Edition
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De Cultu Feminarum
IX.
[1] Nam ut quaeque rerum per singulas quasque terras et unamquamque regionem maris a Deo distributa sunt, inuicem sibi peregrina, apud exteros mutuo rara, apud suos iure si utique uel negleguntur uel
[2] Ex hac uitium aliud extenditur, immoderate habendi, quod, etsi forte habendum sit, modus tamen debetur: haec erit ambitio. Vnde et nomen eius interpretandum est quod concupiscentia apud animum ambiente nascatur ad gloriae uotum, grande scilicet uotum quod, ut diximus, non natura nec ueritas sed uitiosa animi passio, concupiscentia, commendauit. Et alta uitia ambitionis et gloriae. Sic et pretia rebus inflammauit ut se quoque accenderet. [3] Nam tanto maior fit concupiscentia quanto magno fecit quod concupiit.
De breuissimis loculis patrimonium grande profertur; uno lino decies sestertium inseritur; saltus et insulas tenera ceruix circumfert; graciles aurium cutes kalendarium expendunt et sinistra per singulos digitos de saccis singulis ludit. Hae sunt uires ambitionis tantarum usurarum substantiam uno et muliebri corpusculo baiulari.
Übersetzung
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Über den weiblichen Putz (BKV)
9. Kap. Durch solchen Mißbrauch bekommen die Dinge oft einen ganz ändern Wert, als sie wirklich haben.
Denn wie alle Dinge, von Gott auf die einzelnen ihnen bestimmten Länder und Gebiete des Meeres verteilt, sich gegenseitig fremd sind, so werden sie umgekehrt in der Fremde als Seltenheiten begehrt, in ihrer Heimat aber mit Recht bald verschmäht, bald begehrt, weil dort nach solcher Auszeichnung keine so lebhafte Begierde besteht, die unter den Einheimischen nur schwach ist. Allein infolge der Verteilung der Besitztümer, die Gott nach seinem Willen angeordnet hat, entzündet die Seltenheit oder Fremdartigkeit eines Gegenstandes, der bei Fremden stets Gefallen findet, die Lust, ihn zu besitzen, aus dem einfachen Grunde, weil sie nicht haben, was Gott ändern gegeben hat. Hieraus geht wieder ein anderer Fehler hervor, die maßlose Habgier, Wenn man auch Besitztümer haben muß, so ist doch Maß zu halten. Darin dürfte das Strebertum bestehen, und daraus ist auch der Name zu erklären, daß die Begierde, die in der Seele herumstrebt, sich zum Wunsch nach Ehre gestaltet, allerdings ein hoher Wunsch, welchen aber, wie gesagt, weder die Natur noch die Wahrheit eingibt, sondern nur die fehlerhafte Beschaffenheit der Seele1. Es gibt auch noch andere Fehler des Strebertums und des Ehrgeizes, So z. B. ist er es auch, der die Preise der Dinge in die Höhe getrieben hat, um sich selbst wieder daran zu entzünden. Denn die Begierde wird um so größer, je höher sie den Gegenstand des Begehrens einschätzt. Aus einem S. 186kleinen Kästchen wird ein ganzes Vermögen herausgenommen; an einem hanfenen Faden schnürt man eine Million Sesterzen auf; ein zarter Nacken trägt ganze Landgüter und Häuserkomplexe herum; zierliche Ohrläppchen verursachen Ausgaben von Kapitalien, und jeder einzelne Finger der linken Hand macht je einen Geldsack zuschanden. So weit geht die Macht der Prunksucht, daß einzelne Dämchen den Ertrag eines großen Vermögens am Leibe tragen.
Diese Stelle ist im Deutschen kaum wiederzugeben wegen des Wortspiels mit ambitio und ambire. Wir glauben einen erträglichen Ausweg zu finden in dem Ausdruck Streberei. ↩