1.
Wir wollen nun von der Losschälung sprechen, deren wir uns befleißigen müssen; in ihr ist alles enthalten, wenn sie vollkommen ist. Ja alles; denn wenn wir den Schöpfer allein umfangen und alles Erschaffene für nichts achten, gießt Seine Majestät uns die Tugenden in dem Maße ein, daß wir wenig mehr zu kämpfen haben werden, sofern wir uns nur allmählich bemühen, das zu tun, was an uns liegt. Der Herr selbst tritt dann in den Kampf, um uns wider die höllischen Geister und die ganze Welt zu verteidigen. Glaubt ihr, meine Schwestern, es sei ein geringes Gut, wenn wir uns bemühen, uns ganz und ungeteilt dem hinzugeben, der unser Alles ist? Da nun, wie gesagt, in ihm alle Güter enthalten sind, so laßt uns, meine Schwestern, ihn lobpreisen für die Gnade, daß er uns an einem Orte vereinigt hat, wo wir uns einzig mit dieser Hingabe beschäftigen! Ich weiß darum auch nicht, warum ich davon rede, da ihr alle, die ihr hier seid, mich darüber belehren könnt; denn ich muß bekennen, daß ich in diesem so wichtigen Punkte noch nicht die Vollkommenheit besitze, die ich mir wünsche, und die ich, wie ich wohl weiß, haben sollte. Das gleiche muß ich von allen Tugenden und von dem sagen, was ich in diesem Buche schreibe; es ist leichter, über eine Tugend zu schreiben, als sie zu üben. Aber auch im Schreiben werde ich vielleicht das Rechte nicht treffen; denn manchmal ist es auf die Erfahrung zurückzuführen, wenn man etwas recht zu sagen weiß. Treffe ich das Rechte, so mag es daher kommen, daß ich das Gegenteil von den Tugenden, über die ich schreibe, an mir hatte. Was das Äußere betrifft, so ist es offenbar, wie abgeschieden von allein wir hier leben.
