2.
Die Seele beginnt hier sich zu sammeln, indem sie schon etwas Übernatürliches berührt; denn durch sich selbst kann sie dies in keiner Weise erreichen, soviel sie sich dazu auch anstrengen mag. Zwar ist es wahr, daß sie sich scheinbar mit dem Treiben des Rades und dem Füllen der Röhren, d. i. durch die Tätigkeit ihres Verstandes, eine Weile abgemüht hat; aber das Wasser steht hier schon höher, und darum plagt sie sich auf diese Weise schon viel weniger als durch Schöpfen aus dem Brunnen. Ich sage, das Wasser stehe hier näher, weil die Gnade sich der Seele schon klarer zu erkennen gibt. Dabei geschieht es, daß die Seelenkräfte, ohne sich zu verlieren oder zu entschlafen, sich in sich selbst zurückziehen, damit die Seele das Vergnügen, das sie hier empfindet, mit größerer Wonne genießt. Der Wille allein wird hier eingenommen, so daß er, ohne zu wissen wie, gefangengehalten wird; nur gibt er seine Zustimmung dazu, daß Gott ihn in Haft halte, indem er wohl weiß, daß er ein Gefangener dessen sei, den er liebt. O Jesus, mein Herr, was vermag doch hier deine Liebe über uns! Sie hält die unsrige so gebunden, daß sie ihr in diesem Zustande keine Freiheit läßt, etwas anderes zu lieben als dich.
