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Es liegt also in diesen Giftpflanzen nicht bloß kein Grund zum Tadel des Schöpfers vor, sondern S. 104 vielmehr ein Anlaß zu erhöhtem Dank, da ja das Erzeugnis, in welchem du nur Gefahr vermutetest, ein wirksames Heilmittel für deine Gesundheit ist. Dem Gefährlichen läßt sich durch Vorsicht aus dem Wege gehen, des Heilsamen geht man bei Achtsamkeit nicht verlustig. Oder haben Schafe und Ziegen, was ihnen schädlich ist, erst meiden lernen müssen? Verstehen sie nicht, obschon sie unvernünftige Tiere sind, vernünftigerweise mit dem bloßen Geruchsinn infolge eines geheimen Naturinstinktes der Gefahr auszuweichen und das Leben zu schützen? Und wissen sie nicht zwischem dem Schädlichen und Nützlichen gleicherweise zu unterscheiden, so daß sie, wie man sich erzählt, falls sie sich von giftgetränkten Geschossen getroffen fühlen, wohlbekannte Kräuter aufsuchen und daraus ein Heilmittel für die Wunde sich verschaffen? Die Nahrung selbst dient ihnen zur Arznei: Die Pfeile sieht man aus der Wunde treten1, das Gift entweichen, nicht mehr schleichen. So ist auch dem Hirsche die Speise ein Gegengift. Die Schlange flieht den Hirsch2, tötet den Löwen. Eine Riesenschlange umschlingt den Elefanten. Sein Sturz würde den Tod der Siegerin bedeuten3. Mit äußerster Kraftanstrengung wird darum beiderseits der Kampf geführt. Erstere sucht den Fuß des letzteren zu umschnüren, weil so des Umwundenen Fall ihr nicht schaden könne. Dieser trachtet, daß er nicht als letzter oder nicht an einem Engpaß am Hinterfuß angefallen werde, wo er weder selbst sich wenden und mit einem starken Fußtritt die Schlange zerstampfen, noch von einem nachkommenden Elefanten Hilfe erlangen könnte.
