9. Cap. Er ist dieses, jedoch ohne dass darum eine Teilung der Substanz stattfände.
Halte nur allzeit fest, dass ich mich zu derjenigen Glaubensregel bekannt habe, wonach ich Vater, Sohn und Geist nicht von einander geschieden sein lasse, dann wirst Du einsehen, wie es gemeint ist. Ich behaupte nämlich, der Vater sei ein anderer als der Sohn und der hl. Geist. Unwissende und Böswillige werden diese Ausdrucksweise unrichtig so verstehen, als ob sie eine Verschiedenheit ausdrücke, Verschiedenheit aber Trennung des Vaters, des Sohnes und Geistes bedeute. Ich drücke mich aber notgedrungen so aus, wenn sie Vater, Sohn und Geist für dieselbe Person ausgeben und die Monarchie zum Schaden der Ökonomie zu sehr S. 520 begünstigen. Aber ich nenne den Sohn einen anderen als den Vater, nicht infolge einer Verschiedenheit, sondern infolge einer Ausbreitung, nicht infolge einer Teilung, sondern einer Unterscheidung. Denn Vater und Sohn sind nicht dieselbe Person oder besser, sie sind nur durch ein geringes Maass der eine vom andern gesondert. Der Vater ist die ganze Substanz, der Sohn ein Seitenrinnsal1 und ein Teil vom Ganzen, wie er selber gesagt hat: „Der Vater ist grösser als ich”.2 Von ihm ist er auch, wie in den Psalmen gesungen wird, „ein wenig unter die Engel erniedrigt”.3 So ist der Vater ein anderer als der Sohn, weil grösser als der Sohn, indem der, welcher zeugt, ein anderer ist, als der, der erzeugt wird, wer sendet, ein anderer, als wer gesendet wird, wer macht, ein anderer, als der, durch welchen gemacht wird.
Glücklicherweise hat sich auch der Herr in der Person des Paraklet dieses Wortes bedient und damit keine Teilung, sondern die Disposition angedeutet: „Ich will”, sagt er, „den Vater bitten, und er wird Euch einen andern Beistand senden, den Geist der Wahrheit.”4 So nannte er den Paraklet einen andern, wie auch wir den Sohn einen andern als den Vater nennen, um dadurch anzuzeigen, dass die dritte Stufe vom Paraklet eingenommen ist, wie wir die zweite dem Sohne zuweisen, zur Aufrechthaltung der Ökonomie. Bekundet nicht der Name Vater und Sohn an sich, dass sie einer vom andern verschieden sind? Denn sie werden doch wohl alles das sein, was ihr Name besagt, die Namen werden doch wohl dem, was sie sind, entsprechen, und es ist unmöglich, dass die verschiedenen Namen sich miteinander vermengen könnten, so wenig wie die Dinge, deren Namen es sind. „Ja, ja. Nein, nein, was darüber ist, ist vom Bösen.”
