Text.
Cölestinus, der Bischof, (entbietet) dem Kaiser Theodosius (seinen Gruß).
1. Wir erfuhren, daß die göttliche Vorsehung ihren Angelegenheiten angedeihen ließ, was wir hofften. Es konnten ja auch die Gläubigen nichts Anderes unter euerer Regierung erwarten, als dessen wir uns jetzt erfreuen, daß nemlich die verruchte Lehre in Bezug auf Gott zusammenbreche und die Bosheit des neuen Dogma mit dessen Urheber als eine verworfene ein Ende nehme. Es wurde zwar der Glaube bekämpft und die Geburt des ewigen Königs mit den Geschoßen gottesräuberischer Worte angegriffen; ihr aber, die ihr durch Christus, unsern Gott, regieret, habt die gottlosen Feinde eueres Glaubens mannhaft besiegt und einen himmlischen Triumph gefeiert, wodurch ihr euerem gottesfürchtigen Kaiserthume eine ewige Stütze verschaffet. In Wahrheit gebührt euerem Ruhme das prophetische Wort1 und kann euer Reich „ein Reich für alle S. 504 Ewigkeit" genannt werden, da es durch die Verdienste des vertheidigten Glaubens fortvererbt und mit der zunehmenden Ehrfurcht vor der heiligen Religion durch die Einplanzung in die christliche Ehrwürdigkeit stets vergrößert wird,2 glorreichster und friedfertigster durchlauchtigster Kaiser! Siehe, nun obliegen die Häuser des Herrn den Gebeten und wird in allen Kirchen durch die unserem Gott dargebrachten Opfer dein Kaiserreich empfohlen. Kein Ärgerniß ist nach Beseitigung des vermessenen Ruhestörers gestattet, nicht mehr verwundet die pestartige Rede die Seelen der Menschen, Allen habt ihr durch euere Sorge für die gesammte Kirche ihr Seelenheil wiedergegeben. Ds ist die Milde euerer hochzupreisenden Herrschaft, durch welche nicht Länder, nicht Provinzen, sondern die Seelen Aller vertheidigt wurden. Ihr dürft euch jedenfalls diesen Sieg zum Verdienste anrechnen, den ihr nicht durch Krieg, nicht durch das Schwert, sondern nur durch die Ehrfurcht, mit welcher ihr Gott ergeben seid, errungen habt.
2. Dieser Ruhmestitel bleibt und wird euch bleiben, so daß ihn keine Zeit, kein Alter je verwischt. Denn ewig ist, was aus Liebe zum ewigen Könige geschieht. So währt der Glaube Abrahams durch Jahrhunderte. Des Königs David Verdienst machte sein Eifer für Gott zu einem ewigen, weil er die Feinde Gottes für seine Feinde hielt und Die haßte, welche er für vor Gott Verhaßte erkannte.3 Auch der Prophet Elias4 war nicht damit zufrieden, die falschen Propheten zu widerlegen, sondern er wollte sie auch strafen, so daß er sie verfolgte und vernichtete, weil er sah, daß sie nach dem Untergange seines Volkes trachten. Ihm gleichst du an Ruhm. Jener widerstand falschen Propheten, du S. 505 falschen Lehrern. Jener verfolgte die gegen Gott lügenden Propheten. du entfernst die über Christus, unsern Gott, Verruchtes lehrenden Bischöfe. Jener war nur auf Rache bedacht, euere Frömmigkeit straft das Gottlose so, daß sie das Gottesfürchtige vertheidigt.
3. Es wäre ja auch nicht genug, die Krankheit beseitigt und die Pest entfernt zu haben, wenn du nicht auch gesunde Luft wieder schaffen und den Angesteckten lebenbringende Nahrung bieten würdest, indem du jener Kirche einen solchen Bischof setzest, welcher sich schon längst bei Allen, die ihn kannten, als dieses Ranges würdig bewährt hatte. Ihm giebt Zeugniß wie einem Theile ihres Körpers die römische Kirche, welche ihn stets für Einen der Ihrigen hielt und zählte; es zeugen für ihn die Verdienste seiner Vorgänger, zu denen er eine heilige Anhänglichkeit hatte. So hieng er nemlich dem hochwürdigsten Atticus, dem tapfersten Vorkämpfer des katholischen Glaubens, der Gesinnung und dem Dienste nach an, so daß schon damals die Anzeichen seiner einstigen Bischofswürde an ihm hervorleuchteten. Doch es mag in dem geheimen Rathschluß der göttlichen Majestät bestimmt gewesen sein, daß das Bessere für spätere Zeiten aufbewahrt bleibt und man zur Ruhe erst durch die Ärgernisse der Friedensstörer gelangt. Es muß meinem Bruder, dem Bischof Maximianus, zum Ruhme gereichen, daß es die Stadt in dem, was sie zu leiden hatte, bereute, daß ihm Jemand vorgezogen wurde, nun aber, da er erwählt ist, inne wird, daß sie ihm die Unversehrtheit des Glaubens zu verdanken habe.
4. Nachdem jedoch für diese durch Jenes Verdienst so erhabene Kirche ein Bischof in solcher Weise und mit Übereinstimmung der ganzen anwesenden heiligen Versammlung gewählt und ordinirt wurde, um den Zustand der Kirche zu ordnen und die ganze Wunde der bösen Häresie mit der Wurzel auszureissen, damit das Abgeschnittene nicht hervorkeimen könne, bitten und beschwören wir euch bei S. 506 dem Namen Dessen, den ihr verehret, daß ihr ihm den Beistand eueres Glaubens gewähre. Denn jetzt muß alle Wachsamkeit entgegengesetzt werden, damit der reissende Wolf, welcher aus dem Schaafstalle der Heerde des Herrn, nachdem er (darin) gewüthet, ausgeschlossen ist, nicht abermals im heimlichen Überfalle zum Verderben der Seelen herankomme, nachdem er auf irgend einer Seite, wo er konnte, den Zaun ausgegraben. Denn er kann nicht ruhen, da er in seiner Raubgier auf seine Beute zu lauern verlangt. Gewähre Schutz den Gesunden, Heilmittel Denen, die der Heilung bedürfen. Umgürtet mit den Mauern eueres Glaubens die Wahrheit der katholischen Religion, durch welche sowohl die Gläubigen geschützt sind wie auch die Genossen eines solchen Irrthums nicht einzutreten wagen. Das nemlich ist die volle Frucht eueres Sieges, Nichts übrig zu lassen, was die Kirche Gottes wieder fürchten müßte. Denjenigen also, welchen das Urtheil aller Bischöfe ausstieß, weil er in seiner gotteslästerlichen Lehre verharrte, möge euere Milde von aller Gesellschaft entfernen, damit ihm keine Möglichkeit gelassen sei, Einige in's Verderben zu stürzen.
5. Meine gottesfürchtigen Söhne aber, den Priester Johannes und den Diakon Epictetus, die Boten einer so wichtigen Sache, empfiengen wir unter freudiger Theilnahme der ganzen Kirche, und nachdem wir das Schreiben euerer Frömmigkeit vor der ganzen versammelten christlichen Gemeinde gelesen, brachten wir unserem Gott unsere Wünsche für euch dar. Denn sie kamen unter der Führung des Herrn so zu euch, daß sie gerade an dem Tage, an welchem wir die Geburt Christi, unseres Gottes, dem Fleische nach feierten, um die sich die Frage bewegte, (hier mit uns) sich versammelten und die ganze Versammlung vereint die Gottlosigkeit verwarf.
6. Der Angelegenheit des Glaubens schließt sich passend die Angelegenheit des Nutzens der Kirche und der Armen an, damit ihr, sowie ihr dem Glauben die Unversehrtheit S. 507 verschafftet, so auch für den Vortheil der Armen sorget. Die erlauchte Proba heiligen Andenkens hinterließ vor langer Zeit in Asien gelegene Besitzungen in der Art, daß sie den größeren Theil der Einkünfte jährlich zur Vertheilung an die Kleriker, die Armen und die Klöster bestimmte. Allein die dort gelegenen Besitzungen wurden zum Schaden der Armen durch die Nachlässigkeit, um es gelinde zu sagen, ihres Leiters so behandelt, daß sie nicht nur nicht das Gewöhnliche zahlten, sondern auch durch eine erschlichene Ermächtigung ihr Recht und Besitz verletzt wird. Wir bitten euere Frömmigkeit, daß ihr in euerer Milde dem gottesfürchtigen und erlauchten Hause und der Kirche gewähren möget, daß alle Beunruhigung durch heimtückische Menschen von ihnen weiche und sowohl der Kirche als ihren Herren der Besitz sicher sei; so daß als euer Geschenk gilt, was von dort zum Unterhalt der Armen gewonnen wird. Gegeben am 15. März unter dem Consulate der erlauchtesten Männer Flav. Aetius und Valerius.5
