18.
Es hat also die Erde ihre besondere Beschaffenheit, wie überhaupt alle Elemente sie haben. So eignet der Luft Feuchtigkeit, dem Wasser Kälte, dem Feuer Wärme. Und zwar ist dies die Haupteigentümlichkeit eines jeden Elementes, wie wir sie mit der Vernunft erschließen. Wollten wir sie aber nur nach dem S. 87 Sinnenfälligen und Äußeren ins Auge fassen, so finden wir sie verbunden und zusammengesetzt: die Erde ist trocken und kalt, das Wasser kalt und naß, die Luft warm und feucht, das Feuer warm und trocken. Und so gehen infolge dieser Doppelqualitäten die Elemente gegenseitige Verbindungen ein. Die Erde nämlich, an Beschaffenheit trocken und kalt, verbindet sich, weil wegen der Kältequalität damit verwandt, mit dem Wasser und mittels des Wassers mit der Luft, insofern die Luft feucht ist. Sonach umfängt das Wasser mit seiner Kälte und Feuchtigkeit wie mit zwei Armen hier die Erde, dort die Luft, mit der Kälte die Erde, mit der Feuchtigkeit die Luft. Auch die Luft nimmt eine Mittelstellung ein zwischen zwei von Natur sich widerstreitenden Elementen, d. i. zwischen Wasser und Feuer, und freundet sich diesen beiden Elementen an, indem sie einerseits durch die Feuchtigkeit mit dem Wasser, andrerseits durch die Wärme mit dem Feuer sich verbindet. Desgleichen vereinigt sich das Feuer, da es von Natur warm und trocken ist, durch die Wärme mit der Luft, durch das Trockensein aber geht es hinwiederum die Vereinigung und Verbindung mit der Erde ein. So reichen sich in diesem Kreislaufe, gleichsam in diesem Reigen von Eintracht und Geselligkeit, die Elemente die Hand. Darum heißen sie auch griechisch στοιχεῖα [stoicheia] ― was wir lateinisch mit ‚Elemente‛ wiedergeben ―, weil sie sich gegenseitig zusammenfinden und zusammenreihen1.
στοιχεῖα [stoicheia] von στοιχέω [stoicheō] (στιχάομαι) [stichaomai] = in Reih und Glied zusammengehen. ↩
