2.
Lob und Preis gebührt Gott, der uns Menschen so vieles zu unserem Lebensunterhalte gegeben hat! Jeder Denkende muß aber erkennen, daß es für die Seelen noch größere Freuden gibt, als für den Leib. Und wenn er hört, wie ihm durch den Heiligen Geist zugerufen wird: „Gehe deinen Begierden nicht nach und wende dich ab von deinem Willen!“1 , so lerne er daraus, daß er gegen alles, was seinen Sinnen schmeichelt, die Tugend der Mäßigung üben muß! Diese verringert zwar das Wohlbehagen des Fleisches, steigert aber die Weisheit des Geistes. Sind doch seine Fähigkeiten ganz andere, wenn wir uns durch Fasten kasteien, als mit Speisen überladen haben. Sättigung kann nicht dieselbe innere Empfindungen wachrufen wie Enthaltsamkeit. Erst dann, wenn das Fleisch, „das wider den Geist begehrt“2 , unter der Herrschaft des Geistes steht, werden wir gesund und frei und wirklich frei und gesund. Denn dann folgt der Leib dem Urteil der Seele und die Seele der sicheren Führung Gottes.
