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Der Apostel Paulus mußte sich vor dem Könige Agrippa wegen der gegen ihn erhobenen Anschuldigungen verteidigen. Da er es mit einem Manne zu tun hatte, der Verständnis besaß für das, was ihm vorgetragen wurde, ist er seines Sieges gewiß. Darum gibt er gleich in den ersten Worten seiner Freude Ausdruck, wenn er spricht: „Ich fühle mich glücklich, o König Agrippa, wenn ich mich heute vor dir verantworten S. b265 muß wegen all der Anklagen, welche die Juden gegen mich erheben. Denn du bist mit allen Sitten und Streitfragen der Juden hervorragend vertraut.“ 1 Hatte doch Paulus bei Isaias gelesen: „Glücklich, wer zu den Ohren eines Mannes spricht, der auch zuhört.“ 2 Ihm war klar, daß eines Redners Worte nur dann Gewicht haben, wenn die Klugheit des Richters die Sachlage erfaßt hat. Deshalb fühle ich mich auch im augenblicklichen Handel so glücklich, weil ich mich vor einem unterrichteten Manne zu rechtfertigen habe. Hat mich doch die lose Zunge eines Unkundigen der Unwissenheit, ja sogar der Täuschung beschuldigt. Er warf mir vor, daß ich einen fremden Brief nicht richtig übersetzen konnte oder am Ende gar nicht richtig übersetzen wollte. Im einen Falle hätte ich einen Irrtum, im anderen eine schlechte Handlung begangen. Damit nun nicht etwa mein Ankläger mit der Oberflächlichkeit, die aus all seinen Worten spricht, und in dem Bewußtsein, straflos auszugehen und sich deshalb alles erlauben zu dürfen, seine Beschuldigung auch an Euch heranträgt, wie er ja auch den Bischof Epiphanius angeklagt hat, schicke ich Dir diesen Brief zu. Er soll Dich und durch Dich andere, die mich ihrer Liebe würdigen, über den wahren Stand der Dinge aufklären.
