kommen folgende fünf Häresien vor:
65. Die Häresie des Paul von Samosata, der im großen Antiochien Bischof war. Dieser leugnete so S. 212ziemlich die Existenz Christi, indem er ihn zu einem „hervorgebrachten Worte“ [λόγος προφορικός] macht und ihn erst von Maria zu sein anfangen läßt. Was aber in der Hl. Schrift über ihn steht, das seien nur reine Voraussagungen über ihn, der noch nicht war, sondern erst von Maria und von dem Zeitpunkte seiner Menschwerdung an zu sein angefangen hat.
66. Die Manichäer, welche auch Akuaniten heißen1 , sind die Schüler des Persers Manes. Sie fassen Christus als Scheinwesen; sie beten Sonne und Mond an und flehen zu den Sternen und Mächten und Dämonen. Sie stellen zwei Prinzipe auf, das gute und das böse. Christus ist nur zum Scheine erschienen und hat nur dem Scheine nach gelitten. Das Alte Testament und seinen Offenbarungsgott schmähen sie. Die Welt ist zwar nicht ganz, doch zum Teil von Gott geschaffen.
67. Die Hierakiten, gestiftet von Hierax, einem gelehrten Schriftausleger zu Leontopolis, einer Stadt Ägyptens, verwerfen die Auferstehung des Fleisches; sie gebrauchen das Alte und Neue Testament, die Ehe verbieten sie gänzlich. Mönche und Jungfrauen, Enthaltsame und Verwitwete nehmen sie auf; Kindern, welche noch nicht zur Reife gelangt sind, sprechen sie die Teilnahme am Himmelreich ab, weil sie noch keinen sittlichen Kampf bestanden hätten.
68. Die Meletianer sind keine Häretiker, sondern ägyptische Schismatiker. Nachdem sie mit denen, die in der Verfolgung gefallen sind, in keine Gebetsgemeinschaft mehr treten wollten, haben sie sich an die Arianer angeschlossen.
69. Die Arianer oder Ariomaniten behaupten, der Sohn Gottes sei ein Geschöpf, der Hl. Geist aber das Geschöpf eines Geschöpfes. Unser Erlöser habe nur S. 213das Fleisch, nicht aber auch die Seele von Maria angenommen. Arius war Presbyter der Kirche von Alexandrien.
Das ist die Übersicht über die fünf Häresien, welche im zweiten Abschnitte des zweiten Buches oder im fünften des ganzen Werkes enthalten sind.
Nach einem gewissen Akuas, der aus Mesopotamien kam und die in Rede stehende Irrlehre nach Eleutheropolis brachte, wie unser Autor im Pan. haer. 66, n. 1 berichtet. ↩
