2.
Es sind ungefähr zwei Jahre her, daß der eben genannte Bischof Epiphanius an den Bischof Johannes einen Brief gerichtet hat, in dem er einige seiner dogmatischen Anschauungen rügt und ihn mit sanften Worten zur Umkehr mahnt. Man riß sich in Palästina um die Wette um die Handschriften, sei es wegen der Verdienste des Verfassers, sei es wegen des feinen Stiles. In unserem Klösterlein hielt sich gerade ein Mann auf, der in seiner Heimat nicht ohne Ansehen S. b266 war, Eusebius von Cremona. 1 Da überall die Rede auf diesen Brief kam und alles, ob gebildet oder ungebildet, seinen Lehrinhalt und die Eleganz der Sprache bewunderte, so fing er an, mich dringend um eine Übersetzung ins Lateinische zu bitten. Auch sollte ich den Brief zum besseren Verständnis mit Erläuterungen versehen. Eusebius war nämlich der griechischen Sprache ganz und gar nicht mächtig, und so erfüllte ich denn seinen Wunsch. Ich holte einen Schreiber herbei und diktierte in aller Eile. Am Rande der Seite ließ ich kurz anmerken, welches der Inhalt der einzelnen Kapitel des Textes sei. 2 Eusebius hatte mich nämlich dringend ersucht, auch dies, allerdings nur für seinen persönlichen Gebrauch, zu tun. Er mußte mir seinerseits versprechen, das Exemplar zu Hause zu verwahren und es nur in Ausnahmefällen anderen zu zeigen. Hierbei verblieb es anderthalb Jahre, bis die genannte Übersetzung durch eine neue Niedertracht aus seinem Schranke nach Jerusalem wanderte. Irgendein Pseudomönch ließ sich mit Geld bestechen, was am wahrscheinlichsten klingt, oder er handelte ohne Entgelt aus reiner Bosheit, wie der Verführer uns weismachen will, ohne allerdings Glauben zu finden. Er raubte sämtliche Papiere des Eusebius und übernahm gegen Entschädigung die Rolle des verräterischen Judas. Auf diese Weise gab er meinen Gegnern die Möglichkeit, gegen mich loszuziehen. Vor unerfahrenen Leuten schalt man mich einen Fälscher. Ich soll nicht Wort für Wort übertragen haben. Wo „ehrwürdig“ steht, soll ich „geliebtester“ gesetzt haben, und aus bösem Willen, den ich entschieden bestreiten muß, hätte ich die Übersetzung des Ausdruckes S. b267 μώτατον 3 unterdrück. Diese und ähnliche Kinkerlitzchen bilden den Gegenstand der gegen mich erhobenen Vorwürfe.
Es ist derselbe, der an Pammachius und Oceanus Rufins Übersetzung von περὶ ἀρχῶν vermittelt hat, die nach Rufins Behauptung von einem bestochenen Schreiber vor ihrer Vollendung ausgehändigt wurde (c. Ruf. III 5 — M PL XXIII 481 f). Vgl. auch S. 121 Anm. 1. ↩
Es handelt sich hier nicht um die Übersetzung, wie Cavallera meint (I 216). ↩
αἰδέσιμος = ehrwürdig. ↩
