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Ad Donatum
10.
But after considering the public roads full of pitfalls, after battles of many kinds scattered abroad over the whole world, after exhibitions either bloody or infamous, after the abominations of lust, whether exposed for sale in brothels or hidden within the domestic walls--abominations, the audacity of which is greater in proportion to the secrecy of the crime,--possibly you may think that the Forum at least is free from such things, that it is neither exposed to exasperating wrongs, nor polluted by the association of criminals. Then turn your gaze in that direction: there you will discover things more odious than ever, so that thence you will be more desirous of turning away your eyes, although the laws are carved on twelve tables, and the statutes are publicly prescribed on brazen tablets. Yet wrong is done in the midst of the laws themselves; wickedness is committed in the very face of the statutes; innocence is not preserved even in the place where it is defended. By turns the rancour of disputants rages; and when peace is broken among the togas, 1 the Forum echoes with the madness of strife. There close at hand is the spear and the sword, and the executioner also; there is the claw that tears, the rack that stretches, the fire that burns up,--more tortures for one poor human body than it has limbs. And in such cases who is there to help? One's patron? He makes a feint, and deceives. The judge? But he sells his sentence. He who sits to avenge crimes commits them, and the judge becomes the culprit, in order that the accused may perish innocently. Crimes are everywhere common; and everywhere in the multiform character of sin, the pernicious poison acts by means of degraded minds. One man forges a will, another by a capital fraud makes a false deposition; on the one hand, children are cheated of their inheritances, on the other, strangers are endowed with their estates. The opponent makes his charge, the false accuser attacks, the witness defames, on all sides the venal impudence of hired voices sets about the falsification of charges, while in the meantime the guilty do not even perish with the innocent. There is no fear about the laws; no concern for either inquisitor or judge; when the sentence can be bought off for money, it is not cared for. It is a crime now among the guilty to be innocent; whoever does not imitate the wicked is an offence to them. The laws have come to terms with crimes, and whatever is public has begun to be allowed. What can be the modesty, what can be the integrity, that prevails there, when there are none to condemn the wicked, and one only meets with those who ought themselves to be condemned?
The dresses of peace. ↩
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An Donatus (BKV)
Kap. 10. Auch das Gerichtswesen ist vollständig verderbt und verrottet.
S. 49 Doch nach der Betrachtung der unsicheren Straßen, der vielfachen Schlachten, die allenthalben in der ganzen Welt toben, nach dem Anblick der blutigen oder schändlichen Schauspiele und der Greueltaten der Wollust, wie sie sich entweder offen an den Stätten der Unzucht zeigen oder hinter den Wänden des Hauses sich heimlich abspielen, und deren Verborgenheit um so größer ist, je versteckter die Schuld ist, — nach all dem könntest du dir vielleicht einbilden, das Forum wenigstens sei makellos und bleibe frei von verletzender Ungerechtigkeit, von den Berührungen des Lasters unbefleckt. Aber richte nur dorthin deinen Blick! Nur noch mehr wirst du dort finden, was deinen Abscheu erregt, nur noch eher wirst du deine Augen von dort wieder abwenden. Wohl sind die Gesetze auf den zwölf Tafeln eingegraben und die Rechte auf Erzplatten aufgezeichnet, die man offen aufgehängt hat, aber inmitten der Gesetze selbst frevelt, inmitten der Rechte sündigt man, und die Unschuld wird nicht einmal dort bewahrt, wo man sie verteidigt. Rasend tobt die Wut der einander befehdenden Parteien, und in den Zeiten der Toga1 wird der Friede gebrochen, und das Forum hallt wieder von dem Brüllen wahnwitziger Prozesse. Lanze, Schwert und Henker stehen dort zur Verfügung, die zerfleischende Kralle2 , die verrenkende Folterbank3 , das versengende Feuer, und für den einen Menschenleib hat man mehr Marterwerkzeuge, als es Glieder sind. Wer soll aber hier Hilfe bringen? Der Anwalt? Aber der treibt ja nur ein unredliches und trügerisches Spiel. Oder der Richter? Aber der verkauft ja seine Stimme. Er, der da zu Gericht sitzt, um die Freveltaten zu bestrafen, frevelt ja selbst, und damit der unschuldige Angeklagte zugrunde geht, macht sich der Richter selbst schuldig. Überall lodern die Verbrechen, und in Sünden mannigfacher Art zeigt sich allenthalben das schädliche Gift in ruchlosen Herzen wirksam. Der S. 50 eine unterschiebt ein Testament, der andere verfaßt mit todeswürdigem Trug ein falsches; hier werden Kinder um ihre Erbschaft gebracht, dort Fremde mit Gütern beschenkt; der Gegner erhebt die Anklage, der Verleumder führt den Kampf, und der Zeuge bringt Verdächtigungen vor. Hier wie dort versteigt sich die käufliche Keckheit der feilen Zunge zu erlogenen Beschuldigungen, obwohl doch die Schuldigen nicht einmal zusammen mit den Unschuldigen zugrunde gehen. Da kennt man keine Furcht vor den Gesetzen, keine Angst vor der Untersuchung, vor dem Richter: was käuflich ist, das fürchtet man nicht. Es ist schon ein Vergehen, inmitten von Schuldigen unschuldig zu sein; wer es den Bösen nicht nachtut, erregt Anstoß. Das Recht hat mit dem Verbrechen einen Bund geschlossen, und allmählich gilt das als erlaubt, was allgemein geschieht. Wie könnte es da noch eine Scheu vor irgend etwas, wie könnte es da noch eine Unbescholtenheit geben, wo es an Leuten fehlt, um die Ruchlosen zu verurteilen, und wo dir nur solche begegnen, die selbst eine Verurteilung verdienten?