2.
Nach dem allgemeinen Gebet küssen sich alle, worauf dem Vorsteher Brot, Wein und Wasser in Mischung als Opfergaben gebracht werden. Der Vorsteher verrichtet nun die weiteren Gebete, welche unter den Termini αἶνος καὶ δόξα [ainos kai doxa], als Lobgebet an Gott Vater, das im Namen des Sohnes und des Hl. Geistes emporgesandt wird, verborgen sind, unter εὐχαριστία [eucharistia] als die Rezitation des Einsetzungsberichtes mit Epiklese, und unter εὐχαί [euchai] als die daran anschließenden Fürbitten. Ist diese Gebetsreihe vom Vorsitzenden vollendet, dann ruft das Volk ἀμήν [amēn]. Damit hat der offizielle Gebetsteil sein Ende erreicht. Sofort beginnt die Austeilung der geweihten Elemente an das ganze anwesende Volk; den Abwesenden werden sie ins Haus gebracht (c. 65, 67).
In den Partien, in welchen Justin zwischen der Beschreibung der beiden Feiern (nach der Taufe und am Sonntag) eine dogmatische Definition der gesegneten Speisen gibt, der Eucharistie, des Fleisches und Blutes des menschgewordenen Jesus, führt er diese Übung seit Apostelzeiten auf den Auftrag des Herrn τοῦτο ποιεῖτε εἰς τὴν ἀνάμνησιν μου. τουτέστι τὸ σῶμά μου.. τοῦτό ἐστι αἷμα μου [touto poieite eis tēn anamnēsin mou. toutesti to sōma mou....touto esti haima mou] zurück und identifiziert damit diese Handlung mit jener Christi.
Es liegt hier ein fest geordnetes System von Handlungen und Gebeten vor, welche seit der Entdeckung eines ägyptischen liturgischen Papyrus uns vollends vor Augen tritt. Neben den Teilen, welche unmittelbar auf den Vorgang und Worte des Herrn zurückgehen, treten andere auf, die mehr menschlicher Kombination entsprechen; zu ihnen gehören der Friedenskuß zu S. 4 Beginn der eigentlichen Opferhandlung, durch apostolische Formeln (1 Kor. 16, 20; 2 Kor. 13,12; 1 Petr. 5, 14 ἀσπάσασθε ἀλλήλους ἐν φιλήματι [ἁγίῳ][aspasasthe allēlous en philēmati [hagiō]) vorgebildet, das allgemeine Gebet, welches vom Volke verrichtet, und das große Dankgebet, das dem προεστώς [proestōs] reserviert bleibt1.
(11.) Ed. Freih. von der Goltz, Das Gebet in der ältesten Christenheit, Leipzig 1901. A. Baumstark, Das eucharistische Hochgebet und die Literatur des nachexilischen Judentums, Theologie und Glaube II. Jahrgang 1910, 353—370 (3 Macc. c. 2 und 6; Sap. Sal. IV, Esra etc.). ↩
