1.
An der guten und heiligen Gesellschaft jener Nonne fand ich bald Gefallen. Da sie sehr geistreich und heilig war, verstand sie es so vortrefflich von Gott zu reden, daß ich ihr mit inniger Freude zuhörte. Übrigens hatte mir, soviel ich meine, das Anhören solcher Gespräche noch zu jeder Zeit große Freude gemacht. Die fromme Dienerin Gottes erzählte mir, wie sie dazu gekommen sei, Nonne zu werden, nämlich durch das bloße Lesen der Worte des Evangeliums: »Viele sind berufen, aber wenige auserwählt.« Auch sprach sie von dem Lohne, den der Herr jenen verleiht, die aus Liebe zu ihm alles verlassen. Diese gute Gesellschaft bewirkte, daß die schlimmen Gewohnheiten, die ich im Umgange mit weltlich gesinnten Personen angenommen hatte, allmählich verschwanden. Das Verlangen nach den ewigen Gütern kehrte wieder in meine Seele zurück und auch meine Abneigung gegen den Ordensberuf, die bisher sehr stark gewesen war, verminderte sich allmählich. Bemerkte ich damals, daß eine der Nonnen unter dem Gebete Tränen vergoß, oder gewahrte ich andere Tugenden an ihr, so beneidete ich sie darob sehr; denn mein Herz war in dieser Hinsicht so hart, daß ich die ganze Leidensgeschichte des Herrn hätte lesen können, ohne auch nur eine einige Träne zu vergießen. Dies schmerzte mich sehr.
