Text.
Dem geliebtesten Bruder Nestorius (sendet) Cölestinus (seinen Gruß).
1. Nach der gottlosen und oftmals verurtheilten Lehre des Pelagius und Cälestius hatte der katholische Glaube in unseren Tagen einige Zeit Ruhe, da sie mit den Genossen ihrer Lehre das Morgen- und Abendland durch ein übereinstimmendes Urtheil wie mit einem Pfeile zu Boden schlug. Auch Atticus heiligen Andenkens, der Lehrer des katholischen Glaubens und ein wahrhafter Nachfolger des seligen Johannes1 auch in dieser Beziehung, verfolgte sie um des gemeinsamen Königes willen2 so, daß sie daselbst sich nicht einmal aufhalten durften.3 Nach seinem Hingange erfaßte uns nicht wenig die Sorge, ob sein Nachfolger ihm auch im Glauben nachfolgen werde, da sich das Gute schwer fortsetzen läßt; denn oft folgt Entgegengesetztes abwechselnd auf einander. Doch hatten wir nach ihm, S. 430 der uns bald verlassen mußte,4 den heiligen Sisinnius, einen durch seine Einfalt berühmten Amtsgenossen, welcher denselben Glauben verkündete, den er vorfand. Denn es hatte die einfältige Heiligkeit und die heilige Einfalt gelesen, daß man sich vielmehr fürchten solle als Tiefe seiner eigenen Weisheit suchen,5 und anderswo,6 daß man allzu Tiefes nicht zu ergründen suchen solle, und wiederum:7 „Wenn Jemand etwas Anderes predigte, als was wir predigten, der sei im Banne.„ Als nach seinem Scheiden aus dieser Welt unser Kummer so weit gieng, als der Herr es zuließ, erfreute unser Herz die Erzählung der zu uns kommenden Boten, welche auch alsbald der Bericht der bei deiner Ordination anwesenden Collegen bestätigte, welche dir ein solches Zeugniß gaben, wie es einem Solchen gegeben werden mußte, der von anderswoher8 erwählt worden. In so hoher Achtung lebtest du vorher, daß eine fremde Stadt dich den Deinigen mißgönnte; nun aber wirst du mit solchem Schrecken gemieden,9 daß die Deinigen an Fremden sehen, wovon sie befreit wurden.
2. Deine Briefe haben wir schon längst empfangen, selche wir nicht alsbald erwidern konnten, weil man den Text derselben erst in‘s Latein übersetzen mußte. Da wir Dieß nothgedrungen spät thun ließen,10 erhielten wir über dich ein derartiges Schreiben unseres heiligen Bruders und meines Mitbischofs Cyrillus, des hochbewährten S. 431 Bischofs, durch meinen Sohn, den Diakon Possidonius, nach welchem wir sehr bedauerten, daß das Zeugniß Derer, welche über deine Ordination berichtet hatten, zunichte geworden sei; denn auf deinen guten Anfang folgte, wie wir sahen, ein schlechtes Ende; auf den guten Anfang, sage ich, welcher bei uns so gefeiert wurde, daß wir in der Antwort auf den Bericht der Brüder uns zu Theilnehmern ihrer Freude machten.11 Wenn wir aber jetzt sowohl die Klage des obengenannten Bruders erwägen, als auch dein endlich übersetztes und offenbare Gotteslästerungen enthal-tendes Schreiben, so sehen wir uns genöthigt, jenes apostolische Wort auszusprechen:12 „Ich wollte meine Stimme ändern, denn ich bin irre an euch.“ Ja ich habe sie geändert, wenn nicht der gottlose Lehrer von dem Abgrunde sich entfernt; denn es ist nothwendig, daß wir den Bösen,13 wie es uns befohlen wurde, aus unserer Mitte entfernen. Wir lasen also den Inhalt der Briefe und jene Schriften, welche wir von meinem verehrungswürdigen Sohne Antiochus erhalten hatten. In diesen nun fielst Du, wie wir es erforschten, fanden und feststellten, durch eine gewisse Geschwätzigkeit, indem du die Wahrheit in Finsterniß verhüllst und Beides wieder verwechselnd entweder das Geleugnete bekennst oder das Bekannte zu leugnen suchst. In deinen Briefen aber hast du nicht so sehr über unseren Glauben als über dich ein deutliches Urtheil gefällt, da du über das Wort Gottes anders lehren willst, als es mit dem Glauben Aller übereinstimmt. S. 432
3. Sieh' nun, zu welchem Urtheile über dich wir aufgefordert werden; sieh', welches die Folgen der Neuerungen sind. Nachdem Du ungekannt zwar gewählt, gekannt aber angeklagt worden bist, muß man nun mit dem Lehrer der Heiden sagen:14 „Denn was wir beten sollen, wie sich's gebührt, wissen wir nicht.„ Passen etwa diese Worte nicht auf jene Kirche, welche die von ihr erprobten Männer verachtete, nicht weil sie dich kannte, sondern weil sie deinem Rufe nachgieng? Die Meinung der Gutes von Dir Denkenden wurde getäuscht. Wer sollte denn glauben, daß in dem Schafspelze ein reissender Wolf verborgen sei? Es ist ein Wort desselben Apostels:15 „Es müssen auch Häresien sein, damit die Bewährten offenbar werden.“ Öffne deine Ohren und höre, was dieser an Timotheus und Titus schreibt.16 Was Anderes befiehlt er, als daß sie unheilige Wortneuerungen meiden sollen? Denn dergleichen dient zur Gottlosigkeit, was stets Disteln und Dornen trug. Auch habe er den Timotheus, sagt er, gebeten,17 daß er in Ephesus bleiben und Einigen einschärfen möge, daß Niemand anders predigen solle. Vor den Augen sind nur die Worte des Propheten Jeremias:18 „Furchtbares ist auf Erden geschehen: die Propheten verkündigen Unrechtes.„ Geht das, ich bitte dich es zu sagen, ungekannt an dir vorüberr oder verachtest du es, obwohl du es kennst? Wenn es ungekannt an dir vorüber geht, so sollst du dich nicht schämen, das Rechte zu lernen, da du dich nicht scheutest, Verkehrtes zu lehren. Wenn du es aber kennst und verachtest, so wisse, daß du keine Entschuldigung haben wirst, wenn über das dir anvertraute Talent von dir Derjenige Rechenschaft verlangt,19 welcher von diesem heiligen Pfande stets seinen Gewinn durch uns erwartet. Sieh', welche Strafe Jenem bevorsteht, welcher das Empfangene verbor- S. 433 gen, welcher wenigstens, was er empfangen, unversehrt zurückstellte; hiernach ermesse, welch' große Gefahr es mit sich bringt, auch das, was du empfangen, nicht zurückgestellt zu haben. Oder wirst du unserem Herrn sagen:20 „Die du mir gegeben hast, habe ich bewahrt,“ da, wie wir hören, deine Kirche so in Parteien gespalten ist? Mit welchem Bewußtsein lebst du, da du von fast Allen in dieser Stadt verlassen bist? Ich hätte gewünscht, sie wären damals21 so vorsichtig gewesen, als sie es jetzt sind, da sie nach Hilfe rufen. Was veranlaßte dich, über solche Fragen zu reden, die nur zu denken gotteslästerlich ist? Wie konnte ein Bischof dem Volke Solches predigen, wodurch die Ehrfurcht vor der jungfräulichen Geburt verletzt wird? Die Reinheit des alten Glaubens dürfen gotteslästerliche Reden nicht entstellen.
4. Wer wurde je nicht für fluchwürdig gehalten, der dem Glauben Etwas hinzufügte oder wegnahm? Denn vollständig und deutlich ist die Lehre der Apostel an uns und bedarf weder einer Zuthat noch einer Verminderung. Wir lesen in unseren Büchern,22 daß Nichts hinzugefügt, Nichts weggenommen werden dürfe; denn eine große Strafe trifft sowohl den, der hinzugefügt, als auch den, der wegnimmt. Daher greifen wir zum Brandeisen und Messer, weil jene Wuden nicht mehr gepflegt werden dürfen, welche ausgeschnitten zu werden verdienen. Denn wir wissen, daß grössere Gebrechen immer mit größerem Schmerze geheilt werden. Unter dem Vielen, was die gesammte Kirche als gottlose Lehre von dir verwirft, beklagen wir, daß von dem von den Aposteln überlieferten Glaubensbekenntnisse Worte beseitigt wurden,23 welche uns die Hoffnung alles S. 434 Lebens und Heiles versprechen. Warum Dieß geschieht, sagen deine Briefe, welche ohne Zweifel du selbst schicktest; wir wollten nicht, daß sie uns in die Hände kommen, damit wir nicht gezwungen würden, über einen solchen Frevel zu richten. Alle Irrgänge deiner Vorträge umschließt ihr kurzer Inhalt; du verbreitetest dich weitläufiger, giengst auf vielen Umwegen umher, endlich kamst du auf verschiedenem Wege bei deinem gottlosen Vorhaben an. Wir wissen, was Jener verboten, welcher befahl, daß Zänkereien und Streitigkeiten über das Gesetz zu vermeiden seien; „denn sie sind,„ sagt er, „unnütz und eitel.“24 Was also für eitel und unnütz erklärt wird, wird ohne Zweifel Nichts nützen.
5. Demnach mögest du, obwohl schon der Bruder Cyrillus behauptet, dich durch zwei Briefe ermahnt zu haben, wissen, daß du nach der ersten und zweiten Zurechtweisung Jenes und nach dieser unseren, welche offenbar schon die dritte ist,25 von der Gemeinschaft unseres Collegiums26 und der Christen gänzlich ausgeschlossen seist, wenn das übel Vorgebrachte nicht alsbald verbessert wird, wenn du nicht auf jenen Weg zurückkehrst, von welchem Christus bezeugt, daß Er es sei.27 In böser Weise hast du gegen Den einen verzweifelten Kampf begonnen, welcher dich vorher als einen getreuen und klugen Knecht über seine Familie einsetzen ließ.28 Du brachtest dich um die Seligkeit, welche diesem Amte verheissen ist. Denn nicht nur giebst du keine Speise zur (rechten) Zeit, sondern du tödtest durch Gift Diejenigen, welche Jener durch sein Blut und seinen Tod erworben hat.29 Denn Gift ist unter deinen S. 435 Lippen, was wir von Fluch und Bitterkeit erfüllt sehen, da du gegen Den streiten willst, welcher lieblich ist. Wo ist die Hirtensorgfalt? Ein guter Hirt giebt sein Leben für seine Schafe; der Miethling aber überläßt und überantwortet sie den Wölfen.30 Was willst du hier noch weiter als Hirt thun, der du die Heerde des Herrn anstatt der Wölfe selbst zerreissest? Welche Zufluchtsstätte bleibt noch der Heerde des Herrn, wenn sie im Schafstalle der Kirche verwundet wird? „Unter welchem Schutze wird sie vertheidigt werden, wenn sie dich statt eines Hirten als Räuber dulden soll? „Ich habe auch andere Schafe, sagt der Herr, „welche nicht aus diesem Schafstalle sind; auch diese muß ich herbeiführen.„31 Jener verspricht, noch andere herbeizuführen, dir aber gehen die verloren, welche du hattest; obwohl auch das offenbar ist, so oft Dieß eintritt, daß nicht die Schafe den Hirten, sondern vielmehr den Schafen die Hirten verloren gehen. „Und sie werden,“ sagt er, „meine Stimme hören.“32 Warum? „Damit e i n e Heerde werde.„ Auf Jenes Stimme wird eine Heerde; auf deine aber wird sie entweder geschädigt oder in die Flucht geschlagen.
6. Schwerlich passen auf dich die Worte des heiligen Paulus aus der Apostelgeschichte:33 „Ich weiß,“ sagt er, daß nach meiner Abreise reissende Wölfe auf euch kommen werden, welche die Heerde nicht schonen. Ja aus euch selbst werden Männer aufstehen, die Verkehrtes reden, um Schüler nach sich wegzuziehen.„ Wir wollten lieber, daß Dieß von dir Andern gesagt worden wäre, als dir. Denn was wir sagen, hättest du lehren sollen, nicht lernen. Ist es denn erträglich, einen Bischof belehren zu müssen, wie ein Christ sein soll? Beachte wohl, welches Loos dir beschieden wird. Du wirst angegriffen, beschuldigt, verklagt; ziemt sich so einem Bischofe? Verhärteten gebührt eine harte Antwort, wenn es noch eine Vergeltung ist, eine Gottes- S. 436 lästerung mit Worten zu strafen. Oder meinst du, man solle deiner schonen, da du selbst deiner Seele so wenig schonst, daß du Allen, den Vergangenen, den Gegenwärtigen und Zkünftigen, die Gnade des Heiles entreissen willst? Als treuer Knecht meines guten Herrn werde ich sicherlich (seine) Feinde verfolgen, da der Prophet behauptet,34 er habe sie wirklich gehaßt. Und wieder werde ich (dazu) aufgefordert durch das Wort eines Andern,35 daß ich nicht schone. Auf wen soll ich hier achten, wessen Würde wahren, wenn es sich darum handelt, daß mir der Grund meiner ganzen Hoffnung genommen wird? Es sind die eigenem Worte des Herrn im Evangelium,36 daß ihm weder Vater noch Mutter noch Kinder noch irgend eine Blutsverwandtschaft vorgezogen werden dürfen Denn es giebt häufig eine Frömmigkeit, aus welcher Gottlosigkeit entsteht, da durch den Sieg der fleischlichen Begierde jener Liebe, welche Gott ist, die leibliche Liebe vorgezogen wird, in Folge deren wir Einigen oft nachgeben. Wenn aber Derjenige angegriffen wird, welcher die Liebe selbst ist, darf auch das nicht geachtet werden,37 dessen Urheber zur Verantwortung gezogen wird.
7. Erwache endlich; denn man kann das nicht Wachsamkeit nennen, die du nicht der Obhut, sondern dem Raube widmest. Wir wollten, du schlafest in Ansehung dessen, was du lehrest, und wachest über das, was du angreifst. (Aber was sage ich?) 38 Es wäre uns erträglicher, wenn du in Beziehung auf Beides schliefest; du hättest Niemand verloren, Niemand gewonnen, die Kirche würde über keinen Verlust von Seelen trauern, über keinen Gewinn sich freuen; es wäre besser, wenn du diese ihrem S. 437 Bräutigam, so wie du sie erhalten, freiwillig wieder übergeben wolltest. Doch wozu verschwende ich so viele Worte, da Paulus der Baumeister redet?39 Vergebens suche ich nach Etwas, das durch dich auferbaut worden wäre, da ich kein Fundament bei dir finde. Ich höre, daß katholisch gesinnte Kleriker, mit welchen wir Gemeinschaft halten, von dir sehr gewaltthätig behandelt worden, so daß ihnen sogar der Aufenthalt in der Stadt verboten sein soll. Wir freuen uns, daß diese den Lohn ihres Bekenntnisses erlangen, bedauern es aber, daß ihr Verfolger ein Bischof ist. Der heilige Apostel Paulus wurde aus einem Verfolger ein Lehrer; es ist aber eine sehr große Sünde, wenn sich ein Lehrer in einen Verfolger umwandelt. Gehe einmal die Häretiker der Reihe nach durch, welche derlei Fragen in der Kirche aufwarfen! Welcher gieng jemals als Sieger aus diesem Kampfe hervor? Du hast ein Beispiel in deiner Stadt. Paulus, ein Bürger von Samosata, erntete, nachdem er sich in die antiochenische40 Kirche eingedrängt hatte, die Frucht seiner Aussaat. Die übrigen Urheber des Bösen entsetzte, nachdem sie die Kirchen sich angeeignet hatten, stets ein gleiches Strafurtheil.
8. Auch jene Häretiker, über welche du uns um Rath fragen wolltest, als ob Du nicht wüßtest, was mit ihnen vorgegangen ist, hat, weil sie Unrechtes redeten, eine gerechte Verurtheilung von ihren Sitzen vertrieben; daß sie aber dort41 einen Ruheplatz gefunden, halten wir nicht für wunderbar; fanden sie doch daselbst eine gottlose Lehre vor, in Vergleich mit der sie sich für unschuldig halten mochten. Doch, weil gerade die Gelegenheit uns zu reden auffordert, S. 438 können wir nicht verschweigen, worüber wir staunen. Wir lasen, wie richtig du über die Erbsünde denkst, wie du behauptest, daß (unsere) Natur selbst (vor Gott) schuldbeladen sei, und daß mit Recht Derjenige die Schuld trage, welcher von dem Geschlechte des Schuldners abstammt. Was sollen nun Die bei dir machen, welche verurtheilt wurden, weil sie Dieß leugneten? Niemals bleibt es frei vom Verdachte, wenn sich einander Entgegengesetztes verträgt. Sie würden endlich einmal ausgewiesen werden, wenn sie auch dein Mißfallen in gleicher Weise erregten. Warum fragt man nach dem, was in Bezug auf sie verhandelt wurde, da es doch gewiß ist, daß uns von dort von dem damaligen Bischofe Attikus, einem katholischen Manne, die Acten übersendet wurden?42 Warum fragte Sisinnius heiligen Andenkens nicht nach ihnen? Offenbar, weil er erkannte, daß sie unter seinem Vorgänger mit Recht verurtheilt wurden. Die Unglückseligen mögen die eitle Hoffnung, welche sie auf Menschen setzten, beweinen, da ihnen, um in die Gemeinschaft (wieder) zu kommen, nur durch die Buße geholfen werden kann. Siehe, du beginnst nun in Betreff ihrer aufgeklärt zu sein, wenn du etwa vorher in Unkenntniß warst.
9. Doch du sollst vielmehr für deine eigene Angelegenheit43 als für die Anderer, mit katholischer und eifriger Gesinnung besorgt sein, weil wir treffend sagen:44 „Arzt, heile dich selbst,“ der du Anderen zu helfen wünschest. Die Beschaffenheit der Krankheit duldet und erträgt keinen Aufschub. Den Glauben des Bischofs der alexandrinischen S. 439 Kirche haben wir erprobt und bewährt gefunden und finden ihn so; sei auch du, der du von ihm ermahnt wurdest, wieder derselben Gesinnung mit uns, wenn du mit uns sein willst! Wenn du diesem Bruder beistimmst, nachdem du Alles verurtheilt hast, was du bis jetzt dachtest, so wollen wir, daß du sogleich das lehrest, was du ihn lehren siehst. Denn wir warten länger, als wir sollten, auch auf die Besserung der Bischöfe;45 sowie wir für sie durch eine vorgängige Ermahnung sorgen, so müssen wir auch, falls sie unsere heilsame Ermahnung mißbrauchen, das Verdammungsurtheil gegen sie bestätigen. Das aber wird nach der Verurtheilung der bösen Lehre das Zeichen deiner vollkommenen Besserung sein, wenn Alle zur Kirche zurückgerufen werden, welche um Christi, ihres Hauptes, willen vertrieben wurden; Alle sollen zurückgerufen werden. Geschieht das nicht, was wir sagen, so muß der vertrieben werden, welcher vertrieben hat, obwohl Jene in unserer Gemeinschaft sind, gegen welche ein Solcher sich erhob.
10. Auch an den Klerus der Kirche von Constantinopel und an alle Christen überhaupt ließen wir die nöthigen Schreiben ergehen, damit sie wissen, daß, wenn du in deiner verkehrten Lehre hartnäckig verharrst und nicht so lehrest, wie unser Bruder Cyrillus mit uns lehrt, du von unserem Verbande ausgeschlossen seiest, da du mit uns keine Gemeinschaft mehr haben kannst, und, wenn sie es wissen, durch dieses Beispiel aufmerksam gemacht werden, wie sie für ihre Seele nach wohlüberdachtem und reiflichem Urtheile sorgen sollen.
11. Wisse demnach ganz deutlich, daß unser Urtheil dahin lautet, daß du, wenn du über Christus, unsern S. 440 Gott, nicht das lehrest, was die römische und alexandrinische und die ganze katholische Kirche festhält, was auch die heilige Kirche von Constantinopel bis auf dich ganz recht festgehalten hat, und jene gottlose Neuerung, welche zu trennen sucht, was die heilige Schrift verbindet, innerhalb 10 Tagen vom Tage der Eröffnung dieser Ermahnung an dich an nicht durch ein offenes und schriftliches Bekenntniß verdammst, von der Gemeinschaft der ganzen katholischen Kirche entfernt bist. Diesen unsern Urtheilsspruch haben wir durch meinen genannten Sohn, den Diakon Possidonius, mit allen Schriften an meinen heiligen Mitbischof der erwähnten Stadt Alexandrien geschickt, welcher über diese Angelegenheit ansführlicher an uns berichtete, damit er unsere Stelle vertrete, auf daß unsere Anordnung dir und allen Brüdern (durch ihn) mitgetheilt werde, weil Alle von dem, was geschieht, Kenntniß haben müssen, so oft es sich um eine allgemeine Angelegenheit handelt. (Von anderer Hand: Gott erhalte dich wohlauf, geliebtester Bruder! Gegeben am 11. August unter dem 13. Consulate des Theodosius und dem 3. des Valentinianus, unserer Kaiser.) 46
D. i. Chrysostomus. ↩
D. i. um Christi willen. ↩
Dieß sagt Marius Mercator in seinem Commonitorium und besingt Prosper in seinem Gedichte über die Undankbaren. ↩
Da er nach Sokrates VII. 28 nicht ganze zwei Jahre Bischof war. ↩
Röm. 11, 20. ↩
Sir. 3, 22. ↩
Gal. 1, 8 u. 9. ↩
D. i. von einer andern, fremden Kirche, nemlich von Antiochia. ↩
Nach dem Griech.: Du stelltest dich als Einen dar, der mit solchem Schrecken gemieden werden muß. Vgl. oben den 8. Brief n. 3, S. 411. ↩
So nach dem Griech.: nothgedrungen ═ wegen Mangel eines Uebersetzers; da wir Dieß obschon späth thun. ↩
Im Griech.: als .... zeigten. Dieser günstige Bericht über die Ordination des Nestorius, sowie die Antwort des Papstes hierauf ist verloren gegangen. ↩
Gal. 4, 20. ↩
Das lat. malum übersetzte ich mit „den Bösen“, obwohl nach dem griech. τὸ κακόν „das Böse“ gesagt werden sollte; denn der Papst hat hier jedenfalls die Worte des Apostels bezüglich des Blutschänders in I. Cor. 5, 13 im Sinne. ↩
Ps. 8, 26. ↩
Ι. Cor. 11, 19. ↩
Damit ist gemeint: Ι. Tim. 6. 20 u. Tit. 3, 9. ↩
I. Tim. 1, 3. ↩
Jerem. 5, 30. ↩
Matth. 25, 26. ↩
Joh. 17, 12. ↩
Bei deiner Wahl. ↩
Offenb. 22, 18. ↩
Die Worte: „von den Aposteln überlieferten“ fehlen im Griechischen; man mag darunter nun die hl. Schrift oder das nicänische Symbolum verstehen, so meint stets der Papst, daß Nestorius jene Worte, auf welchen unsere Hoffnung beruht, nicht dem Buchstaben selbst, sondern dem Sinne nach getilgt habe, dadurch nemlich, daß er leugnete, Maria sei Gottesmutter. Ähnlich spricht der folg. P. Sixtus III. in n. 3 des 5. Briefes. ↩
Tit. 3, 9. ↩
Nach Matth. 18, 15 u. c. apost. 73. ↩
Nach dem Griech.: ἀπὸ τῆς τοῦ συνεδρίου ἡμῶν; die lat. Version hat: ab universitate collegii. ↩
Joh. 14, 6. ↩
Matth. 24, 45. ↩
Apostelg. 20, 29. ↩
Joh. 10, 11. ↩
Ebend. 16. ↩
Ebend. ↩
29, 30. ↩
Ps. 138, 22. ↩
I. Kön. 15, 3. ↩
Matth. 10, 37. ↩
Nach dem Griech.: „müssen auch jene Neigungen abgelegt werden, deren Urheber“ u. s. w. ↩
Nur im Griech. ↩
I. Cor. 3, 10–11. ↩
Mit Rücksicht hierauf sagt der Papst, daß Nestorius in seiner Stadt ein Beispiel habe; s. Hierüber Briefe der Päpste I. S. 447 ff. ↩
In Constantinopel. ↩
Den Bericht des Marius Mercator in seinem Commonitorium, daß Attikus nach der Ausweisung des Cälestius aus Constantinopel hierüber Briefe an die Bischöfe Asiens und von Thessalonich sandte, ergänzt P. Cölestinus hier durch die Bemerkung, daß er solche auch nach Rom schickte. ↩
Der griechische Text hat den bezeichnenden Ausdruck: Wunde. ↩
Luk. 4, 23. ↩
Im Lat.: Nos contra fas etiam sacerdotes volumus esse correctos; im Griech. deutlicher: ἡμεῖς γὰρ παρὰ τὸ πρέπονκαὶ τοῖς ἱερεῖς ἀνεχόμεθα διορθωθῆναι. ↩
D. i. i. J. 430, das Eingeklammerte nur im Lateiinischen. ↩
