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Geliebteste! Außer den übrigen Anordnungen der apostolischen Lehre, die aus der Quelle göttlicher Unterweisung hervorgingen, wurde von jenen Führern der Kirhce unter dem Einfluß des Heiligen Geistes zweifellos zunächst auch die getroffen, in der Beobachtung eines heiligen Fastens die Richtschnur und den Beginn aller Tugenden zu sehen. Würde es doch für die Befolgung der göttlichen Gebote von größtem Nutzen sein, wenn sich die christlichen Streiter gegen alle Verführungen des Lasters durch das heiligende Mittel der Enthaltsamkeit schirmten. Durch das verlockende Aussehen der1 Frucht schlich sich zuerst das Verlangen zu S. 428sündigen in unser Herz hinein2 . Durch welch anderes Gnadengeschenk Gottes könnte sich da unsere aus der Knechtschaft erlöste Freiheit besser schützen, als wenn sie es nunmehr verstünde, sich erlaubter Genüsse zu enthalten, nachdem sie es früher nicht verstanden hatte, verbotene zu fliehen? „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung genossen wird“3 . Das soll jedoch nicht heißen, daß es der Zweck unseres Daseins ist, in schimpflicher und schamloser Gier alle Schätze der Erde zu erstreben, gleich als ob wir nehmen müßten, was uns nur zu nehmen erlaubt ist.
