40.
Den Liebenden kommt nichts schwer vor; 1 keine Mühe dünkt den hart, den die Sehnsucht erfaßt. Bedenke, was Jakob um Rachel, seine von ihm erkaufte Frau, erduldet hat! Wie die Schrift berichtet, diente er um Rachel sieben Jahre. Aber in seinen Augen waren es wenige Tage; denn er liebte sie. 2 Daher spricht er selber später: „Am Tage brannte ich vor Hitze, und in der Nacht litt ich unter der Kälte.“ 3 Auch wir wollen Christus lieben, wir wollen uns ständig seiner Umarmung erfreuen, und alles, mag es auch schwer sein, wird uns leicht vorkommen. Alles wird uns kurz S. 115 scheinen, mag es auch noch so lange währen. Getroffen vom Pfeil seiner Liebe, werden wir jeden Augenblick sprechen: „Wehe mir, weil meine Pilgerschaft sich verlängert!“ 4 Die Leiden dieser Welt halten keinen Vergleich aus mit der ewigen Herrlichkeit, die sich uns offenbaren wird. 5 Denn Mühsal zeitigt Geduld, die Geduld Bewährung, die Bewährung Hoffnung, und die Hoffnung wird nicht zuschanden werden. 6 Kommt Dir das, was Du erleiden mußt, schwer vor, dann lies den zweiten Brief Pauli an die Korinther: „In Mühen reichlich, im Kerker noch reichlicher, in Schlägen über alles Maß, in Todesgefahr häufig. Von den Juden erhielt ich fünfmal vierzig Hiebe weniger einen. Dreimal wurde ich mit Ruten gegeißelt, einmal gesteinigt. Dreimal litt ich Schiffbruch, einen Tag und eine Nacht weilte ich auf dem tiefen Meere. Oft war ich auf Reisen und lernte hierbei die Gefahren der Flüsse und Räuber kennen, Gefahren von meinem Volke, Gefahren von den Heiden, Gefahren in der Stadt, Gefahren in der Wüste, Gefahren auf dem Meere, Gefahren unter falschen Brüdern. Ich habe viele Mühen, viele Not und viele Nachtwachen auf mich genommen. Hunger und Durst habe ich erduldet; ich habe gefastet, Kälte und Blöße ertragen.“ 7 Wer von uns kann auch nur den kleinsten Teil aus dem Verzeichnis dieser Tugendübungen für sich in Anspruch nehmen? Der Apostel konnte aber auch später voller Zuversicht sagen: „Den Lauf habe ich vollendet und den Glauben bewahrt. Mich erwartet die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr verleihen wird.“ 8 Wir klagen schon, wenn einmal eine Speise nicht hinreichend gesalzen ist. Wir meinen, Gott einen Dienst zu erweisen, wenn wir den Wein mehr als gebräuchlich mit Wasser gemischt trinken, aber man zerschmettert das Glas, stürzt den Tisch um, schimpft drauf los und nimmt blutige Rache, 9 weil das Wasser etwas zu lau war. Das Himmelreich leidet Gewalt S. 116 und nur die Gewalt brauchen, reißen es an sich. 10 Wenn Du keine Gewalt brauchst, wirst Du das Himmelreich nicht an Dich reißen. Wenn Du nicht ungestüm klopfest, wirst Du das geheimnisvolle Brot nicht erhalten. 11 Kommt es Dir nicht wie ein Gewaltakt vor, wenn Du, ein Wesen aus Fleisch, sein willst, was Gott ist? Wenn Du dorthin, von wo die Engel herabstürzten, aufsteigen willst, um über die Engel zu Gericht zu sitzen?
