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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Gregory I, pope (540-604) Ausgewählte Briefe
Zehntes Buch. Briefe aus den Jahren 599–600.

II. (35.) An den Patriarchen Eulogius von Alexandria.

II. Gesammtausgabe 35.

An den Patriarchen Eulogius von Alexandria.

Inhalt: Schmerzhafte Krankheit Gregors. Mißverständnisse in Folge mangelhafter Übersetzung. Gregor und Eulogius stimmen vollkommen überein in der Verurteilung der Agnoiten.

Schon vor einem Jahre habe ich, das freundliche Schreiben Ew. Heiligkeit empfangen, konnte aber wegen Heftigkeit S. 533 meiner Krankheit bis jetzt nicht darauf antworten. Denn ach, schon fast zwei Jahre sind es, dass ich an das Bett gefesselt bin und so arge Gichtschmerzen leide, dass ich kaum zu Festtagen mich für drei Stunden erheben kann, um die Hl. Messe zu feiern. Sogleich aber zwingt mich dann der heftige Schmerz, mich wieder niederzulegen, um meine Pein mit Seufzen ertragen zu können. Bisweilen ist der Schmerz mäßig, bisweilen unerträglich, niemals aber so mäßig, dass er verschwindet, nie so unerträglich dass er den Tod bringt. So Bin ich alle Tage am Sterben, so flieht alle Tage der Tod von mir. Kein Wunder, dass ich schwerer Sünder lange im Gefängnis dieses verweslichen Leibes eingeschlossen bleiben muss! So sehe ich mich gezwungen, auszurufen: „Führe heraus aus dem Gefängnis meine Seele, damit sie deinen Namen preise!"1 Weil ich aber mit meinem Gebete dies noch nicht zu erlangen verdiene, so bitte ich Eure Heiligkeit, mir die Hilfe Eures Gebetes angedeien zu lassen und mich, von der Last meiner Sünden und des verweslichen Leibes zu befreien, damit ich zu der Euch wohlbekannten Freiheit der Kinder Gottes gelange.

Eure mir so teure und allzeit verehrungswürdige Heiligkeit schreibt auch, dass unser gemeinsamer Sohn, der Diakon Anatolius, Euch aus Konstantinopel geschrieben habe, es seien einige Mönche aus der Nähe von Jerusalem zu mir gekommen, um mich über die Irrlehre der Agnoiten2 S. 534 in etwas zu fragen. Wir ihr bemerket, hat er Ew. Heiligkeit gebeten, mir Eure Meinung über diese Sache zu schreiben. Aber es sind keine Mönche aus der Nähe von Jerusalem zu mir gekommen, um etwas zu fragen, und ich vermute auch nicht, dass jener unser gemeinsamer Sohn Euch etwas Unrichtiges habe schreiben können, sondern dass der Übersetzer jener Briefe sich geirrt habe, denn der erwähnte Diakon hat mir schon vor zwei Jahren geschrieben, es seien aus der genannten Gegend Mönche mit einer solchen Frage nach Konstantinopel gekommen, und hat mich um meine Meinung darüber angegangen. Schon lange vor dem Empfang Eures Schreibens habe ich ihm hierauf erwidert und gegen diese Irrlehre das Gleiche eingewendet, was ich später in dem Briefe Ew. Heiligkeit gefunden habe. Ich habe dem allmächtigen Gott großen Dank gesagt, dass die Väter der Römer und die der Griechen, nach welchen wir uns richten, über diese Frage in gleichem Geiste gesprochen haben. In vielen Abschnitten habe ich Euern Brief so gefunden, als ob ich die Schriften der lateinischen Vater gegen diese Irrlehre lesen würde. Und denket nur selbst, wie sehr ich es an meinem heiligsten Bruder lieben und loben konnte, dass er die ehrwürdigen Väter, die ich so sehr liebe, in seinem Munde getragen hat. Dem also sei Lob und Ehre in der Höhe, durch dessen Gnade noch immer auf dem Stuhle Petri die Stimme des Markus ertönt, durch dessen Geistausgießung noch immer, wenn der Priester das Allerheiligste betritt, um Geheimnisse zu erkunden, in der hl. Kirche, wir einst in der Stiftshütte, durch das Predigtamt die geistigen Glöcklein S. 535 erschallen.3 Treffend und sehr lobenswürdig ist also Eure Predigt. Wir bitten aber den allmächtigen Gott, dass er Euch lange in diesem Leben erhalte, damit von bei Harfe Gottes, welche Ihr seid, die Stimme der Wahrheit weithin in dieser Welt erschalle. Für mich aber bittet, ich bitte Euch darum, dass der Weg meiner Pilgerschaft; der für mich gar zu rau geworden ist, schnell sein Ende finde, damit ich durch Eure Verdienste, da ich es durch die meinigen nicht vermag, zu den Verheißungen des ewigen Vaterlandes zu gelangen und mit den Himmelsbürgern mich zu erfreuen vermöge.


  1. Ps 141:8 ↩

  2. Die Agnoiten (oder besser Agnoeten) waren eine monophysitische Sekte, welche behauptete, Christus habe manches nicht gewusst. Sie entstanden in der Mitte des sechsten Jahrhunderts durch den Diakon Themistius in Alexandrien und erhielten sich bis ins achte Jahrhundert. Ihre Lehre war ein Irrtum, eben weil sie Monophysiten waren, deshalb in Christo nur e i n e Natur annahmen und von dieser e i n e n Natur das Nichtwissen aussagten, was auf den gleichen Irrtum hinaus kommt, als wenn jemand von der P e r s o n des Erlösers ein Nichtwissen aussagen würde. Dass auch orthodoxe Kirchenväter und Theologen ein Nichtwissen der m e n s c h l i c h e n N a t u r in Christo annehmen, ist bekannt. Die Agnoeten mussten aber naturgemäß auch von den übrigen Monophysiten angefeindet werden; denn ihre Behauptung musste dazu führen, dass man zwischen den Naturen in Christo unterschied. Siehe Kirchenlexikon I. B. Über den Irrtum selbst siehe Brief X. 39. ↩

  3. Siehe I. 25 S. 38 und Pastoralregel I. B. S. 359 ↩

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Ausgewählte Briefe
Commentaries for this Work
Einleitung zu den Briefen des Gregor

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