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In welch kläglicher Lage aber befindet sich die künftige Braut, daß sie nach Art einer Sklavin, deren Schönheit feil steht, verfeilscht wird. Dem Meistbietenden fällt sie käuflich zu. Da ist doch das Los der Sklaven, die verkauft werden, noch erträglicher, die häufig den Herrn wählen dürfen. Zeigt sich die Jungfrau wählerisch, ist’s gefehlt; wählt sie nicht, ist’s beleidigend. Ist sie noch so schön und zierlich, sie trägt Bedenken und Verlangen zugleich, sich besichtigen zu lassen: Verlangen, um sich um so teurer verkaufen zu lassen, Bedenken, es möchte eben dieser Anblick mißfallen. Welch grausames Spiel, das mit ihrem Sehnen und Wünschen getrieben wird! Welche Furcht und Besorgnis, falls Freier auftauchen, es möchte ein armer sie täuschen, ein reicher sie verschmähen, ein stattlicher sie narren, ein vornehmer sie abweisen!
