Kritik über Don Laurentius de Cepeda, ihren Bruder
Auch Herr Laurentius de Cepeda hat uns genützt, und wir danken ihm vielmals für seine Verse und seine Antwort; denn wenn er auch mehr gesagt hat, als er versteht, so verzeihen wir ihm doch wegen des Vergnügens, das uns seine Verse gemacht haben, seine geringe Demut, die er dadurch verrät, daß er sich nach seinem eigenen Geständnis in so hohe Dinge eingelassen hat. Ebenso verzeihen wir ihm seinen guten Rat, den wir nicht erbeten haben; er sagt nämlich, man solle sich dem Gebete der Ruhe widmen, als stünde dies nur so in seiner Willkür. Er kennt schon die Strafe, in die jener fällt, der solches wagt. Gott gebe, daß an ihm von dem Honig, in dessen Nähe er ist, etwas hängenbleibe! Er verschafft mir viel Trost, wiewohl ich einsehe, daß er Ursache genug hat, sich zu schämen.
Man kann nicht beurteilen, wer aus allen den Vorzug verdient, weil sie in allem gefehlt haben. Ich will keinem Unrecht tun. Tragen Euere Bischöfliche Gnaden ihnen auf, sich zu bessern! Vielleicht werde auch ich mich darin bessern, daß ich meinem Bruder in seiner geringen Demut nicht nachfolge. Diese Herren sind alle so hoch daran, daß sie das Spiel verloren haben, weil sie eine Karte zuviel hatten..Denn wem die Gnade widerfährt, daß seine Seele mit Gott vereinigt ist, dem wird er, wie schon erwähnt, nicht mehr sagen, daß er ihn suchen solle, weil er ihn ja schon besitzt.
Ich küsse Euerer Gnaden vielmals die Hand für die Huld, die Sie mir durch Zusendung Ihres Briefes erwiesen haben. Ich beantworte ihn jetzt nicht, da ich Ihnen mit solchen Torheiten ohnehin schon lästig genug war.
Euerer Bischöflichen Gnaden
unwürdige Dienerin und Untergebene
Theresia von Jesu
